Alte Meister im Dorotheum

Winterwelten in Wien

Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: Kunst für die kleine Auszeit – von Schlittschuhläufern im Wiener Dorotheum bis zur kostbaren Teekanne bei Lempertz in Köln

Von WELTKUNST Redaktion
09.11.2020

Flämisches Wunderland

Freude am Wintersport? Was bis vor Kurzem zum Standardrepertoire erholungssuchender Stadtbewohner zählte, verwunderte im späten 16. Jahrhundert die meisten Menschen – und wurde so zum lohnenden Motiv für Maler. Wie in der „Winterlandschaft mit Schlittschuhläufern“ des flämischen Malers Abel Grimmer aus den 1590er-Jahren: Fröhliche Eisläufer und Schneeballschlachten kontrastieren hier mit einem traurigen Jäger, der  seine spärliche Beute nach Hause trägt. Das hintergründige, auf vielen Ebenen lesbare Gemälde geht bei der Auktion mit alten Meistern und Werken des 19. Jahrhunderts am 9./10. November im Dorotheum in Wien mit einer Taxe zwischen 300.000 und 500.000 Euro ins Rennen. In die erblühende Natur verführt hingegen Olga Wisinger-Florians Gemälde „Im Bauerngarten“ von 1897/1898, das mit Blumenfeld und sattgrüner Wiese die Kraft des Frühlings feiert (Schätzpreis 250.000 bis 350.000 Euro).

Teekanne Lempertz Auktionen
Eine 1723 in Meissen entstandene Teekanne mit feinen Chinoiserien in Eisenrot von Johann Gregorius Hoeroldt ist mit einem Schätzpreis von 25.000 Euro der Star bei Lempertz. © Lempertz, Köln

Mitbieten und Tee trinken

Bedeutende Porzellane und Gläser waren die Leidenschaft des 2019 verstorbenen Bauunternehmers Tono Dreßen und seiner Frau Renate. Ihre exquisite Kollektion wurde bislang nur einmal in Auszügen im Museum für Lackkunst in Münster gezeigt. Nun kommt sie in mehreren Versteigerungen bei Lempertz in Köln zur Auktion. Es beginnt am 13. November mit über 120 frühen Arbeiten der Meissener Porzellanmanufaktur sowie 70 prachtvollen Gläsern vom Ende des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Den Schwerpunkt seiner Sammlung setzte Dreßen bei Wappenporzellanen. Erwähnenswert sind hier beispielsweise Koppchen und Untertasse mit dem königlichen Allianzwappen Frankreich/Polen (Schätzpreis 10.000 Euro). Über die Wappenporzellane hinaus bestechen unter anderem Stücke mit subtilen Dekoren von Johann Gregorius Hoeroldt aus der Meissen-Frühzeit, wie eine Teekanne von 1723 mit wunderbar feinen Chinoiserien in Eisenrot. Mit einer  Taxe von 25.000 Euro ist sie eines der teuersten Objekten dieser Versteigerung.

Alexejewitsch Ikone Dreifaltigkeit Auktion Watchlist
Mit einem Limit von 165.000 Euro ist die um 1680 entstandene russische Ikone mit dem Motiv der Dreifaltigkeit im Angebot von Hargesheimer konkurrenzlos. © Hargesheimer

Die Götter sind reif fürs Museum

Die geografischen Schwerpunkte der Ikonenmalerei – Russland und Griechenland – sind bei Hargesheimer am 13./14. November in Düsseldorf mit teils museumsreifen Spitzenstücken vertreten. Konkurrenzlos mit einem Limit von 165.000 Euro ist eine monumentale, 108 mal 78 Zentimeter messende Ikone, die um 1680 entstanden ist und das orthodoxe Motiv der Dreifaltigkeit zeigt. Die kyrillische Inschrift auf der Rückseite weist darauf hin, dass Zar Fjodor III. Alexejewitsch sie einst als Hauptikone für den Altarraum einer Kirche im Belozjorsk-Kloster in Nordwestrussland schenkte. Bei den griechischen Ikonen ragt eine Darstellung der Gottesmutter heraus, die Andreas Ritzos (1421–1492) aus Heraklion zugeschrieben wird: Das mit 65.000 Euro limitierte Bildnis steht einer ebenso Ritzos zugeschriebenen Ikone im Ikonen-Museum von Recklinghausen nahe.

Josef Wopfner Fischer am Chiemsee Auktion Watchlist
„Fischer am Chiemsee beim Einholen der Netze“ ist ein typisches Bild des „Chiemseemalers“ Josef Wopfner (1843–1927) und jetzt bei Karl & Faber auf 23.000 bis 28.000 Euro geschätzt. © Karl & Faber

Impression eines Chiemseemalers

Majestätisch wirkt die vor dem Goldgrund thronende Madonna mit dem Jesuskind. Den Kopf leicht zu ihrem Sohn geneigt, greift sie zart dessen Arm. Puccio di Simone schuf das 90 mal 40 Zentimeter messende Gemälde im 14. Jahrhundert. Nun bietet es Karl & Faber am 14. November in München bei seiner Herbstauktion der alten Meister zum Schätzpreis von 40.000 bis 60.000 Euro an. Unter der Kunst des 19. Jahrhunderts sticht ein Gemälde von Josef Wopfner (1843–1927) heraus, der aufgrund seiner vielen Darstellungen des Chiemgaus auch „Chiemseemaler“ genannt. wurde. Erwartungsgemäß zeigt das Bild Fischer im flachen Ufergewässer des Chiemsees vor dem Hintergrund eines malerisch wolkenverhangene Himmels (Taxe 23.000 bis 28.000 Euro).

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