Im Jahr 2025 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Kunstausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 4: Oktober bis Dezember
Von
20.01.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 236
Yayoi Kusama
Fondation Beyeler, Basel/Riehen, 12.10. bis 25.1.2026
Wer sich ärgert, dass die Schlange vor dem „Infinity Mirror Room“ wegen der Selfiewütigen wieder so lang ist, der kann sich stattdessen mit den anderen tollen Arbeiten von Yayoi Kusama beschäftigen. Denn die Japanerin holte in den Fünfzigerjahren mit ihren „Infinity Net“-Bildern den Kosmos in den White Cube und mischte danach mit politisch-feministischen Happenings die Kunstwelt der Nachkriegszeit gehörig auf.
Mongolei – Eine Reise durch die Zeit
Museum Rietberg, Zürich, 24.10. bis 22.2.2026
Das Klischee behauptet, dass die Mongolen rund um die Uhr im Sattel saßen, doch schon Dschingis Khan befahl den Bau seiner später befestigen Hauptstadt Karakorum. Von dort und aus der uigurischen Stadt Karabalgasun stammen die archäologischen Funde, die in dieser Schau die urbanen Mon golen erklären. Eine Erzählung, die durch Werke gegenwärtiger Kunstschaffender aus Ulaanba taar noch bereichert wird.
Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst
Museum Barberini, Potsdam, 25.10. bis 1.2.2026
Es hat zwar nie gelebt, aber ist in der westlichen Kunstgeschichte auch nicht totzukriegen: das Einhorn. Noch in der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts malte es Alessandro Varotari Padovanino sorglos in einem Bild neben Löwe und Vogel, die dem musizierenden Orpheus lauschen. Zu Padovanino war offensichtlich nicht die neueste Nachricht seiner Zeit vorgedrungen: 1638 bestätigte der dänische Naturforscher Ole Worm das ominöse Horn als langen Vorderzahn des Narwals. Davon unbeeindruckt hat das Einhorn häufige Renaissancen erlebt – zuletzt mit wilder Lockenmähne in Malereien von Marie Cecile Thijs, die an Kinderzimmerposter erinnern.
Anni Albers
Zentrum Paul Klee, Bern, 7.11. bis 22.2.2026
Die Teppiche und Wandbehänge von Anni Albers haben unsere Vorstellung des modernen Wohnens geprägt. Von allen Lehrenden des Bauhauses war sie es, die Textilien am konsequentesten als Architektur verstand. Auch nach der Emigration 1933 in die USA lehrte Albers am Black Mountain College, dass Bauen und Weben zusammengehören. Highlights dieser Schau sind ein Wandbehang von 1927 oder ihre „Ark Panels“, die sie 1962 für eine Synagoge in New England schuf.
Turner and Constable
Tate Britain, London, 27.11. bis 12.4.2026
Selten hat eine Malerrivalität eine Epoche so gegensätzlich geprägt wie der Wettstreit von William Turner und John Constable die britische Romantik. Während der Erste mit seinen dynamischen Sturm-und-Regen-Darstellungen das Fenster zur modernen Malerei weit aufstieß, zielte der Zweite mit seinen pittoresken Dorfansichten und Flussuferidyllen zweifellos genauer in die englische Seele. Im Jahr 2025 feiern wir Turners 250. Geburtstag, und zu diesem Anlass lädt die Tate den ein Jahr jüngeren Rivalen zum ewig unlösbaren ästhetischen Vergleich ein.
Germaine Krull
Museum Folkwang, Essen, 28.11. bis 15.3.2026
Ein vergangenes Jahrzehnt, das uns auf unheimliche Weise immer näher zu rücken scheint, sind die 1920er-Jahre. Wir sollten daher die autobiografischen und fiktiven Texte von Germaine Krull genau lesen und ihre wundervollen Schwarz-Weiß-Fotos betrachten. Vielleicht finden wir dort den Schlüssel, wie wir den politischen Bedrohungen der Zukunft begegnen können.
Max Beckmann
Städel Museum, Frankfurt, 3.12. bis 15.3.2026
Zeichnungen und Grafiken von Max Beckmann präsentiert das Städel in dieser Ausstellung aus zwei guten Gründen: Zum einen hat das Museum vor drei Jahren eine Dauerleihgabe von 16 Blättern aus der Sammlung Karin und Rüdiger Volhard erhalten, darunter „Der Mord“ von 1933, ein originell aquarellierter Tatort als totenstilles Stillleben. Und zum anderen soll 2025 das Werkverzeichnis von Beckmanns Zeichnungen erscheinen, das auch viele Skizzen zu seinen Malereien enthält.
Hans Ticha
Kunsthalle Rostock, 14.12. bis 26.2.2026
Als Andy Warhol 1982 Siebdrucke von Michael Jackson und Willy Brandt fertigte, malte Hans Ticha in Ostberlin ein graues Bild einer Gruppe anonymer Figuren, die sehr kleine Köpfe, aber riesige applaudierende Hände haben („Klatschen- der Bauch II“). Beides hat seine Berechtigung, aber die Frage, wer mehr riskierte, erübrigt sich. Ticha, Jahrgang 1940, ist und bleibt der große ostdeutsche Pop-Maler. Zum Jahresausklang leuchten seine Bilder in Rostock wie Leitsterne.
Hier geht es zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3 unserer Ausstellungsvorschau 2025.