Ausstellungen des Monats

Nicht verpassen: 6 Ausstellungen im September

Die schönsten Kunstausstellungen im September: Die Museen bieten zum Herbstbeginn spannende Einblicke in die Sammlung der Burda-Brüder, führen in die Welt impressionistischer Skulpturen und erinnern an die Fotoszene um 1980 

Von WELTKUNST Redaktion
01.09.2020
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 175

Medaro Rosso La Portinaia
„La Portinaia" (1883/84) von von Medaro Rosso ist neben vielen anderen Skulpturen noch noch bis zum 25. Oktober im Städel Museum Frankfurt zu sehen. © Sammlung PCC

En Passant

Städel Museum, Frankfurt,
bis 25. Oktober

Eine wunderbar sinnliche und dabei doch sehr lehrreiche Ausstellung hat das Städel Museum zum Impressionismus in der Skulptur organisiert. Wie bitte, Impressionismus? Wie kommt man von den Prinzipien dieses Stils, von Licht, Farbe und flimmernder Flüchtigkeit zur Bildhauerei? Hier entspinnen sich Dialoge zwischen Edgar Degas’ Tänzerinnen in Bronze und Pastell, dort blickt ein elegantes Damenbildnis des großen Gesellschaftsmalers John Singer Sargent auf eine herrlich locker aufgebauschte Plastik, „Mutter und Kind“, von Paolo Troubetzkoy. Auch an Rembrandt Bu­gattis bronzenen Ziegen vor Landschaften von Giovanni Segantini kann man sich kaum sattsehen. Der Radikalste von ihnen allen war Medardo ­Rosso, der unter anderem „La Portinaia“ (1883/84) in Wachs über Gips modellierte.

Heinrich Tomec Sommertag bei Duernstein
In der neuen Dauerschau der Landesgalerie Niederösterreich sind Werke des Romantikers Heinrich Tomec ausgestellt. Darunter auch „Sommertag bei Dürnstein" aus dem Jahr 1889. © Christoph Fuchs / Landessammlung Niederösterreich

Wachau

Landesgalerie Niederösterreich, Krems an der Donau,
bis 6. März 2022

Was war zuerst – die Landschaft oder der Künstler, der sie entdeckte? Schließlich verband das Auge des Malers den Fluss, die Berge, den Wald und die Häuser zum harmonischen Ganzen und weckte so erst das Bewusstsein für die Schönheit dieser Gegend, die es 2000 sogar zum Welterbe brachte. Als künstlerisch wertvoll entdeckt wurde die Wachau – das Flusstal zwischen Melk und Krems an der Donau – im späten 18. Jahrhundert. 800 Werke von 80 Künstlerinnen und Künstlern verdeutlichen in der neuen Dauerschau, wie sich das Bild der Idylle über die Zeit verfestigte. Vor allem Romantiker wie Heinrich Tomec entpuppten sich mit Bildern wie „Sommertag bei Dürnstein“ (1889) als Lockvögel für spätere Generationen.

Hans Christian Adams
Hans Christian Adams Foto „Unterwasser-Gruppenportrait“ (1985) ist noch bis zum 11. Oktober im Museum für Fotografie zu bestaunen. © Hans Christian Adam

Fotoszene um 1980

Museum für Fotografie, Berlin,
bis 11. Oktober

Merkwürdig uneindeutig waren die Jahre um 1980: In Stuttgart begrub man RAF-Terroristen, und in Berlin posierten Punkerinnen mit Lederjacken in Discotoiletten. Dazwischen parkte man Wohnwagen in Vorgärten oder tauchte mit Freunden ab (Hans Christian Adams Foto „Unterwasser-Gruppenportrait“ aus der Serie „Schwimmer“, Vigaun bei Hallein, Salzburg, 1985). Die Verklammerung all dieser Eindrücke bot Wolfgang Schulz, der in „FOTOGRAFIE. Zeitschrift für internationale Fotokunst“ die Bilder seiner Fotografenkollegen publizierte. Ihm ist diese Schau gewidmet.

Xanti Schawinsky Architektur
„Klassische Architektur 2" von Xanti Schawinsky ist Teil der "Die Wilden Zwanziger" Ausstellung, die noch bis zum 11. Oktober im Kunsthaus Zürich zu sehen ist. © The Xanti Schawinsky Estate

Die Wilden Zwanziger

Kunsthaus Zürich, bis 11. Oktober

Auf der viel beleuchteten Bühne der Goldenen Zwanziger entdeckt das Kunsthaus Zürich in den Nischen Überraschungen. Zum Beispiel das Spätwerk „La poudreuse“ (1921) von Félix Vallotton. Der Postimpressionist wird hier luszid-neusachlich, wenn er eine junge Kosmopolitin, die ein buntes Reformkleid trägt, beim Schminken zeigt. Bemerkenswert sind ebenso die surreal wirkende „Klassische Architektur 2“ (1927) von Xanti Schawinsky oder Ernest Neuschuls „Takka-Takka tanzt“ (1926) – ein Bild, das Neuschuls erste Frau in fünf verschiedenen Posen verewigt. Klar haben zudem die üblichen Verdächtigen der Epoche (Schad, Höch, Moholy-Nagy) ihren Auftritt.

Die Bilder der Brüder

Museum Frieder Burda,
Baden-Baden, bis 4. Oktober

Drei Fälle von schwerer Kunstleidenschaft: Die Liebe zu schönen Bildern teilte der im vergangenen Sommer verstorbene Sammler Frieder Burda mit seinem älteren Bruder Franz und seinem jüngeren Bruder Hubert (dem Medienzar). Diese Aus­stellung beschränkt sich nun auf den Beginn der familiären Sammlung, deren Grundstein von den Eltern gelegt wurde. Es war die Zeit, bevor sich die Geschmäcker der Geschwister ausdifferenzierten. Der Expressionismus war der gemeinsame Nenner. So ist ein wunderbares Zoobild von Macke zu sehen, eine kleine Straßenszene von Kirchner aus dem Jahr 1926 oder Gabriele Münters gemalte „Bootsfahrt mit Kandinsky“, anno 1909. Als weiterer Lieblingsmaler der Brüder ist Max Beckmann mit einigen Bildern vertreten, darunter die dynamische „Nordsee III“ (1937).

Chinesische Drachen Völkerkundemuseum Herrnhut
Das Völkerkundemuseum Herrnhut zeigt noch bis zum 10. Januar 2021 die chinesischen Papierdrachen aus der Region Weifang. © Johanna Funke /Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Kinder des Windes

Völkerkundemuseum Herrnhut,
bis 10. Januar 2021

Die Eroberung des Himmels begann in China sehr früh. Schon vor rund 2500 Jahren stiegen dort Drachen aus Seide in die Luft. Teilweise wurden damit Beobachter für militärische Zwecke oder im Dienste der Landvermessung in die nötigen Höhen gehoben, häufig nutzte man die Drachen auch als Signal über lange Distanzen. Im 6. Jahrhundert kam erstmals Papier als Material beim Drachenbau zum Einsatz. Heute ist das Drachenfliegen in China sowohl beliebtes Freizeitvergnügen als auch Teil religiöser Zeremonien. Die Schau zeigt kunstvolle Papierdrachen, die in der Region Weifang entstanden, aus der Privatsammlung Scheps/Glöckner sowie aus dem Besitz des Leipziger Grassi Museums.

Service

DIESER BEITRAG ERSCHIEN IN

Weltkunst Nr. 175

Zur Startseite