Bild des Tages

Nanas an die Macht!

Die farbenfrohen, üppigen „Nanas“ sind bis heute ihr Markenzeichen. In einer Ausstellung würdigt die Frankfurter Schirn nun die französisch-amerikanische Visionärin Niki de Saint Phalle und ihr umfassendes Werk

Von Lisa-Marie Berndt
03.02.2023

„Les Nanas aux pouvoir!“ („Die Nanas an die Macht!“), heißt es in der Sprechblase der 1965/1971 entstandenen Nana. Darunter, in schwungvollen Lettern, die Signatur: Niki de Saint Phalle. Doch auch ohne Signatur wäre uns die Zuschreibung wohl leicht gefallen. Wir alle kennen sie, die farbenfrohen, üppigen Skulpturen, die viele öffentliche Orte der Welt bevölkern, vom Igor-Strawinsky-Brunnen neben dem Pariser Centre Pompidou bis zum Leibnizufer der Leine in Hannover. Ihre größte Nana realisierte die 1930 in Neuilly-sur-Seine als Catherine Marie-Agnès de Saint Phalle geborene Bildhauerin gemeinsam mit Jean Tinguely und Per Olof Ultvedt im Jahr 1966 für das Stockholmer Moderna Museet. Die temporäre Installation maß beachtliche 25 Meter, die Besucherinnen und Besucher konnten den liegenden Körper einer schwangeren Frau durch eine türgroße, vaginale Öffnung zwischen ihren Beinen betreten. Im Inneren fanden sie dann unter anderem ein Kino vor, eine Liebesnische, einen Fischteich und eine Milchbar in der linken Brust. Ein ironischer Kommentar zu den tradierten Rollenbildern und dem angeblichen Platz der Frau in der Gesellschaft, gleichzeitig wehrte sich die auf den Namen „Hon“ („sie“ auf Schwedisch) getaufte Skulptur dagegen, einzig als Objekt der voyeuristischen Betrachtung wahrgenommen zu werden. Niki de Saint Phalle zählt heute zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Kunstwelt überhaupt. Sie ist eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings. Und: ihre Matriarchinnen, die die Künstlerin ab Mitte der 1960er-Jahre schuf, haben bis heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.

Übrigens: Heute eröffnet die umfassende Ausstellung zum Werk der französisch-amerikanischen Visionärin in der Frankfurter Schirn. Zu sehen bis zum 21. Mai 2023.

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