Bild des Tages

Kunst versus Klima?

Mit ihrer Attacke auf das Gemälde „Getreideschober“ von Claude Monet im Museum Barberini spielen die Aktivistinnen von „Letzte Generation“ Kunst und Natur gegeneinander aus

Von Simone Sondermann
24.10.2022

Gewiss gibt es vieles, für das es sich zu kämpfen lohnt. Für die Freiheit der Frauen in Iran zum Beispiel. Dafür gingen dieses Wochenende 80.000 Menschen in Berlin auf die Straße und zeigten ihre Solidarität mit den Iranerinnen, die unter Gefahr für Leib und Leben derzeit in ihrem Land ihre Rechte einfordern. Der Schulterschluss mit diesen Frauen hat auch die Museumswelt erreicht. Ebenfalls an diesem Wochenende ließen anonyme Künstlerinnen rote Bänder mit dem Namen Mahsa Jina Aminis, die in der Haft der Sittenpolizei ums Leben kam, von der obersten Etage des Guggenheim Museum in New York herunterflattern – eine kluge und eindrucksvolle Aktion. Diese Beschreibung gilt nicht für die Kartoffelbrei-Atacke gegen ein Gemälde Claude Monets im Potsdamer Museum Barberini diesen Sonntag. Das Gemälde, das nicht nur wunderschön, sondern auch eines der teuersten (es erzielte 2019 einen Auktions-Weltrekord) in der Sammlung Hasso Plattners ist, der es eben nicht wie so viele in einem Schweizer Zolldepot verschwinden ließ, sondern der Öffentlichkeit zugänglich macht, dieses Gemälde wird von den Vertretern der „Letzten Generation“ nun dazu missbraucht, einen sinnlosen Gegensatz zwischen Kunst und Natur aufzumachen. Mit der unwahren Behauptung, die Mehrheit der Menschen sorge sich mehr um einen Kunstgegenstand als um die Erderwärmung und ihre Folgen. Doch wer seine eigenen Ziele verabsolutiert (der Name „Letzte Generation“ legt diesen Gedanken schon nahe), dem oder der ist irgendwann womöglich jedes Mittel recht. Der Ikonoklasmus hat eine lange und unselige Tradition. In diese reihen sich die Klima-Bilderstürmer nun ein. Ihrer Sache helfen wird es nicht.

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