Seit Jahren steht die Affordable Art Fair für einen niederschwelligen Zugang zur Kunst. Nun kehrt sie zum zweiten Mal nach Berlin zurück und rückt dabei weibliche Positionen in den Vordergrund
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13.06.2025
Ein leuchtender Heiligenschein, ein antiker Oberkörper, eine Socke mit Deutschlandfahne in einer Sandale – inmitten der Fülle zeitgenössischer Neuheiten führt ein schmaler Gang zu einer Figur, die mehrdeutig bleibt. Penny Monogious „Das Gespenst, das vom Geist übrig geblieben ist“ aus dem Jahr 2022 ist kein klassisches Selbstportrait. Halb sitzend, halb thronend blickt die fragmentierte Frau in das Messegeschehen und hinterlässt dem Betrachtenden das Puzzle einer Identität, die sich nicht eindeutig entschlüsseln lässt – und vielleicht gerade darin universell wird.
Solch eine Auseinandersetzung mit Körper und Selbstverständnis steht exemplarisch für die diesjährige kuratorische Auswahl der Sonderausstellung auf der „Affordable Art Fair“, die in diesem Jahr zum zweiten Mal in Berlin stattfindet. Die Publikumsmesse eröffnete erstmals 1999 in London – damals wie heute mit dem Ziel, die Barrieren der Kunstwelt abzubauen und zur Demokratisierung des Kunstmarkts beizutragen. Somit rangieren die Preise der ausgestellten Werke zwischen 100 und 10.000 Euro und neben rund 60 lokalen und internationalen Galerien werden auch Newcomer gefördert: Die jährliche „Emerging Artists“ Sonderausstellung bietet denjenigen eine Plattform, die bislang nicht durch Galerien vertreten werden. Der Verkaufserlös geht dabei vollständig an die meist jungen Kunstschaffenden. In diesem Jahr liegt der Fokus verstärkt darauf, die Messepräsenz von Künstlerinnen zu fördern und weiblichen Positionen Sichtbarkeit zu verschaffen.
In ihren konzeptuellen Arbeiten setzen sich die drei ausgewählten jungen Künstlerinnen auf vielfältige Weise mit feministischen Fragestellungen rund um Körperlichkeit auseinander und spielen dabei mit dem spannungsvollen Kontrast zwischen Festigkeit und Wandelbarkeit. Paula Hoffmann etwa präsentiert skulpturale Werke wie eine massiv erscheinende Treppe – gefertigt aus Papier. Anne Meerpohl setzt fluide organische Formen als poetische Analogie zum Inneren des menschlichen Körpers auf einen Untergrund aus Holz. Dazwischen interpretiert Penny Monogiou die Standhaftigkeit antiker griechischer Säulen in Form von Frauenfiguren. Die Werke der in Zypern geborenen Künstlerin changieren zwischen gesellschaftskritischen Fragestellungen und der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität. Gerade der autobiografische Zugang der Arbeiten war ein zentrales Auswahlkriterium, erklärt Kuratorin Hanna Weber-Heidenfels. Dass letztlich drei starke weibliche Positionen vertreten sind, war vielmehr Resultat als Ursprung des kuratorischen Prozesses – ein Ergebnis, das sich im Nachhinein wohl auch als Spiegel des Zeitgeists verstehen lasse.
Noch bis zum 15. Juni ist die diesjährige „Emerging Artists“-Ausstellung als Teil der Affordable Art Fair in der Arena Berlin zu sehen und wird im November auf der Messe in Hamburg erneut präsentiert. Die dichte Präsentation auf der Affordable Art Fair fordert Aufmerksamkeit, doch gerade diese Vielfalt unterstreicht das Konzept: Die Messe überzeugt weiterhin mit ihrer klaren Haltung gegen Elitarismus im Kunstbetrieb und öffnet Räume für ein breites Publikum, das das Puzzle moderner Identität und zeitgenössischer Kunst Stück für Stück erkunden möchte.