Im 19. Jahrhundert wurden die Bilder der Orientalisten von westlichen Sammlern begehrt, in den letzten Jahren interessieren sich zunehmend Käufer aus den islamischen Regionen.
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12.04.2016
„Eine exotische Reise fürs Auge“ boten die Schilderungen des Orients von Ländern wie Marokko und Ägypten bis nach Persien: So erklärte der französische Kunstkritiker Théophile Gautier die Attraktion der orientalischen Malerei im 19. Jh. Westliche Künstler, vor allem aus Österreich, Frankreich, Großbritannien und Italien fanden hier das Licht, die Farben, Kostüme und romantischen Motive, die die Fantasie ihrer Käufer anheizten. Wurden diese Bilder damals von westlichen Sammlern begehrt, so interessierten sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend Käufer aus den islamischen Regionen für Szenen aus ihren Ländern.
In seiner fünften diesem Thema gewidmeten Versteigerung bietet Sotheby’s als Spitzenlos das Bild „Morgengebet“ von Ludwig Deutsch an. Der Österreicher, der in Paris lebte, erzielte vor drei Jahren mit seiner opulenten Szene „Die Opfergabe“ seinen bisherigen Auktionsrekord von 2,2 Millionen Pfund. Das jetzige Kleinformat mit dem rotgewandeten Betenden von 1902 ist auf
500.000 bis 800.000 Pfund geschätzt. Sein Landsmann Rudolf Ernst lockt mit einer romantischen Haremszene für
60.000 bis 80.000 Pfund. Zu den früheren Spezialisten gehört der Brite David Roberts. Sein Ölgemälde mit Blick in einen Basar mit Kupferschmieden entstand 1842 (Taxe 300.000 bis 500.000 Pfund). John Frederick Lewis’ Gemälde „Plauderei auf der Terrasse“ (1873) lockt mit Charme und einer Taxe von 300.000 bis 500.000 Pfund.
Sotheby’s, London
Auktion 19. April
Diesen Beitrag finden Sie in der WELTKUNST Nr. 113 / April 2016