Kunsthandel

Barbara Gross: "Ich plane, in anderen Formaten weiterzumachen."

Barbara Gross trat mit dem Ziel an, Künstlerinnen in Museen und Sammlungen zu bringen. 32 Jahre vertrat sie Größen wie Katharina Grosse, Nancy Spero und Kiki Smith. Nun gab sie bekannt, ihre Münchner Galerie im Mai zu schließen: Im Interview erzählt sie, was die aktuelle Doppelausstellung von Silvia Bächli und Marthe Wéry sehenswert macht – auch wenn die Türen momentan nicht öffnen dürfen.

Von Laura Storfner
27.03.2020

Welche Ausstellung wäre aktuell in Ihren Räumen zu sehen – und was macht sie sehenswert?

Aktuell zeigen wir die Ausstellung „Silvia Bächli | Marthe Wéry“ und damit Werke zweier Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen und künstlerischer Herkunft in einen Dialog. Die beiden Künstlerinnen verbindet bei aller Verschiedenheit ihre konzentrierte Ausdrucksweise, das Vermeiden alles Überflüssigen. Beide denken installativ und positionieren ihre Werke in Beziehung zum Raum. Der Farbe kommt dabei jeweils eine besondere Bedeutung zu.

Wie geht Marthe Wéry in ihren Werken mit Farbe um?

Die Frage nach dem Wesen von Farbe wird bei ihr zum Motor ihres Schaffens und führt sie zu immer neuen, bisweilen radikalen Experimenten, in denen sie die Wechselwirkungen von Farbe, Material und Raum erkundet. Sie bezieht den Zufall mit ein, wenn sie mit unterschiedlichen Texturen und Pigmenten – der Farbmaterie an sich – experimentiert. Wéry selbst hat es so zusammengefasst: „Nothing in the world is more familiar to us than colors: they give it shape, depth and beauty.“

Und was bedeutet Farbe für Silvia Bächli?

Bei ihr fügen sich zunächst farbige Gouachen in ihre überwiegend in Schwarz-Weiß gehaltene Installationen. 2018/19 bringt eine neue, intensive Farbigkeit. Kurze horizontale Pinselstriche in leuchtenden Tönen verdichten sich zu Türmen und abstrakten, malerischen Formationen, die der Vielfalt der Linie in Bächlis Werk eine weitere Nuance hinzufügen. Sie selbst hat einmal gesagt: „Über viele Jahre habe ich ausschließlich mit verdünnter schwarzer Farbe gearbeitet. Erst seit 2008 gibt es auch farbige Blätter. Diese Arbeiten fügen sich zu den anderen ohne viel Aufhebens. Dennoch, sie geben durch ihre Farbe einen anderen neuen Klang dazu, wie ein neues Instrument im Orchester. Farben haben andere Räume, sie haben andere Tiefen und strecken sich anders in den Raum.“

Wie halten Sie im Augenblick Kontakt mit Ihren Sammlern und Kunstinteressierten?

Über Email und Telefonate besteht ein reger Austausch und sehr viel gegenseitige Anteilnahme.

Arbeiten Sie aktuell an neuen, virtuellen Ausstellungskonzepten?

Im Mai 2020 werde ich meine Galerie nach 32 Jahren mit „Open Doors / Closing Doors“, einer Ausstellung mit Werken aus dem Galerieprogramm, schließen. Gegebenenfalls überlegen wir, diese Ausstellung auch als virtuelle Schau anzubieten und in kuratierten Formaten zu verschicken. Ich habe diese Entscheidung in einem Moment getroffen, in dem die Galerie – nach vielen Jahren der Vermittlungsarbeit – heute dankbar Anerkennung gefunden hat. Ich möchte die Türen schließen, wenn es am schönsten ist und bevor Alter oder unerwartete Ereignisse mich einholen und zur Aufgabe zwingen. Ich plane, in anderen Formaten in Zukunft weiterzumachen und meinen Künstlerinnen, Künstlern und der Kunstvermittlung treu zu bleiben. Für alle Künstlerinnen und Künstler der Galerie, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe, werde ich weiterhin Projekte betreuen und als ihre Agentin wirken.

Die Galeristin Barbara Gross, fotografiert von Marco Funke
Die Galeristin Barbara Gross, fotografiert von Marco Funke

Service

Zusatzinformationen

„Silvia Bächli | Marthe Wéry“, bis 25. April 2020
www.barbaragross.de
www.instagram.com/barbaragrossgalerie/
Tel +49 89 296272

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