Positions

Neue Balance in Berlin

Die zwölfte Ausgabe der Kunstmesse Positions konzentriert sich und legt einen besonderen Schwerpunkt auf Galerien aus Japan

Von Christiane Meixner
09.09.2025
/ Erschienen in WELTKUNST NR. 245

Südkorea ist gerade ein Riesenthema. Der asiatische Kunstmarkt boomt, zahlreiche europäische Galerien sind in Seoul mit Dependancen präsent. Im vergangenen Jahr richtete auch die Berliner Kunstmesse Positions einen Fokus auf das Land und lud im Rahmen ihres vom Senat geförderten Länderschwerpunkts sechs Galerien aus Seoul zur Teilnahme nach Berlin ein.

Zwei von ihnen kehren zur zwölften Ausgabe der Messe zurück – diesmal auf eigene Kosten und als Beweis dafür, dass sie im ehemaligen Flughafen Tempelhof erfolgreich ihre Künstlerinnen und Künstler vermitteln konnten. Zu diesen gehörte Chamsae Kim mit ihren ebenso verspielten wie abgründigen Figurendarstellungen. Wer sie bei der vergangenen Ausgabe verpasst hat – was durchaus passieren kann, weil die Positions stets im September im Rahmen der Berlin Art Week stattfindet und mit zahlreichen Ausstellungen in Galerien wie Museen konkurriert –, gibt die Erd Gallery aus Seoul jetzt noch einmal Gelegenheit, die liebenswert schlecht gelaunten Charaktere der 1984 geborenen Malerin zu studieren.

Ebenfalls aus Korea stammt die Künstlerin Youjin Yi. Sie wechselte jedoch schon 2004 von Seoul an die Münchner Kunstakademie und beendete ihr Studium 2011 als Meisterschülerin von Günther Förg. Ihren Auftritt auf der diesjährigen Positions hat Youjin Yi am Stand der Berliner Galerie Kornfeld: Hier zeigt die mehrfach mit Stipendien ausgezeichnete Künstlerin ihre zarten, leicht transparent gemalten und manchmal unheimlich wirkenden Mischwesen aus Tier und Mensch.

Aus Berlin kommen über 20 weitere Galerien. Etwa Wannsee Contemporary, die die frechen, intimen Gemälde der gebürtigen New Yorkerin Shanee Roe schon früh in ihren Räumen gezeigt hat. Galerien wie FeldbuschWiesnerRudolph, die mit Jinhee Kim ebenfalls eine figürliche Malerin aus Seoul vertreten, zählen zu den vertrauten Teilnehmern, genau wie Mianki oder Martin Mertens. Neu ist dagegen der Name La Lüpertz, die künstlerischen Positionen im Programm gilt es zu entdecken; wobei hinter dem Projekt die versierte Galeristin und Malertochter Anna Jill Lüpertz steckt.

Übersichtlicher als in den vergangenen Jahren geht es diesmal am Ort der Messe zu. Die Positions hat zwar schon Umzüge auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof hinter sich, doch diesmal war es besonders vertrackt: Der zentrale Hangar 6 wird renoviert, man hätte sich rechts und links davon auf zwei separate Hallen verteilen müssen. Am Ende trafen die Direktoren Kristian Jarmuschek und Heinrich Carstens eine radikale Entscheidung. Statt wie bisher mit über 100 Galerien findet die aktuelle Ausgabe mit 75 Teilnehmern statt, die sich auf einen Hangar konzentrieren. Dennoch ist präsent, was die Positions bislang auszeichnete: Internationalität ebenso wie die Sektion Academy Positions für junge Talente oder die Fashion Positions mit Entwürfen an der Schnittstelle von Kunst und Mode.

Der Entschluss, gibt Jarmuschek unumwunden zu, habe auch mit der momentanen Situation auf dem Kunstmarkt zu tun. Als Galerist und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien ist er mit der Situation der Kolleginnen und Kollegen vertraut: Die politischen Geschehnisse machten es gerade nicht einfach, den Blick auf Bilder und Skulpturen zu lenken. Dabei ist Jarmuschek fest davon überzeugt, dass Kunst in diesen Zeiten resilient machen kann. Den Verzicht auf einen Hangar sieht er als temporäre Maßnahme für 2025 und blickt unverdrossen nach vorn. Allein der Länderschwerpunkt der Positions klingt visionär: Diesmal lädt die Messe ein halbes Dutzend Galerien aus Japan ein.

Service

MESSE

Positions Berlin Art Fair,

Flughafen Tempelhof, Hangar 7,

11. bis 14. September

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