Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Teil 2: von Lucy Ivanovas Traumbild aus Kiew bis zur „Akari“-Lampe
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02.11.2022
Jürgen Partenheimer vereint in seiner Kunst minimalistische Formen mit lyrischen Botschaften. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Frage nach der Darstellbarkeit von imaginären Welten. Die abstrakte Kunst eröffnet für den 1947 in München geborenen Künstler die Möglichkeit, Gedankenflüsse sichtbar werden zu lassen. Der elegante Briefbeschwerer mit dem poetischen Titel „Petit Déjeuner (Tischzeichnung I-VI)“ aus dem Jahr 2011 (2 x 9 x 19 cm, Edition von 25) wurde von Hand bemalt und entstand in Kooperation mit der Porzellan Manufaktur Nymphenburg. Die Münchner Galerie Max Goelitz, die am 11. November einen zweiten Standort in Berlin-Kreuzberg eröffnet, bietet das signierte Porzellanobjekt für 980 Euro an. Ein Schnäppchen im Vergleich zu den Werken des Künstlers, der in Museumssammlungen weltweit vertreten ist.
Linie, Form und Papier bilden die wesentlichen Elemente in den Arbeiten des in Stuttgart lebenden Künstlers Eberhard Freudenreich. Seine biomorphen Formen wirken dynamisch und zugleich beruhigend. Die Arbeit „Penelope“ (70 x 50 Zentimeter) aus dem Jahr 2022 erinnert uns ein wenig an einen Propeller, der sich sehr schnell im Wind dreht. Der Name ist zudem eine Anspielung auf die Irrfahrten des Odysseus und seine unentwegt webende Ehefrau Prinzessin Penelope. Die Galerie Holzhauer zeigt das wirbelnde Werk auf der Messe Affordable Art Fair in Hamburg, die vom 10. bis 13. November stattfindet. Hier gibt es eine große Auswahl an zeitgenössischen Positionen zu entdecken, die alle unter 7.500 Euro kosten, denn die Messe verfolgt nun bereits seit 10 Jahren das Ziel, Kunst für alle zugänglich zu machen. Der orangene Linolschnitt von Freundenreich steht für 420 Euro zum Verkauf.
Es gehört zu den Nebeneffekten des Krieges in der Ukraine, dass ukrainische Künstlerinnen und Künstler stärker in den Fokus gerückt sind – aufgrund ihres persönlichen Schicksals, aber auch als Vertreter einer lebendigen Kultur, die durch den russischen Angriff akut bedroht ist. Zu den ersten Adressen für zeitgenössische Kunst gehörte schon vor dem Krieg die Galerie The Naked Room in Kiew. Die Inhaberinnen Elizabeta German und Maria Lanko sind die Kuratorinnen des ukrainischen Pavillons der diesjährigen Venedig-Biennale und haben die Kunstwelt mit einer dramatischen Rettungsaktion des Werks von Pavlo Makov beeindruckt. Nach kurzzeitiger Schließung zu Beginn des Krieges konnte die Galerie ihren Betrieb wieder aufnehmen, derzeit zeigt sie eine Wanderausstellung in der Berliner Nome Gallery. Die Galeriekünstlerin Lucy Ivanova wurde 1989 in Dnipro geboren und war in dieses Jahr Artist in Residence der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie arbeitet in unterschiedlichen Medien, ihr traumverlorenes Ölgemälde „Man behind the Pine“, das ein wenig an Peter Doig erinnert, bietet The Naked Room für 6.000 Euro. Weitere Werke von Lucy Ivanova waren auf der diesjährigen Entdeckermesse Liste Art Basel schnell verkauft.
Bewegung, Volumen und die Farbe Rot zeichnen die verspielten Bildwelten der 1995 geborenen Künstlerin Tamara Malcher aus. In diesen begegnen uns immer wieder tanzende, leuchtende Körper. Malcher lebt und arbeitet in Münster, wo sie sich unter anderem mit antiken, vor allem altägyptischen Darstellungen des weiblichen Körpers beschäftigt. Die Positur der mit Acrylfarbe gemalten Frau erinnert an ägyptische Malereien, auf denen die Figuren meist auch von der Seite und mit erhobenen Armen dargestellt wurden. Entdeckt haben wir das „A couple weeks I could feel it comin’“ (100 x 100 Zentimeter) in der Weserhalle in Berlin-Neukölln. Die Galerie, die sich auf zeitgenössische Positionen sowohl aus dem physischen als auch dem digitalen Bereich spezialisiert, bietet die Arbeit für 3.800 Euro an.
Das Münchner Auktionshaus Quittenbaum ruft am 29. November im Zuge seiner „Schools of Design“-Auktion mehr 180 exquisite Möbel und Designobjekte auf – darunter auch eine Stehlampe von Isamu Noguchi. Der 1988 in New York verstorbene Bildhauer mit japanischen Wurzeln gilt als Universaltalent. Neben Skulpturen, Möbeln und Leuchten schuf er auch Bühnenbilder und gestaltete öffentliche Plätze. Seine „Akari“-Lampen (Japanisch für Licht) sind ein echter Designklassiker. Sie alle zeichnen sich durch ihre voluminösen und lebendigen Formen aus. Das dünne Shoji-Papier, das in Japan für Laternen und Papierschirme verwendet wird, verleiht den Objekten eine gewisse Leichtigkeit. Quittenbaum ruft die 200 Zentimeter hohe Stehlampe aus dem Jahr 1950 zu einem Schätzpreis von 4.000 bis 4.500 Euro auf. Sie kommt mit dem alten Originalschirm sowie einem neuem Ersatzschirm.