Deglan

Handgeformt

Lange spielte Collectible Design in der Kunstszene nur eine Nebenrolle, doch das ändert sich gerade gründlich. Was in Berlin entsteht, ist aufregend und zukunftsweisend. Wir stellen Designerinnen und Designer vor, die die Freiheit der Formen feiern. Folge 3: Domenic Degner und Falko Landenberger

Von Sebastian Hoffmann
12.08.2025
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 240

Die Welt des Collectible Designs ist eine individualistische: Ein Stück fängt mit sich selbst an und hört mit sich selbst auf. Kleinserien oder Seltenheitswert sind dringende Voraussetzungen, um „sammelbar“ zu sein. Das einzig Wahre ist aber das Unikat. Deglan schafft etwas Singuläres. So besteht das Besondere ihrer Arbeiten zum einen in der Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit jedes Stückes. Zum anderen verändern ihre Objekte jeden Raum und fügen sich sanft in ihre Umgebung ein.

Deglans „Boulder Low Table“ von 2022
Deglans „Boulder Low Table“ von 2022. © Nils Stelte

Deglan formuliert seine Stücke und ist der Bildhauerei viel näher als der reinen Dingherstellung, weil das Verhältnis von Raum, Umraum und Plastik eine so große Rolle spielt. Mehr Alexander Archipenko als Artek. Es fällt einem deshalb schwer, die Tisch-, Sitz- oder Ablagekörper als Möbel zu bezeichnen. Ihr Gebrauchswert und ihre Robustheit werden überhaupt erst in der Benutzung deutlich. Die Augen jedoch sehen minimalistische, weiche Figuren, die aber ebenso vielfältig, satt, stark und von großer taktiler Anmut sind. Die landschaftlichen Formen lassen einen an das japanische Suiseki denken, in dem Findlinge als meditativ inszenierte Landschaftsmodelle inszeniert werden – das steinerne Äquivalent zum Bonsai-Baum.

Moodboard mit Entwürfen in ihrer Werkstatt in Berlin-Pankow
Moodboard mit Entwürfen in ihrer Werkstatt in Berlin-Pankow. © Nils Stelte

Ihr Studio gibt es seit wenigen Jahren, die Zusammenarbeit der Gründer Domenic Degner und Falko Landenberger ist so symbiotisch, wie der Name es andeutet. Beide habe Architektur studiert und lernten sich 2016 in Berlin kennen, es folgten erste gemeinsame Projekte. Mittlerweile arbeiten sie ausschließlich zu zweit. Sie beginnen den Herstellungsprozess mit einem Holzkern, um den herum sie den Körper mit einer Kalkputzschicht nach der anderen aufbauen. Diese schleifen, polieren und versiegeln sie anschließend mit großem Aufwand. Erstaunlich ist dabei, wie unablässig nah die beiden mit ihren Händen am Objekt sind und dass der Faktor Zeit in dieser Werkstatt kaum eine Rolle spielt. Nur so entsteht diese Makellosigkeit und perfekte Unregelmäßigkeit.

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