Anne Imhof hat im Amsterdamer Stedelijk Museum einen düsteren Parcours aus Objekten, Videos und Sound gestaltet. Wir sprachen mit ihr über fluide Körper, Jugendängste und den Glauben an die Zukunft
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11.10.2022
Für „Youth“ haben Sie Musiker und Musikerinnen eingeladen, um Stücke für die Installation zu entwickeln. Wen können wir in der Ausstellung alles hören?
Richtig! Drei Künstler habe ich extra eingeladen, um Stücke für die Sound-Figuren zu entwickeln, die sich in der Ausstellung befinden: Sie sind Produzenten und bewegen sich mit ihrer Arbeit im Feld von Musik und Pop und haben dort auf unterschiedliche Art eine ikonische Präsenz. Ufo361, ein Rapper aus Berlin, Acra, eine elektronische Musikerin und Künstlerin, und Eliza Douglas mit der ich seit einigen Jahren zusammen arbeite. Burial aus England hat den Soundtrack für den Film „AI Winter“ geschrieben und Eliza die Musik für „Fate“. Von Teodor Currentzis spielen wir ein Stück im Film „Fate“, eine Aufnahme von „Dido’s Lament“ aus Purcells Oper. Dann gibt es noch eine Sound-Installation mit Musik von mir und Eliza, die praktisch eine Erweiterung von unserer gemeinsamen skulpturalen Arbeit aus dem Palais de Tokyo ist.
Ihre Installation im Stedelijk gleicht einer dystopischen Unterwelt. Denken Sie viel über die Zukunft nach, oder leben Sie lieber im Moment?
Mir ist der Moment und das Im-Moment-Sein sehr wichtig. Ich weiß nicht, ob die Zukunft nicht nur eigentlich noch nicht da ist, sondern ob sie überhaupt existiert. Da gibt es den Glauben an die Zukunft, mit dem ich immer hadere. Und dann gibt es da auch noch den Zukunftsglauben, der gepaart ist mit dem Glauben an Fortschritt. Mich interessiert eher die Idee einer Dystopie, die mit einer Utopie verschränkt ist und so koexistiert. Für mich ist das das Denken im Jetzt. Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich diese dystopisch-utopischen Szenarien vorstellt. Es ist vielleicht tatsächlich eher die Beschreibung eines Weltschmerzes oder einer Angst als einfach nur eine pessimistische Weltbeschreibung, die mir liegt. Ich bin zwar wie schon gesagt wurde Nihilist, aber das würde nicht alles umfassen.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Youth“
Stedelijk Museum, Amsterdam
Eine Koproduktion zwischen dem Garage Museum Moskau, der Hartwig Art Foundation und dem Stedelijk Museum Amsterdam
bis 29. Januar 2023