Vom Park Sanssouci zum Jungfernsee

Wir starten in Potsdams berühmten Park von Sanssouci, von wo aus wir vom Neuen Palais, über das Brandenburger Tor zum Chinesischen Haus spazieren. Am Ufer des Jungfernsees können wir uns abends entspannen

1. Tag

Berühmte Orte meint man schon zu kennen, bevor man sie gesehen hat. In Potsdam trifft das auf keinen Ort mehr zu als auf den Park von Sanssouci, in dem Schlösser und kleine architektonische Schmuckstücke um Aufmerksamkeit buhlen. Dass der Park öffentlich und dank der Universität am Westende auf der Route vieler Studierender liegt, schmälert seine überwältigende Wirkung keinesfalls. Unser Potsdam-Besuch beginnt am Neuen Palais, das Friedrich II. nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges für die hochrangigsten Gäste seines Hofes bauen ließ. Mit dem Bau wollte der alte, zynisch gewordene König ohne Worte vermitteln, dass Preußen es in den Kreis der europäischen Großmächte geschafft hat. Vielleicht würde es posthum seine Stimmung heben, wenn er sehen könnte, wie sein Bauwerk auch heute noch den Besuchenden den Atem verschlägt – nicht nur im Grottensaal oder in seiner Königswohnung.

Im Park selbst könnte man Stunden um Stunden verbringen, und wer mag, schiebt einfach unseren Tagesplan zur Seite und vergisst alle seine Sorgen in diesem preußischen Arkadien. Wir aber ziehen weiter, am Chinesischen Haus und an den Weinbergterrassen vorbei, hinter denen Schloss Sanssouci nur hervorlugt, und verlassen den Park Sanssouci am Brandenburger Tor für unsere Tour durch Europa.

Zwischen diesem Triumphbogen und der Kirche St. Peter und Paul geht es durch die Altstadt, mit einem kurzen Stopp in der Crêperie La Madeleine für ein bretonisches Mittagessen. Danach spazieren wir zum täglichen Markt am Bassinplatz und zum Holländischen Viertel. Die sparsamen und gleichförmigen Backsteinhäuschen tragen die Handschrift von Friedrichs Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., dem Opulenz und Verschwendung fast so sehr zuwider waren wie die homosexuellen Neigungen und das Flötenspiel seines Sohnes.

Aus Holland ziehen wir weiter nach Russland in die Siedlung Alexandrowka. Eine Viertelstunde nördlich der Altstadt finden wir 14 Holzhäuser aus dem frühen 19. Jahrhundert, mit einer russisch-orthodoxen Kirche auf dem Kapellenberg dahinter. Das Museum und das Freiluftcafé laden zu einer kleinen Pause ein, bevor es weiter nach Italien geht: Auf dem Pfingstberg wartet das Belvedere, ein Aussichtsschloss im Stil der italienischen Renaissance, das nie seine geplante Größe vollständig erreicht hatte. Zum Glück für den kleinen Pomonatempel davor, dem Gesellenstück von Karl Friedrich Schinkel, das an Sommerwochenenden für Kunstausstellungen geöffnet wird.

Stilistisch bleiben wir in Italien, wenn wir zum Jungfernsee hinabsteigen und die Meierei im Neuen Garten besuchen, die direkt am Ufer liegt. Die ehemalige Molkerei mit dem Aussehen eines italienischen Palazzo beherbergt heute eine Gasthausbrauerei, wo wir den abendlichen See genießen und die müden Beine entspannen.

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