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Zwischen den Stäben

Aus dem China des 17. Jahrhunderts bis an die glanzvollen Höfe des französischen Barock. Am 31. März bietet das Dorotheum eine Sammlung von Fächern ab 150 Euro an.

Von Eva Chrambach
23.03.2016

Eine Sammlung von rund sechzig Fächern offeriert das Dorotheum am 31. März; gerade für junge Sammler mit kleinem Geldbeutel bieten sich interessante Gelegenheiten, etwa mit Los- Nr. 273, unter der drei schlichte Faltfächer aus dem 19. Jahrhundert schon für 150 Euro an den Start gehen.
Mit Los-Nr. 247 eröffnet das älteste Exemplar den Reigen dieser seit dem 16. Jahrhundert in Europa in Gebrauch kommenden Stabkunstwerke: Der Briséfächer aus der Kangxi-Zeit (1662 – 1722) ist ein typischer Vertreter seiner Epoche. Bei dieser in China entstandenen Variante besteht der gesamte Fächer nur aus Stäben, hier sind sie aus Elfenbein, durchbrochen gearbeitet, lediglich die zentrale Kartusche mit der Dekoration blieb davon ausgespart. Die Malerei ist eng verwandt mit derjenigen auf chinesischer Keramik der Zeit, denn häufig dekorierten Porzellanmaler auch die Fächer. Die Stäbe dieses Modells sind mit einer goldfarbenen Kordel zusammengehalten, Seidenbänder wurden meist in Europa verwendet. Das Elfenbein, bevorzugtes Material bis ins 18. Jahrhundert, wurde zumeist in Werkstätten in Kanton oder in den kaiserlichen Werkstätten in Peking hergestellt. Die Schiffe der holländischen und der englischen Ostindischen Kompanien exportierten dann die Stäbe oder ganze Fächer in großen Mengen in den Westen. Auch während der Blütezeit der Fächer im 18. Jahrhundert wurden die Stäbe noch häufig aus China importiert, dann auch in Frankreich, später ebenso in England und den Niederlanden bearbeitet, wohin sich viele französische Hugenotten nach dem Widerruf des Edikts von Nantes geflüchtet hatten.

Dorotheum Wien
Auktion 31. März

Ein Beispiel für die seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa grassierende Chinamode ist Los-Nr. 261, ein in England gefertigter Faltfächer mit schwarzem Lackgestell. Faltfächer, bei denen ein gefaltetes Blatt auf die Stäbe montiert wird, gelten als originär japanische Erfindung. Das Fächerblatt, hier aus Papier, ist – untypisch für englische Fächer – doppelt montiert. In lebhaften, delikat komponierten Far- ben ergehen sich sechs paarweise angeordnete Personen – Männer, Frauen und Kinder – in einer Gartenland- schaft mit Gartenhaus oder Tempel. Die Szenerie ist in drei Farbzonen gegliedert: Der gelb-braunen Bodenzone folgt eine grüne Buschzone und eine oberste Zone in der Grundfarbe des Papiers mit filigranem Bewuchs. Netzgaze ist hinter die Fenster gespannt, Mika (Glimmer) und Perlmuttauflage werten diesen Fächer zusätzlich auf. Die in der Mitte stehende Dame scheint eine Europäerin zu sein, wogegen die restlichen Personen durch Haartracht und Kleidung als Chinesen zu erkennen sind.

Bis 1789 war Frankreich das maßgebende Land für Fächerherstellung, bis die Revolution vorübergehend zu einem massiven Einbruch der Produktion führte. Hatten 1799 noch 51 Fächermanufakturen existiert, so schmolz ihre Zahl auf ganze 18 im Jahr 1813. Erst mit der Rückkehr der Bourbonen nahm das Gewerbe wieder Fahrt auf, und schon 1827 erzielten die Pariser Hersteller 90 Prozent ihres Umsatzes durch den Export.

Eine reizvolle Kombination bietet Los-Nr. 277, ein um 1780 in Frank- reich entstandener Faltfächer. Er zeugt schon von klassizistischer Formenspra- che, verwendet aber noch die von Jaques Callot (1592 – 1631) entwickelte Anordnung einer mittig platzierten Kartusche; goldumrahmt, trifft sich hier ein Rokoko-Liebespaar mit Anstandsdame in ländlicher Idylle; eine weitere, kleinere sternförmige Kartu- sche mit Landschaft akzentuiert asymmetrisch die linke Hälfte des Blatts. Das restliche Fächerblatt ist mit einem leopardenartigen Fleckenmuster in braun-rot und schwarz überzogen, die Farben setzen sich in den Stäben fort.

Typische Beispiele für die kleineren und schlichteren Modelle in Empire und Restaurationszeit stellen die beiden Briséfächer aus durchbrochenen Holzstäben dar (Los-Nr. 279), für deren Dekoration zudem, neben der üblichen Gouache- und Goldmalerei, gedrucktes Bildmaterial verwendet wurde. Auf dem helleren zeigt ein aufgeklebter Farbpunktierstich drei junge Frauen beim Fischen und eine Blumengirlande, während das dunklere Exemplar mit den abgerundeten Stäben auf die bewährte, von Abraham Bosse (1602 – 1676) entwickelte Anordnung mit drei ornamental umrahmten, symmetrisch angeordneten Medaillons in Gouachemalerei zurückgreift.

Weitere Beispiele für die vielgestaltigen Briséfächer dieser Epoche werden unter der Los-Nr. 280 aufgerufen: zwei französische Hornfächer in spitzenartiger Durchbruchsarbeit mit lanzettförmigen Stäben, farbig bemalt mit Blumendekor und bunten Rosetten, geschmückt mit Strass und Glascabochons. Der Kreis schließt sich mit Los -Nr. 254 (Abb.), zwei im 19. Jahrhundert in China für den Export gefertigten Exemplaren. Darunter ein Cabrioletfächer, wie Fächer mit zwei (wie hier) oder drei Blättern genannt werden. Dieser Fächer soll beeindrucken: Goldbemalte Lackstäbe trennen das schmälere Blatt mit einer Komposition aus Vögeln und Blüten von dem oberen, größeren Blatt, das zwischen Ornamentbändern treppenartig angeordnete Figuren in Garten und Haus zeigt. Das Stück mit dem beidseitig bemalten Blättern ist mit aufgenähten Stoffteilchen und Elfenbeinplättchen veredelt, allerdings fällt die Malerei doch recht schematisch aus.

Dorotheum Wien,
Auktion 31. März,
Besichtigung 25./26. u. 28.–31. März

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