Sammlung Paul Allen

Milliarden-Auktion bei Christie’s bricht Rekorde

Kunstmarktsensation: Die Versteigerung der Sammlung des Microsoft-Gründers Paul Allen bei Christie’s in New York hat die hohen Erwartungen übertroffen und schon am ersten Abend 1,5 Milliarden Dollar eingespielt

Von Lisa Zeitz
10.11.2022

„Der Pointillismus oder die Nummernbilder von Jasper Johns zerlegen die Realität in ihre Komponenten wie Bytes oder Zahlen“, hat der verstorbene Microsoft-Gründer Paul Allen einmal gesagt und damit einen Einblick in seine Herangehensweise an die Kunst gegeben. Nun ist ein bedeutender Teil seiner herausragenden Sammlung ganz konkret in Zahlen zu fassen: Zum ersten Mal in der Geschichte des Kunstmarkts hat eine Auktion mehr als eine Milliarde Dollar umgesetzt: Meisterwerke aus seiner Sammlung haben am Mittwochabend bei Christie’s im New Yorker Rockefeller Center rund 1,5 Milliarden Dollar eingespielt und damit die hohen Erwartungen noch übertroffen. Das höchste Gebot – 130 Millionen Dollar, das sind mit Aufgeld knapp 150 Millionen Dollar – kam wohl aus China. Es wurde mit Applaus quittiert: George Seurats pointillistisches Motiv „Les Poseuses, Ensembles (Petite version)“ aus dem Jahr 1888 ist eines von fünf Gemälden, das die 100-Millionen-Dollar-Marke knackte, gefolgt von Paul Cézannes ikonischer Ansicht der „La montagne Sainte-Victoire“ mit rund 138 Millionen, einer Landschaft mit Zypressen von Vincent Van Gogh für rund 117 Millionen, Paul Gauguins Südseefantasie „Maternité II“ für rund 106 Millionen und Gustav Klimts flirrendem „Birkenwald“ für rund 105 Millionen (Preise mit Aufgeld).

Auch ein Renaissance-Tondo von Sandro Botticelli kam unter den Hammer und erzielte knapp 49 Millionen Dollar, eine impressionistische Darstellung der „Waterloo Bridge“ von Claude Monet rund 65 Millionen Dollar, und einige wenige Bilder von Künsterlinnen: Georgia O’Keeffes Blütenbild „White Rose with Larkspur No.1“ von 1927 kletterte weit über die Schätzung von 6 Millionen hinaus und landete bei knapp 27 Millionen Dollar. Auch für Jasper Johns, Lucian Freud, John Singer Sargent und Andrew Wyeth gab es herausragende Ergebnisse. Alle Lose wurden verkauft. Die meisten Zuschläge gingen an Bieterinnen und Bieter, die sich telefonisch in den eng besetzten Auktionssaal (die wenigsten Menschen mit Masken) zugeschaltet hatten. Christie’s hat analysiert, dass rund die Hälfte aller Gebote aus Amerika kamen, 12 Prozent aus Asien und 38 Prozent aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Teil zwei der Auktion folgt am heutigen Donnerstag mit Werken von Yayoi Kusama, Bridget Riley, Paul Klee, Pablo Picasso und vielen anderen.

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