Die Wortmeisterin Jenny Holzer wird in einer großen Schau in Düsseldorf gewürdigt. Ein Gespräch über wahre Sätze und magisches Licht
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07.03.2023
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 210
Der Inhalt wird beeinflusst, moduliert, infiziert, unterstützt, übertragen, transportiert durch die Materialien, das Medium, die Technik, die Assoziationen – und das ist der Spaß daran und die Verantwortung.
Ich wollte nicht als eine schamvoll verdrängte und schreckliche, gescheiterte Malerin sterben. Ich sah ästhetisches Potenzial in zensierten Regierungsdokumenten, die den Werken der russischen Suprematistinnen und Suprematisten ähnelten, und ich fand Informationen in den einst geheimen Seiten, die enthüllend, wahrhaftig und unmittelbar sind. Sie sind es wert, dass man sie wieder den Menschen vor Augen hält, die ansonsten die Geschichte möglicherweise nicht sehen würden. Diese Dokumente bieten Form und Inhalt, manchmal getrennt und manchmal zusammen, so lockten mich diese Blätter an. Jetzt lerne ich, wie man sie richtig malt.
Ich empfinde es als Glücksfall, wenn meine Werke auf öffentlichen Plätzen und in Museen zu sehen sind. Jeder Ort hat unterschiedliche Ansprüche, die nahezu unmöglich zu erfüllen sind, aber das ist die Herausforderung und die Verpflichtung daran.
Ich mag, dass Cobain in einer anderen Aufnahme dieses Fotoshootings in der Nase bohrt.
Eine absurde, verwerfliche, tragische Anzahl an Menschen wird erschossen, und Alternativen zur Demokratie sind schrecklich.
Auf einer gewissen Ebene ist Trump klar, dass die Verfassung sehr viel mächtiger ist als er. Dieses Bewusstsein mag der Grund sein, weshalb Trump diktieren will.
Ich hoffe, sie hat die Welt nicht schlechter gemacht. Das ist alles, was ich mit Zuversicht für mich beanspruchen kann. Ich kann keine großen Behauptungen machen. Auf jeden Fall sind die meisten menschlichen Aktivitäten überfällig für eine kritische Neubewertung, und meine sind da keine Ausnahme.
Empathie ist eine Voraussetzung. Ich bin keine richtige Schriftstellerin, also muss ich etwas fühlen, um angemessen schreiben zu können.
Es war und ist notwendig, Vergewaltigung als ein Kriegsverbrechen und ein im Alltag ständig vorkommendes Verbrechen darzustellen. Ein zu großer Prozentsatz von Frauen braucht sich Vergewaltigung nicht vorzustellen, um mitzufühlen. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn hauptsächlich Männer sexuell angegriffen und nicht selten getötet würden.
Weiblich zu sein kann in der Kunstwelt von Nachteil sein, so wie ganz allgemein Frauen auf dieser Welt im Nachteil sind. Manchmal jedoch ist das, was ich aufgrund meines Geschlechts weiß und vorhersehen kann, ein Pluspunkt. Und tatsächlich bieten meine Erfahrungen lebendiges Themenmaterial.
Es wäre nicht schlechter, wenn die Welt überwiegend Präsidentinnen hätte.
Ich würde lieber Kessel voller Suppe auf Klimawandelleugnern sehen.
„Jenny Holzer“,
11. März bis 6. August,
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen/K21, Düsseldorf