Venedig-Biennale

Pierre Huyghe bespielt die Punta della Dogana

Pierre Huyghe ist einer der bekanntesten Künstler Frankreichs. Im Jahr 2001 erhielt er den Spezialpreis der Jury für den Französischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Nun bespielt er dort die Punta della Dogana mit Kreaturen zwischen Mensch, Tier und Maschine

Von Weltkunst News
18.03.2024

In Sydney verwandelte Pierre Huyghe den Konzertsaal des Opernhauses in einen tropischen Regenwald, für eine Ausstellung reiste er zum Südpol auf der Suche nach einer nie entdeckten Albino-Kreatur. Für die Schau in der Punta della Dogana in Venedig führte der Weg den französischen documenta-Künstler in die Atacama-Wüste in Südamerika, zu einem rund 100 Jahre alten Skelett.  

„Camata“ heißt das riesige filmische Werk des 61-Jährigen. Es zeigt ein menschliches Skelett, um das herum Roboterarme eine Art bizarres Beerdigungsritual verrichten. Im Mittelpunkt des mit Echtzeit und mit KI-Technologie entstandenen Films steht die Frage nach dem Übergang von einem leblosen menschlichen Körper zu einem körperlosen Wesen. Es wurde eigens für die Schau geschaffen, die Huyghes Schaffensperiode zwischen 2013 und 2024 abdeckt.

Huyghe verwischt in seinem Schaffen die Grenze von Kunst und Leben

Das Skelett hat der Künstler bereits vor Jahren im Norden der Atacama-Wüste entdeckt, wo bedeutende Teleskope internationaler Forschungseinrichtungen stehen. Sie wollen mehr über die Entstehung und Entwicklung des Universums wissen. Gewissermaßen so wie Huyghe, der in seinem Schaffen die Grenze von Kunst und Leben verwischt. Bei dem Skelett soll es sich um einen vor etwa 100 Jahren verstorbenen Bergbauarbeiter handeln. 

In der Ausstellung „Liminal“ geht es dem Künstler um Schwellen- und Grenzzustände, in denen Menschen und Dinge weder Eigenschaften ihres vorherigen Zustandes noch ihres zukünftigen haben: so eine Frau, die tierähnliche Züge annimmt oder ein Affe, der einem jungen Mädchen gleicht. 

„Zoodram 6“, das Aquarium mit einem lebenden Einsiedlerkrebs, der aus einer Nachbildung der Skulptur „Schlummernde Muse“ des Künstlers Brancusi seine Behausung gemacht hat, wurde bereits 2014 im Museum Ludwig in Köln gezeigt. Damals sorgte dort „Human“ für Aufsehen, ein lebender Hund mit pinkfarbenem Bein.

Die Filme, Skulpturen und Installationen mit lebenden Wesen werden im Anschluss im Leeum-Museum in der südkoranischen Hauptstadt Seoul zu sehen sein. Die Schau ist eine der ersten, die vor dem Start der Kunstbiennale am 20. April öffnet und zeitgleich mit ihr am 24. November endet. (dpa)

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