Bild des Tages

Eine moderne Kunsthändlerin

Die Liebermann-Villa am Wannsee widmet Grete Ring und ihrer Sammlung erstmals eine Ausstellung 

Von Lisa Zeitz
29.09.2023

Sie war eine Nichte von Max Liebermann und eine der ersten Frauen, die in Kunstgeschichte promovierten. In den Zwanzigerjahren arbeitete Grete Ring im Kunstsalon Cassirer und machte sich einen Namen, indem sie die sogenannten Wackerschen Van-Gogh-Fälschungen aufdeckte. Sie publizierte auch in der Weltkunst, die bei ihrer Gründung 1927 noch die „Die Kunstauktion“ hieß. Schon im Jahr darauf gab es einen Aufruf, einen neuen Namen zu finden. Die besten Vorschläge wurden mit Preisen belohnt, von chinesischem Porzellan über Druckgrafik bis zu einem Vierteljahresabonnement. Fast 3000 Personen nahmen teil! Zur Jury zählten lauter prominente Männer, etwa die Künstler Emil Orlik und Max Slevogt, die Direktoren des Ostasiatischen Museums und des Kaiser-Friedrich-Museums, aber auch Dr. Grete Ring.

Wie der Weltkunst-Gründer Walter Bondy war auch Grete Ring jüdischer Abstammung und musste vor den Nazis fliehen. In London arbeitete sie weiter als Kunsthändlerin und legte eine beeindruckende Sammlung von Zeichnungen an, die nach ihrem Tod ans Ashmolean Museum in Oxford gingen, von Cézanne und Renoir, Ingres und Caspar David Friedrich. Der Direktorin der Liebermann-Villa, Lucy Wasensteiner, ist es gelungen, sie als Leihgaben aus dem Ashmolean Museum zu gewinnen. Auch ihr Porträt von der Hand ihres Freundes Oskar Kokoschka ist dabei. Es ist bewegend, dass man Grete Ring in der Liebermann-Villa, in der sie in den Zwanziger- und Dreißigerjahren regelmäßig zu Gast war, nun durch ihre Werke wiederentdecken kann.

Übrigens: Die Ausstellung „Grete Ring. Kunsthändlerin der Moderne“ läuft vom 30. September bis zum 22. Januar 2024.

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