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Marco Polo im Dogenpalast

Zum 700. Todestag von Marco Polo widmet ihm der Dogenpalast in Venedig eine große Ausstellung. Wie gegenwärtig der venezianische Händler in der modernen Reisekultur ist, zeigt auch eine bestickte Leinwand des slowenisch-italienischen Malers und Grafikers Zoran Mušič 

Von Petra Schaefer
09.04.2024

Zum 700. Todestag des venezianischen Händlers Marco Polo, der von 1254 bis 1324 lebte, zeigt der Dogenpalast in Venedig eine Ausstellung, die seine legendären Reiseerinnerungen „Il Milione“ mit Kunst, Kunsthandwerk und Schriftenaus dem Spätmittelalter bis heute illustriert. Dabei werden die Werke aus venezianischen Sammlungen mit Leihgaben aus europäischen Museen (unter anderem aus dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin) sowie aus Armenien, China, Qatar und Kanada kombiniert.

Ein Blick in die Ausstellung zu Marco Polo im Dogenpalast in Venedig
Ein Blick in die Ausstellung „Die Welten des Marco Polo, Die Reise eines venezianischen Kaufmanns im 13. Jahrhundert“ im Dogenpalast in Venedig. © Fondazione Musei Civici Veneziani

„Die Reiserinnerungen sind eine unerschöpfliche Quelle. Sie erzählen von einem Venezianer, der in zwei Welten zu Hause war: im Orient und im Okzident“, sagt die Kuratorin Chiara Squarcina. Wie gegenwärtig Marco Polo in der modernen Reisekultur ist, zeigt unter anderem eine acht Meter breite bestickte Leinwand des slowenisch-italienischen Malers und Grafikers Zoran Mušič aus dem Jahr 1951. Seine piktorale Narration der Asienreise zierte einst den Salon eines Transatlantikliners und wurde 2016 anlässlich einer Ausstellung in Monfalcone, der nördlichsten Hafenstadt am Mittelmeer, aufwendig restauriert. Im Dogenpalast nimmt die Wandarbeit einen ganzen Raum ein und die Besucherinnen und Besucher können sich dem Kunstwerk ungehindert nähern, um die Präzision der Ton-in-Ton-Stickereien näher zu betrachten.

Besonders faszinierend ist der Grad der Abstraktion von Mušičs Tierdarstellungen, etwa der Pferde, im Vergleich zu einer ebenfalls in der Ausstellung befindlichen chinesischen Webarbeit aus dem 13. Jahrhundert. Auf dem farblich sehr ähnlichen Fragment eines Arazzos der Yuan Dynastie (1271 – 1368) sind eine Ente, ein Phönix und ein Einhorn ebenso reduziert figurativ dargestellt, und wie bei Mušič dienen geometrische Elemente der Dynamisierung der Tierkörper. Die Ausstellung ist eine willkommene Einladung, die Geschichte von Marco Polos Reiseerinnerungen, ihre kulturellen Verknüpfungen sowie deren Nachleben zu vertiefen.

Zoran Mušičs bestickte Leinwand „Storia di Marco Polo“ von 1951
Zoran Mušičs bestickte Leinwand „Storia di Marco Polo“ von 1951. © Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea, Dauerleihgabe im Museo della Cantieristica in Monfalcone, Fondazione Musei Civici Veneziani

Übrigens: Die Ausstellung „I mondi di Marco Polo. Il viaggio di un mercante veneziano del duecento“ („Die Welten des Marco Polo, Die Reise eines venezianischen Kaufmanns im 13. Jahrhundert“) läuft bis 29. September im Dogenpalast in Venedig

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