Gallery Weekend Berlin

Frühlingsgefühle

Das Gallery Weekend Berlin erblüht dieses Jahr wieder in voller Pracht – und meldet sich nicht nur mit einem frischen Kunstprogramm zurück, sondern auch mit vielen neuen Locations

Von Clara Zimmermann
25.04.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 198

„Die Blüten von Berlin“ lautet der Titel der Ausstellung bei Chert Lüdde, die bereits Mitte März eröffnet hat und einem Lied der Berliner Dragqueen Ovo Maltine entstammt. Es könnte aber auch das Motto des diesjährigen Gallery Weekend sein, denn dieses meldet sich nicht nur mit einem frischen Kunstprogramm, sondern auch mit vielen neuen Locations zurück. Und so wird die Kunst nach zwei Jahren pandemiebedingter Verschiebungen (2020) und hybriden Veranstaltungskonzepten (2021) wieder an sämtlichen 52 Standorten physisch erlebbar sein. Unter diesen erfreulichen Voraussetzungen laden die Berliner Galerien, nun bereits in der 18. Ausgabe, zum großen Rundgang ein. Ob mit Maske oder ohne und mit welchen Abstandsregelungen, bleibt den teilnehmenden Häusern selbst überlassen. Die schönsten Blüten sprießen in der Galerie von Jennifer Chert und Florian Lüdde und entstammen den Händen der Künstler Petrit Halilaj und Alvaro Urbano. Außen vor den neuen Räumlichkeiten in Schöneberg erinnert nur noch der Schriftzug „Dekorations- u. Festartikel“ an ihre vormalige Nutzung. Dennoch haben es sich die Kunstschaffenden und das Galerieteam zum Ziel gesetzt, das ehemalige Geschäft für ausgefallene Partyartikel in ihrer Eröffnungspräsentation zu würdigen. Neben Schwarz-Weiß-Fotografien der queeren Berliner Szene von Annette Frick sind dort monumentale florale Skulpturen von Halilaj und Urbano ausgestellt. Ebenfalls zu bestaunen sind bunte Schichten der Originaltapete und Konfetti, die das Künstlerduo während der Renovierungsarbeiten konserviert hat.

Joan Jonas Gallery Weekend Berlin
Die Galerie Heidi zeigt die luftig-leichten Arbeiten „Drawn on the wind" (2018) von Joan Jonas. © Galerie Heidi, Berlin

Nicht weit entfernt zeigt die amerikanische Künstlerin Joan Jonas in der jungen Galerie Heidi ihre luftig-leichten Arbeiten. Neben Zeichnungen schweben bunte Drachen aus Bambus unter der Decke. Heidi ist zum ersten Mal dabei und gehört mit der Galerie Sweetwater zu den Newcomern des Gallery Weekend. Letztere präsentiert die junge Künstlerin und Lyrikerin Luzie Meyer, die sich mit der Formbarkeit unserer Sprache auseinandersetzt. Neue Routen durch die Stadt zeichnen das Gallery Weekend 2022 aus. Diese könnten ein Spaziergang an der Spree entlang bis nach Moabit sein, wo die Galerie Alexander Levy ihren neuen Sitz hat und Arbeiten des russisch-österreichischen Künstlers Egor Kraft ausstellt, aber auch ein Abstecher an den Kaiserdamm, wo die Galerie Kicken Fotografien von Performances des Künstlers Klaus Rinke zeigt. Mit einer Einzelausstellung von Georg Baselitz ist dieses Jahr auch die Galerie Michael Werner mit neuen Räumen in der Charlottenburger Hardenbergstraße wieder dabei.

Mehdi Chouakri hat in Berlins angesagtem Kunstort, den Wilhelm Hallen im Norden der Stadt, ein zweites Zuhause gefunden. Auf dem ehemaligen Industrieareal stellt die Galerie die drei minimalistischen Positionen von Charlotte Posenenske, Sol LeWitt und Peter Roehr zur Schau. Die Galerie Konrad Fischer in Mitte widmet sich Bruce Nauman und präsentiert dessen neueste Videoinstallation „Practice“. Sie zeigt die Hände des Künstlers, die sich langsam auf einem alten Holztisch bewegen und Markierungen zeichnen. Dazu ist eine große Auswahl an Druckgrafiken des amerikanischen Konzeptkünstlers zu sehen. Mit der gleichzeitig stattfindenden Messe Paper Positions verspricht das Wochenende abwechslungsreiches Kunstvergnügen in allen Ecken der Stadt. 

Service

GALLERY WEEKEND

Gallery Weekend Berlin,

29. April bis 1. Mai 2022

gallery-weekend-berlin.de

PAPER POSITIONS

Paper Positions Berlin

28. April bis 1. Mai 2022

paperpositions.com

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