Im Februar freuen wir uns auf Suzanne Valadon in Paris, bestaunen die Fotografien von Saul Leiter in Amsterdam und entdecken die Künstlergruppe rund um Clara Mosch in Chemnitz
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03.02.2025
Centre Pompidou, Paris, bis 26. Mai
Suzanne Valadon, geboren 1865 als Marie Clémentine Valadon, besuchte keine Schule, sondern arbeite als Serviererin und Gemüseverkäuferin in der Pariser Künstlerhochburg Montmartre. Dann heuerte sie als Artistin bei einem Zirkus an. Doch im Alter von fünfzehn Jahren erlitt sie einen Sturz, der ihre Zirkuskarriere auf einen Schlag beendete. Dennoch war der Zirkus ihr Portal in die Bohème-Kreise. Hier lernte sie unter anderem Pierre Puvis de Chavannes, Henri de Toulouse-Lautrec und Auguste Renoir kennen, für die sie Modell stand. Sie beobachtete die Künstler bei ihrer Arbeit, merkte sich Gesten, Pinselstriche und Linien – und setzte sich dann, wenn die Sitzungen beendet waren, selbst vor die Leinwand. Die Einzelausstellung im Centre Pompidou würdigt nun ihre oft unterschätzte Rolle in der Entstehung der künstlerischen Moderne.
Tate Modern, London, 27. Februar bis 31. August
Diese Ausstellung trägt zu recht ein Ausrufezeichen: „Leigh Bowery!“ war eine schillernde visuelle Supernova im Londoner Nachtleben der Achtzigerjahre. Im australischen Melbourne geboren, kam er als 19-Jähriger in die britische Hauptstadt, um als Modedesigner zu arbeiten und eroberte mit seinen selbstkreierten Outfits, die er „Looks“ nannte, die Discotanzflächen. Bowerys Clubabende im Taboo am Leicester Square wurden stilprägend, denn seine Vision war im besten Sinne grenzenlos und vermischte auf üppigste Weise Kunst, Leben, Sex und Geschlechterrollen. Bowery reüssierte mit Modenschauen und Kunstperformances. Er starb leider 1994 an Aids. Die Ausstellung in der Tate Modern zeigt ihn in Fotografien, aber auch in Bildern von Lucian Freud: Der Maler war einer der wenigen, der das Privileg hatte, ihn unkostümiert zu sehen.
Foam Museum, Amsterdam, bis 20. April
Die Schau mit dem poetischen Titel „An Unfinished World“ präsentiert mehr als 200 Arbeiten des Fotografen Saul Leiter. Er war ein Pionier der Farbfotografie und der Street-Photography. 1923 in Pittsburgh geboren, sollte er eigentlich Rabbiner werden, doch in seinen Zwanzigern entdeckte er Malerei und Fotografie für sich. Er lebte seitdem bis zu seinem Tod im Jahr 2013 in New York und schuf ebenso wie seine gleichaltrigen Kollegen Robert Frank und Diane Arbus Aufnahmen, die prägend für die New York School of Photography wurden und überhaupt für unser Bild der Weltmetropole am Hudson.
Kunstsammlungen Chemnitz, 20. Februar bis 15. Februar 2026
Wer bei Fünf auf den Bäumen war, gehörte in Karl-Marx-Stadt vermutlich zu Clara Mosch. Denn diese fünfköpfige Künstlergruppe machte durch Aktionskunst in der Natur auf sich aufmerksam. Außerdem gab es in der Stadt die 1973 gegründete Galerie Oben, die sich dem Diktat des DDR-Kunstbetriebs subversiv widersetzte. An diese beiden Leuchtfeuer des Freigeistes, die von der Stasi massiv bespitzelt wurden, erinnern im Kulturhauptstadt-Jahr die Kunstsammlungen Chemnitz mit dem Ausstellungsreigen „Galerie Oben und Clara Mosch“. Neben viel Kunst und Dokumentarmaterial werden die „Mittwochsveranstaltungen“ der Galerie Oben wiederbelebt und sukzessive die Protagonisten wie Thomas Ranft oder Michael Morgner in Einzelpräsentationen vorstellt.
Gemäldegalerie, Berlin, bis 22. Juni
Sechzig Gemälde aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst im ukrainischen Odesa sind vor der Kriegszerstörung in Sicherheit gebracht worden und nun in einer Schau zu erleben, die einen Bogen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zieht. Bekannte europäische Künstler wie Cornelis de Heem, Bernardo Strozzi oder Frans Hals sind mit Gemälden vertreten, die hierzulande noch wenig bekannt sind. Dazu kommen 25 Werke aus der Berliner Sammlung, die überraschende Begegnungen ermöglichen und spannende kulturhistorische Verbindungen aufzeigen.
Trade Fair Palace, Nationalgalerie Prag, bis 30. März
In Prags ehemaligen Messepalast präsentiert eine große Retrospektive die intimen Fotografien von Libuše Jarcovjáková. Die tschechische Fotografin, Jahrgang 1952, traf auf ihren Reisen, die sie bis nach Japan führten, vietnamesische und kubanische Gastarbeitende oder tschechische Roma. In eindrücklicher Authentizität dokumentierte sie die Begegnungen und verschiedenen Lebensrealitäten. In den Siebziger- und Achtzigerjahren tauchte Jarcovjáková außerdem in die LGBTQ+-Szene von Prag und West-Berlin ein. Besonders gerne besuchte sie Prags queerer Bar „T-Club“, wo sie die Besuchenden auf Schwarzweißfilm und mit Blitzlicht fotografierte.