Bild des Tages

Brutalistischer Charme

Der Künstler Philip Topolovac hat den Brunnen im Biergarten des Berghains nachgebaut. Das Haus am Lützowplatz zeigt die brutalistische Skulptur bis Ende August in seinem Innenhof

Von Clara Zimmermann
11.05.2023

Umgeben von grünen Weinblättern und blühenden Glyzinien befindet sich im Hof hinter dem Haus am Lützowplatz eine kleine Oase. An diesem lauschigen Ort versteckt sich die Studiogalerie des Hauses und in den Sommermonaten ziert nun schon bereits in der achten Ausgabe eine Skulptur den begrünten Innenhof. In diesem Jahr wurde der in Berlin lebende Künstler Philip Topolovac von Max Dax, dem Gastkurator und ehemaligen Chefredakteur der Musikzeitschrift Spex, eingeladen, die HaL-Hofskulptur zu gestalten. Der T-förmige Brunnen „Mockup (Fountain)“ fügt sich trotz seines brutalistischen Designs dezent in die Umgebung ein. Auf seinem Grund schimmern bereits einige Centmünzen und fast könnte man meinen, die Arbeit stehe schon immer an dieser Stelle. 

Der Künstler, geboren 1979, nimmt mit seinem Modell Bezug auf einen Stahlbetonbrunnen, der im Biergarten des Berghains steht. Das Original, ein ehemaliger Betonträger für Leitungen, wurde von den Betreibern des berühmten Techno-Tempels zu einem Brunnen zweckentfremdet. Topolovac hat sich schon öfter mit brutalistischen Funktionsformen beschäftigt. Auch das Berghain, insbesondere die Magie, die von dem Ort ausgeht, war bereits Thema seiner Arbeiten. Für die Skulptur „I’ve never been to Berghain“ baute er den Club aus Kork nach, eigentlich eine Tradition aus der Zeit der Renaissance, in der adlige Reisende Korkmodelle berühmter Bauwerke anfertigen ließen. Mit seiner Radierung „Vedute“, die ebenfalls das ehemalige Heizkraftwerk zeigt, zitiert er das Prinzip des italienischen Kupferstechers Giovanni Battista Piranesi.

Die graue Skulptur fungiert als Prélude zur Gruppenausstellung „Cold Shelter“, auch kuratiert von Max Dax, die am 30. Juni in der Studiogalerie eröffnen wird und sich dem Themenkomplex Schutzraum widmet. Die Architektur des Brunnens übernimmt in diesem Kontext eine wegweisende Funktion und dient als Mahnmal in einer zunehmend polarisierten Welt.

Übrigens: Die HaL-Hofskulptur #8 kann noch bis zum 27. August besichtigt werden. 

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