Wie würden wir die Welt gestalten, wenn die Möglichkeiten grenzenlos wären? Unter dem Motto „Planet Utopia“ lädt das Japanische Palais Kinder und Jugendliche zum Entdecken und Mitmachen ein. Auch bei der Planung der zweijährlichen Schau sind sie dabei
Von
03.06.2024
/
Erschienen in
Weltkunst Nr. 226
Bitte anfassen! Zum dritten Mal organisieren die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammen mit der National Gallery Singapore die Kinderbiennale – und schon in der Planung der Ausstellung sind Kinderbeiräte an allen Etappen beteiligt. Auf diese Weise kommen immer wieder überraschende Entscheidungen zustande, so erlebte es Generaldirektorin Marion Ackermann schon 2018 bei der ersten Ausgabe, als sie zehn aus 50 Ideen auswählten: „Kinder haben extrem präzise Vorstellungen.“
Zur aktuellen Liste der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler gehören der Belgier Francis Alÿs, in dessen Videokunst Kinder aus aller Welt schon lange eine Rolle spielen, ebenso wie das auf interaktive Experimente spezialisierte Wiener Studio Mischer Traxler und die norwegische Künstlerin Sissel Tolaas, die Gerüche erforscht und mit ihren Werken ein oft vernachlässigtes Sinnesorgan anspricht. Zehn Räume werden die Kunstschaffenden im Japanischen Palais bespielen, aber das Projekt geht darüber hinaus: Unter dem Titel „Kosmos Utopia“ wird einiges im Außenraum und in anderen Museen zu entdecken sein.
„How are you today?“ Kein anderer Gegenwartskünstler geht so fröhlich und liebevoll auf seine Mitmenschen zu wie der Däne Jeppe Hein. Die Antwort auf die Frage, wie sie sich fühlen, können Kinder in seinem Projekt „Today I feel like …“ direkt auf die Wand bringen. Die handgemalten Kreise fordern auf zu überlegen, welche Form von Smiley in diesem Moment die eigene Laune trifft. Überhaupt spielt das „Im-Moment-Sein“ eine große Rolle für Jeppe Hein. Je mehr Menschen nun mit Punkt, Punkt, Komma, Strich ausdrücken, wie es ihnen geht, desto größer wird die Gemeinschaft von schmunzelnden, grimmigen oder lachenden Mondgesichtern. So wird es zu einer Erkundung des Individuums ebenso wie der Gesellschaft.
In ganz andere Sphären lässt uns der Neuseeländer George Nuku eintauchen. Er hat zwei Räume mit ökologischem Subtext konzipiert, die von der Unterwasserwelt und Designelementen der Maori inspiriert sind. Plastikkanister verwandelt er in Fische, Flaschen und Tüten sind das Material für Riesenquallen, Kraken oder Seeschlangen. Seine Entwurfszeichnungen für die Kinderbiennale lassen ein immersives Erlebnis erwarten – auch erstaunliche Präparate aus den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen integriert er.
Das philippinische Duo Alfredo & Isabel Aquilizan hat selbst fünf Kinder. Die beiden verweben in ihrem Schaffen Familientraditionen und gesammelte Materialien und haben eine stetig anwachsende Skulptur in Form einer Baumkrone angekündigt – oder wird es ein Planet?
Ganz digital dagegen kommen jetzt Bellottos präzise Gemälde der Barockstadt daher. Sie sind die Basis für das interaktive KI-Projekt „Dresden – Utopia – Dystopia“, das in Zusammenarbeit mit den Kinderbeiräten und Informatikstudierenden der Technischen Universität Dresden über mehrere Semester entwickelt wurde. In futuristischer Optik verbinden sich wuchernde Natur und Wolkenkratzer, Kirchtürme, Raumschiffe und Windräder. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Kinderbiennale „Planet Utopia“,
Japanisches Palais, Dresden,
bis 30.3.2025,
Eintritt frei
Mehr zum Programm erfahren Sie hier