Preis der Nationalgalerie

Vier gewinnt

Zum 12. Mal vergibt die Nationalgalerie den Preis zur Nachwuchsförderung – zum ersten Mal gibt es vier Gewinnerinnen und Gewinner, die nun in einer Gruppenausstellung zu sehen sind

Von Laura Kunkel
05.06.2024

Gemeinsam ist alles besser, und so kommt es auch, dass der diesjährige Preis der Nationalgalerie erstmals unter vier Kunstschaffenden geteilt statt wie bisher nur an eine Person verliehen wird. Nach der Vergabe am 4. Juni bespielen die prämierten Künstlerinnen und Künstler den Hamburger Bahnhof in Berlin für ein halbes Jahr. Mit dem Ankauf der vier Neuproduktionen will das Museum den Gedanken des kollektiven Austauschs vorantreiben: „Mit dem neuen Format setzt der Hamburger Bahnhof ein Zeichen für kollektives Denken in der Kunst. Das Museum zeichnet somit unterschiedliche künstlerische Positionen als gleichwertig und in direktem Dialog zueinander mit einem gemeinsamen Preis aus. Gleichzeitig wird der Preis der Nationalgalerie direkt in die Sammlung des Hamburger Bahnhofs eingebettet, um die jeweiligen Momentaufnahmen der Kunstszene für die Zukunft zu erhalten.“, so die Direktoren des Hauses Sam Bardaouil und Till Fellrath, die mit Unterstützung von Agnes Rameder die Kuration des Preises verantworten.

Ausstellungsansicht von Pan Daijings Rauminstallation „After Fugue“ (2024) im Hamburger Bahnhof
Ausstellungsansicht von Pan Daijings Rauminstallation „After Fugue“ (2024) im Hamburger Bahnhof. © Courtesy Pan Daijing / Jacopo La Forgia

Die internationale Jury, bestehend aus Cecilia Alemani, Elvira Dyangani Ose, Kasia Redzisz und Jochen Volz, dem Kuratorenteam sowie der stellvertretenden Direktorin und Sammlungsleiterin Gabriele Knapstein, hat aus über 70 Vorschlägen eine finale Wahl getroffen. Die jüngste Preisträgerin ist die 1991 in China geborene Künstlerin und Komponistin Pan Daijing, die mit ihren choreografischen und architektonischen Interventionen zuletzt im Haus der Kunst in München das Publikum begeisterte. Für den Hamburger Bahnhof füllt sie in der Rauminstallation „After Fugue“ (2024) mithilfe mehrerer Lautsprecher und Videos den Raum mit Klang.

Der Preis der Nationalgalerie will diesmal den kollektiven Gedanken stärken

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die norwegische Künstlerin Hanne Lippard. In ihren performativen Lesungen, die sie 2020 auch im Hamburger Bahnhof zum Besten gab, beschäftigt sie sich unter anderem mit dem Einfluss, den die digitale Kommunikation und moderne Werbung auf unsere Sprache nehmen. In „Look for Words“ (2024) dekonstruiert die Künstlerin einen selbstgeschriebenen Text und setzt die Fragmente immer wieder neu zusammen, sodass das Gesagte stets eine neue Bedeutung bekommt.

Lautsprecher geben Hanne Lippards Audioarbeit „Look for Words“ (2024) im Hamburger Bahnhof wieder
Lautsprecher geben Hanne Lippards Audioarbeit „Look for Words“ (2024) im Hamburger Bahnhof wieder. © Courtesy Hanne Lippard / Jacopo La Forgia

Mit gleich drei Arbeiten vertreten ist der in Cardiff geborene James Richards. Die Kapitel „Our friends in the Audience“, „Novel Pleasures“ und „The Speed of Mercy” seiner Videoarbeit „Happy Fall Triology” (2024) sind Versatzstücke gefundener und selbst geschaffener Motive. Das Material für seine Arbeiten findet Richards meist auf Flohmärkten oder bei Haushaltsauflösungen. Die teils kuriosen Funde ergeben in der neuen Zusammensetzung ein völlig neues Bild, wenn zum Beispiel historische Graffiti Konservierungsprozessen an Kunstwerken gegenübergestellt werden.

Ausstellungsansicht von James Richards dreiteiliger Videoarbeit „Happy Fall Triology“ (2024)
Ausstellungsansicht von James Richards dreiteiliger Videoarbeit „Happy Fall Triology“ (2024). © Courtesy James Richards, Isabella Bortolozzi, Rodeo Galerie / Jacopo La Forgia

Wie menschliche und nicht-menschliche Organismen koexistieren und Lebensräume ohne menschliches Eingreifen organisiert werden können, zeigt die orts- und zeitbezogene Installation „The Reek“ (2024) von Dan Lie. Je nachdem, wie sich die Bakterien, Pilze oder Pflanzen als Akteure des Werks verhalten, verändert sich der Ausstellungsraum entsprechend und macht dadurch den Verfall von ökologischen Prozessen nicht nur sichtbar, sondern auch durch den variierenden Geruch sinnlich erfahrbar.

Dan Lies orts- und zeitbezogene Installation „The Reek“ (2024) entstand in Zusammenarbeit mit jenen, die nicht Menschen sind
Dan Lies orts- und zeitbezogene Installation „The Reek“ (2024) entstand in Zusammenarbeit mit jenen, die nicht Menschen sind. © Courtesy Dan Lie / Jacopo La Forgia

Service

Ausstellung

Preis der Nationalgalerie 2024: Pan Daijing. Dan Lie. Hanne Lippard. James Richards,

Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin,

7. Juni 2024 bis 5. Januar 2025

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