Wir starten mit Kaffee und Croissants am Rhone-Ufer, besuchen eine Ausstellung in der Église Sainte-Anne und erkunden die Überreste der Benediktinerabtei Montmajour jenseits der Stadtgrenze
2. Tag
ShareMit dem französischen Frühstück (Kaffee, Croissant) gleitet man sanft in den Tag hinein. Vielleicht auf der unprätentiösen Terrasse des Cafés L’Entrevue nahe des Rhone-Ufers. Direkt daneben liegt die Buchhandlung Actes Sud, eine Institution in der Stadt, die man besucht haben sollte. Das gleichnamige, 1978 gegründete Verlagshaus bringt Künstlerbücher von Sophie Calle oder die Kataloge der „Rencontres“ heraus. In dem verwinkelten Kulturzentrum befinden sich zudem ein Kino, ein Hamam und ein Ausstellungsraum, der während des Fotofestivals bespielt wird.
Gleich um die Ecke besitzt die Fondation Vincent Van Gogh Arles zwar kein Gemälde des Namensgebers – aber da sie den Einfluss des wohl berühmtesten Ex-Arlésiens auf die Gegenwartskunst untersucht, kann sie sich immer wieder wertvolle Van-Gogh-Werke ausleihen, die dann sie mit aktuellen Positionen kontrastiert. Bis zum 26. Oktober ist nun eine Retrospektive dem deutschen Künstler Sigmar Polke gewidmet.
Weiter geht es mit einem Besuch in der Kapelle des Museon Arlaten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kapelle als Lagerraum für Kartoffeln und Tiefkühlfleisch genutzt, später wurde sie als Museum umfunktioniert. Eine Stippvisite ins Museon Arlaten lohnt sich unbedingt, denn das 1899 vom Literaturnobelpreisträger Frédéric Mistral eröffnete Haus bewahrt in Trachten, Kultgegenständen, Keramiken und Kunstobjekten die Seele der alten Provence. Das Treppenhaus wurde vom Modeschöpfer Christian Lacroix gestaltet, einem Sohn der Stadt.
Anschließend betrachten wir im Musée Reattu Werke von Pablo Picasso, bevor wir uns im Restaurant La Bohème auf eine vorzügliche Stierterrine mit Gewürzgurken und ein Thunfisch-Tataki stürzen.
Das Oval der römischen Arena beeindruckt auch von außen. Ein paar Schritte weiter befindet sich das ebenfalls gut erhaltene Rund des antiken Theaters. In der Kirche Sainte-Anne nebenan vereint die Ausstellung „On Country: Photography from Australia“ indigene und nicht-indigene Kunstschaffende, die durch fotografische Arbeiten ihre Beziehung zu dem Konzept „Country“ der First Peoples Australiens sichtbar machen. Außerdem wartet heute noch ein spektakulärer Ort fünf Autominuten jenseits der Stadtgrenze auf uns: die Überreste der 948 gegründeten Benediktinerabtei Montmajour. Dort werden Werke aus Stéphane Couturiers neuer fotografischer Serie zur Villa E-1027 gezeigt, in der er die Gestaltungen von Eileen Gray und Le Corbusier visuell miteinander verschränkt. Auch eine erschütternde fotografische Erzählung über die Region rund um das Asowsche Meer gibt es hier zu sehen: Patrick Wack hält die fragile Schönheit eines Ortes fest, die zunehmend vom anhaltenden Krieg überschattet wird.
Sollte dieser Abend ein Freitag oder Samstag sein, fahren wir weiter in die Camargue-Ebene, wo uns im La Chassagnette Gerichte aus dem Garten des Sternekochs Armand Arnal restlos begeistern. Und vielleicht sehen wir auf dem Rückweg ja noch ein paar der berühmten wilden Camargue-Flamingos.