Sammlung Teunen

Aus Liebe zum Skurrilen

Bei Familie Teunen auf Schloss Johannisberg im Rheingau treffen anatomische Modelle auf Gegenwartskunst, afrikanische Skulpturen auf Meeresschnecken oder Fünfzigerjahremöbel. Jetzt werden Teile ihrer vielfältigen Sammlung versteigert

Von Lisa Zeitz
20.06.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 199

Die Teunens sind in liebevollen Familien aufgewachsen und hatten früh einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik, aber sie haben, sagen sie, nichts Materielles mitbekommen. „Das ist das große Geschenk“, meint Jan Teunen, denn so habe die Kunst diktiert, welche Möbel sie sich anschafften. „Das hätte nicht geklappt, wenn wir eine Aussteuer gehabt hätten.“

Weingut Teunen Rheingau
Das Weingut bietet einen atemberaubenden Blick über den Rheingau. © Foto: Evelyn Dragan

„Egal ob es ein Buddha oder eine afrikanische Skulptur oder ein Jesuskind aus Süddeutschland ist,“ sagt er, „wenn wir etwas Schönes sehen, sind wir nicht mehr zu halten.“ Sie haben bei der Galerie Simonis in Düsseldorf ebenso eingekauft wie bei Georg Laue in München. Immer wieder bereichern Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern ihr Leben, mit Max Bill oder Jean Tinguely, mit Helga Schmidhuber, Hilarius Hofstede, Miki Lin oder Jesse Magee.

Ihre Karriere schwenkte von Spirituosen in Richtung Design und Beratung, als die Kinder noch jung waren. Von Dingen können sie sich immer wieder trennen, sei es von einer ganzen Sammlung Weinflaschen aus dem 17. und 18. Jahrhundert oder von italienischem Design der Sechzigerjahre. „Lichtungen schlagen“, nennen sie es. In wenigen Tagen holt das Münchner Auktionshaus Quittenbaum, das schon zuvor Werke der „Sammlung T“ versteigert hat, Lose für die Sonderauktion am 28. Juni ab. Den Katalog hat der italienische Architekt und Designer Michele De Lucchi, ebenfalls seit dreißig Jahren ein Freund der Familie, kuratiert und die Objekte Themen wie „Gehirn“, „Affe“ oder „Phallus“ zugeordnet. Die höchsten Erwartungen gelten mit rund 35.000 Euro einer Gbekre-Affenfigur der Baule aus Elfenbeinküste, daneben gibt es Paddel von den Tongo-Inseln aus dem 18. Jahrhundert, die auf mindestens 16.000 Euro geschätzt sind, Wurfkeulen und Thonet-Stühle, Farbradierungen von Roger Pfund und Plexiglasobjekte von Enzo Mari, Vasen-Multiples von Anish Kapoor und einen bunten Kaffeekocher von Alessandro Mendini aus der Serie „L’oggetto banale“ von 1980. Schwingt beim Abschied Nostalgie mit? Es wirkt nicht so, zu viele neue Projekte sind in Planung. „Die Karawane zieht weiter“, sagt Jan Teunen, „und wir mit ihr.“

Alabaster Sammlung Teunen
In der Bibliothek steht ein Alabaster-Modell des Pantheons aus dem 19. Jahrhundert. © Foto: Evelyn Dragan

Service

Auktion

„Sammlung T.“,

Quittenbaum, München

28. Juni

quittenbaum.de

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