Bild des Tages

Magnetisches Paris

Eine neue Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin wirft Licht auf die vielen jüdischen Künstlerinnen und Künstler, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris lebten

Von Clara Zimmermann
26.01.2023

Die Stadt Paris besaß schon immer eine gewisse Anziehungskraft, ein gewisses je ne sais quoi. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts pilgerten Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt in die französische Hauptstadt. Darunter auch der deutsche Maler und Bildhauer Otto Freundlich. Während seines ersten Parisaufenthalts im Jahr 1908 wohnte er unter einem Dach mit Pablo Picasso und Georges Braques. Deren verwahrlostes Haus, namens „Beteau-Lavoire“, lag im Künstlerviertel Montmatre und etablierte sich schnell zum Treffpunkt der Pariser Avantgarde. Eine Schau im Jüdischen Museum Berlin zeigt nun Positionen jüdischer Kunstschaffender, die damals die avantgardistische Kunstbewegung maßgeblich prägten. Sie waren Teil einer diversen und kosmopolitischen Kunstszene, die sich weniger durch einen gemeinsamen Stil kennzeichnen ließ als vielmehr durch ihre Ablehnung nationalistischer und fremdenfeindlicher Ideologien. Otto Freundlichs abstrakte Komposition entstand um 1919. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich in Deutschland und hatte gerade die Novembergruppe mit gegründet. In den Zwanzigerjahren zog er zurück nach Paris. Während des Nationalsozialismus wurde seine Kunst als „entartet“ eingestuft und er als deutscher Jude in Frankreich interniert. Später starb Freundlich in einem Vernichtungslager in Polen. Das Jüdische Museum Berlin erinnert mit seiner Schau an die vielen jüdischen Künstlerinnen und Künstler, die damals in Paris lebten und gleichzeitig auch an deren tragischen Schicksale.

Übrigens: Die Ausstellung „Paris Magnétique. 1905 –1940″ im Jüdischen Museum Berlin läuft noch bis zum 1. Mai.

Zur Startseite