Kunsthandel

Stimulierender Auftakt der "Antik & Kunst"

Kunst von Maria Sibylla Merian und Luxusgegenstände des Art-déco sind nur zwei der Highlights, mit denen die Messe in Sindelfingen in neue Jahr startet

Von Daniela Gregori
11.01.2018

Es handelt sich um eine der ersten Messen des Jahres –aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. So ist das Jahr noch jung, die Vorsätze womöglich ebenso – und Sindelfingen vermag immer wieder mit einem qualitätsvollen Angebot und einem interessanten Rahmenprogramm zu punkten.

Freilich: Aussteller und Besuchern kommen überwiegend aus dem süddeutschen Raum. Doch reist auch der auf Ausstattungsstücke aus Grandhotels, Luxusschiffen und noblen Zügen spezialisierte Kunsthandel Coriewa aus Hamburg an. Gützlaf bringt Art nouveau- und Art-déco-Zimelien aus Berlin mit. Dr. Birbaumer & Eberhardt vom Timmendorfer Strand haben unter anderem einen Londoner Trüffelhobel (Abb.) aus Elfenbein und Silber aus dem Jahr 1798 im Gepäck, gefertigt von den Meistern Robert und David Hennel.

Die Projektleiterin der Messe, Birgit Strehler, selbst im Kunsthandel tätig, sieht – neben dem allgemeinen Trend, die eigenen vier Wände nicht in einem durchgängigen Stil, sondern mit besonderen Einzelstücken auszustatten – ein neu entfachtes Interesse an Objekten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Bereich sind zum Beispiel Silberarbeiten beim Tübinger Kunsthaus Kende hervorzuheben: ein Art-déco-Tafelleuchter von Evald Nielsen (um 1940), diverse Garnituren der Besteckserie „Pyramide“ von Georg Jensen (1931) sowie eine in ihrer Schlichtheit und Form außergewöhnliche Gewürzgarnitur (Georg Jensen, nach 1945).

Nachdem der 300. Todestag von Maria Sibylla Merian in diesem Jahr bereits mit diversen Ausstellungen begleitet wurde, stellt das Kunstkabinett Strehler (Sindelfingen) ein exquisites Konvolut an Blättern der vielgereisten Forscherin und Künstlerin zusammen: gleichsam einen kleinen Merian-Salon (Abb.). Begleitet wird die Sonderschau von einem Vortrag Birgit Strehlers, die sich als Kunsthistorikerin eingehend mit dem Werk der gebürtigen Frankfurterin auseinandergesetzt hat. 

Die Besucher sind wieder einmal dazu eingeladen, eigene Kunstgegenstände mitzubringen, um sie den Spezialisten vor Ort zur Begutachtung vorzulegen. Im letzten Jahr hat sich dabei ein Erbstück als kostbare Orivit-Keramikvase mit Metallmotnierung herausgestellt, die einst auf der Pariser Weltausstellung vom Onkel Margarete Steiffs erworben wurde. Am 29. Juni 2017 wurde das Objekt dann bei Nagel in Stuttgart versteigert (Zuschlag 12.000 Euro).

Im Rahmenprogramm liest Boris Friedewald aus seiner heiteren Betrachtung Dalís Bärte (Prestel, 2016). Zudem gibt es eine Fahrt durch das nächtliche Sindelfingen mit Umgebung. Ziel sind: das Schauwerk Sindelfingen, wo man mit „Pinc kommt“ in Rupprecht Geigers Welten schwelgen kann; die Städtische Galerie Böblingen, die mit ihrer Ausstellung „Bildgewalt“ Aufruhr und Unterdrückung anspricht; und die Städtische Galerie Sindelfingen, die in „Aktion & Malerei“ der Frage nachgeht, wie sich Aktivität, Bewegung und ästhetische Wahrnehmung in der Kunst zu manifestieren vermögen. 

Außer Frage steht schon jetzt: Um einen Mangel an Aktivitäten in Sachen Kunst muss man sich in Sindelfingen in den ersten Tagen des neuen Jahrs wenige Sorgen machen.

Service

Abbildung ganz oben

Trüffelhobel, Elfenbein, Silber, Robert und David Hennel, London, 1798, angeboten von Dr. Birbaumer & Eberhardt, Timmendorfer Strand

Messe

Antik & Kunst,
Messe Sindelfingen,
11. – 14. Januar
www.antik-kunst-messe.de

Dieser Beitrag erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 20/2017

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