Bild des Tages

Wie fühlst du dich?

Der Schweizer Künstler Ugo Rondinone bespielt den Garten des Frankfurter Städel mit einer Reihe von Skulpturenköpfen, die an Kinderzeichnungen erinnern

Von Simone Sondermann
27.06.2023

Ugo Rondinone ist ein gefragter Mann. Im vergangenen Jahr waren Werke von ihm im Begleitprogramm der vielgefeierten Venedig-Biennale zu sehen, er war bei der Manifesta in Pristina präsent, die Schirn in Frankfurt hat ihm eine große Retrospektive gewidmet und Anfang dieses Jahres trat er als Künstler-Kurator in Genf in Erscheinung. Rondinone beherrscht die leichte, fast simpel erscheinende Form, weshalb ihm mitunter ein Hang zum Banalen oder Effekthascherischen vorgeworfen wird. Dabei ist er ein Mann, der das Schwere kennt: Er hat als junger schwuler Mensch die Aidskrise durchlitten, Partner und Weggefährten verloren. Vor vier Jahren starb sein Ehemann, der Dichter und Performancekünstler John Giorno.

All seine Erfahrungen übersetzt er in eine künstlerische Sprache, die allgemein verstanden werden soll. So arbeitete er in seiner Ausstellung in der Schirn 2022 mit Schulklassen zusammen, insgesamt gingen mehrere tausend Kinderzeichnungen ein, die den Mond darstellten. Nun kehrt Rondinone nach Frankfurt zurück, in den Garten des Städel, mit einer Formensprache, die ebenfalls aus der Kinderwelt zu stammen scheint. Zwölf grau schimmernde Skulpturenköpfe, die für die zwölf Monate des Jahres stehen, vermitteln auf dem Hügel über den Gartenhallen verschiedenste emotionale Verfasstheiten: von Freude über Trauer und Erschrecken, von schüchterner Verzagtheit bis zu noch unentschiedener Nachdenklichkeit. Schaut man in die zwei Meter hohen Gesichter, die an Emoticons oder Comicfiguren erinnern, stellt sich den Besuchenden unverweigerlich die Frage: Wie geht es mir eigentlich?

Übrigens: Ugo Rondinones „Sunrise. East“ läuft bis 5. November im Städel Garten in Frankfurt.

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