Im Dezember begegnen wir den farbenfrohen Werken von Huguette Caland in Hamburg, feiern die deutsche Expressionistin Gabriele Münter in New York und freuen uns auf Fotografien von Andrzej Steinbach in Erfurt
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28.11.2025
Guggenheim Museum, New York, bis 26. April 2026
Im Alter von 21 Jahren reiste Gabriele Münter gemeinsam mit ihrer Schwester nach Amerika, wo sie Verwandte ihrer kurz zuvor verstorbenen Mutter besuchte. Während des zweijährigen Aufenthalts hielt sie ihre Eindrücke mit einer tragbaren Boxkamera fest. Einige dieser Fotografien, die ihr feines Gespür für Komposition und Licht belegen, sind nun erstmals in der Ausstellung „Gabriele Münter: Konturen einer Welt“ im Guggenheim Museum in New York zu bestaunen. Nach ihrer Rückkehr nach Europa begann die Malerin ihre künstlerische Laufbahn, zunächst im Künstlerinnen-Verein München, später an der Malschule der Künstlergruppe Phalanx, wo sie auch ihren späteren Lebensgefährten Wassily Kandinsky kennenlernte. Als Gründungsmitglied des Blauen Reiters belebte die experimentierfreudige Expressionistin das weite Feld der Malerei neu und schuf bis zu ihrem Tod 1962 ein von Neugier getragenes, vielseitiges Gesamtwerk.
Deichtorhallen, Hamburg, bis 26. April 2026
Sind das Oberschenkel, die sich innig aneinanderschmiegen? Berühren sich zärtlich zwei amorphe Figuren, oder ist das ein Blick zwischen die Beine einer Frau? In Huguettes Calands berühmtester, Pop-bunter Serie „Bribes de corps“, zu Deutsch Körperteile, lässt sich das nicht eindeutig beantworten. Mit ihren leuchtenden Farbkontrasten und reduzierten weichen Formen sind diese Gemälde ebenso malerisches wie feministisches Statement der 1970er-Jahre wie überraschend gegenwärtig. Zu entdecken ist die Serie derzeit in einer großen und sehr sehenswerten Ausstellung in Hamburg. Diese entstand gemeinsam mit dem Museo Reina Sofía in Madrid und ist die erste Retrospektive der libanesischen Malerin überhaupt in Europa. Mit mehr als 200 Werken spiegelt sie ein Schaffen über fünf Jahrzehnte und ein künstlerisches Leben, das Caland, die 2019 starb, von Beirut über Paris und Los Angeles zurück in den Libanon führte.
Museum Ludwig, Köln, bis 11. Januar 2026
Im Zentrum der Ausstellung „Fünf Freunde“, die bereits im Museum Brandhorst Station machte, steht eine Gruppe aus fünf einflussreichen Kunstschaffenden — John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly, — deren künstlerische, persönliche und teils romantische Beziehungen bisher selten thematisiert wurden. Die Präsentation versammelt Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Bühnenbilder und Archivmaterial erstmals gemeinsam. Viele Arbeiten sind in denselben Ateliers entstanden. Ein besonderer Fokus liegt auf dem kreativen Zusammenspiel, das Bühnenbilder für die Tanzcompagnie von Merce Cunningham ebenso umfasst wie experimentelle Kompositionen von John Cage. Zudem wirft „Fünf Freunde“ ein neues Licht auf die Lebensrealität queer lebender Kunstschaffender in den 1950er- und 1960er-Jahren.
Kunsthalle Mannheim, bis 11. Januar 2026
Mit einer großen Ausstellung möchte die Kunsthalle Mannheim ihre eigenen Geschichte beleuchten und erinnert an ihre Rolle als wichtiger Sammelort des Expressionismus – und an den dramatischen Verlust großer Teile der Sammlung im Jahr 1937. Rund um wegweisende Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Wilhelm Lehmbruck bietet die Schau einen eindrucksvollen Blick auf jene Jahre, in denen die Moderne im deutschen Südwesten größer wurde. Seltene Leihgaben schließen Lücken, die während des Zweiten Weltkriegs die Beschlagnahmungen der Nationalsozialisten gerissen haben. Gleichzeitig hinterfragt die Schau die kolonial geprägten Ansichten vieler Expressionisten kritisch und verknüpft kunsthistorische Ikonen mit ihrer politischen Geschichte.
Kunsthalle Erfurt, 14. Dezember bis 22. Februar 2026
In konzeptuellen fotografischen Serien erforscht der Künstler Andrzej Steinbach Beziehungen zwischen Mensch und Technik. In seinen auf den ersten Blick einfachen und nüchternen Inszenierungen gelingt es ihm, komplexe Fragen und Zusammenhänge freizulegen. Der Gedanke, dass technische Erfindungen eine Erweiterung des menschlichen Körpers bedeuten, war die Grundlage für seine neueste Arbeit „Extensions“. In 16 Bildern zeigt er eine Frau mit verschiedenen alltäglichen Gegenständen, wie einem Stuhl, einer Leiter oder einem Rad. Die Werkgruppe steht im Mittelpunkt seiner Einzelausstellung „Hier“ im Kunstmuseum Erfurt, wo auch ältere Arbeiten, darunter Skulpturen und Installationen zu sehen sein werden. Der 1983 im polnischen Czarnkow geborene Steinbach hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert. Sein Interesse für die Kunst der Inszenierung wurde aber schon als Schüler geweckt, als er im Opernhaus Chemnitz als Statist auf der Bühne stand.