Auktionen

Druckgrafik der "Brücke" und Gemälde bei Winterberg

In Heidelberg kann man am 23. April im Auktionshaus Winterberg nicht nur gesuchte Druckgrafik der Künstlergruppe „Brücke“ finden. Gemälde und Papierarbeiten des 18. bis 20. Jahrhunderts sind im Aufruf.

Von Martin Miersch
16.04.2016

Seit einiger Zeit schon ist das Phänomen zu beobachten, dass Druckgrafik der Brücke zu­weilen höher bewertet wird als originale Zeichnungen dieser Künstler. So ist auch der Star der Auktion bei Winterberg keine Zeichnung, sondern eine in wenn auch sehr geringer Auflage erschienene Grafik: Die 1922 bis 1925 zu datierende Farblithografie Otto Muellers mit dem Titel „Paar am Tisch – Selbstbildnis mit Maschka/Absinthtrinkerin“ liegt im besonders seltenen zweiten Zustand vor. Neben dem bildbeherrschenden, eigenwillig stilisierten Akt seiner Lebensgefährtin gerät das Selbstbildnis des Künstlers zur Nebensache. Auch die exzellente Erhaltung und die hervorragende Druckqualität rechtfertigen hier einen Schätzpreis von 65.000 Euro.

Für Aufregung im Saal und an den Telefonen dürfte darüber hinaus der Aufruf von Ernst Ludwig Kirchners Rohrfederzeichnung „Zwei Frauen an einem Tisch“ sorgen. Sie mutet außerordentlich modern an und fasziniert durch eine gewagte Umklappperspektive, das Spiel zwischen Schraffuren und Leerflächen sowie Kirchners unnachahmlichen nervösen Strich. Die rasch dahingeworfene und doch meisterliche Zeichnung soll 42.000 Euro einspielen. Die Bleistiftzeichnung „Zwei weibliche Akte im Atelier“ auf der Rückseite des Blattes erhält man dabei quasi als Dreingabe.

Insgesamt 135 Blätter umfasst Giovanni Battista Piranesis Serie von Radierungen „Vedute di Roma“, welche römische Sehenswürdigkeiten ins Bild setzt. Mit kurzen Erläuterungen versehen, wurden sie an Romreisende verkauft, die für ihr Heim ein repräsentatives Andenken an die besichtigten antiken Stätten suchten. Die zwischen 1740 und seinem Todesjahr 1778 hergestellten Veduten sind von Piranesis Sohn Francesco in einer zweibändigen Ausgabe veröffentlicht worden. Nicht selten modifizierte Piranesi die Ansichten, um einen bestimmten optischen Effekt zu erzielen. Mauern wurden weggelassen, Wände gestreckt oder Säulen erhöht. Staffage-Figuren haben die Aufgabe, die Monumentalität der Gebäude zu steigern. Von Piranesis Serie wird nun bei Winterberg die „Altra Veduta del Tempio della Sibilla in Tivoli“ angeboten. Es handelt sich um einen Abdruck der 1800 bis 1807 veranstalteten ersten Pariser Ausgabe, der sich durch dramatische Hell-dunkel-Effekte auszeichnet. Das gut erhaltene, höchst dekorative Blatt wird zu einem relativ niedrigen Preis von 2800 Euro aufgerufen.

Einen sonnendurchfluteten Blumengarten zeigt Arnold ­Balwés Gemälde „Der Hausgarten“. Er studierte in den Jahren 1922 bis 1927 bei Professor Karl Caspar an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Bereits in seinen jungen Jahren lässt er sich in Feldwies am Chiemsee nieder und unternimmt von dort viele Studienreisen durch Europa. Das Haus in Feldwies mit dem Blumengarten war ein zentrales Motiv im Œuvre des Künstlers. Für die Arbeit werden 25 000 Euro erwartet.

Dieser Beitrag erschien in WELTKUNST Nr. 113 / April 2016

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