Ausstellungen

Go West: Unterwegs zum Gallery Weekend

Der renommierte Kunsthandel schaut in Charlottenburg und Wilmersdorf auf eine lange Geschichte zurück. Seit ein paar Jahren entdecken auch junge Galeristen den alten Westen. Gemeinsam arbeitet man hier an einer neuen Tradition

Von Laura Storfner
27.04.2018

Der jüngste Neuzugang in Charlottenburg öffnet pünktlich zum Gallery Weekend 2018: In der Marburger Straße 3 weiht Robert Grunenberg seinen Kunstraum mit einer Gruppenschau ein, die auch im benachbarten Salon Dahlmann stattfindet. In über 50 Werken von Künstlern wie John Baldessari und Alicja Kwade entdeckt man die Palme als Sehnsuchtsmotiv. Ganz in der Nähe, in der Bundesallee 221, zeigt die Galeristin Kirsten Weiss große amerikanische Künstler und vielversprechende Newcomer. Bis 9. Juni präsentiert sie Faith Ringgold, die als Vorreiterin der Black-Lives-Matter-Bewegung gelten könnte. Vor mehr als vierzig Jahren demonstrierte Ringgold vor dem Whitney Museum für mehr Werke von schwarzen Künstlerinnen in den Ausstellungen, heute hängen ihre Gemälde und „story quilts“, in denen sie ihre Rolle als afroamerikanische Frau verarbeitet, in Museen weltweit.

 

Von hier aus folgen wir der Schaperstraße zum Fasanenplatz, wo sich die Händler die Klinke in die Hand geben. Klaus Gerrit Friese präsentiert zum Gallery Weekend erstmals Leinwände und Papierarbeiten aus dem Nachlass von Georg Karl Pfahler, der den Hard Edge nach Europa brachte. Im selben Block sitzt eine Berliner Institution: die Galerie Fahnemann. Seit mehr als dreißig Jahren werden hier deutsche Künstler wie Hans Hartung vertreten, von dem bis 24. Mai Arbeiten zu sehen sind. Zu den Nachbarn am Platz gehört Mehdi Chouakri, der zum Gallery Weekend Hans-Peter Feldmann zeigt. Nach den Vernissagen trifft man sich ein paar Schritte weiter im Ojo de Agua, dem Restaurant von Dieter Meier, später zieht man weiter ins Manzini. Wir laufen die Fasanenstraße Richtung Norden und könnten auf den Metern zwischen Lietzenburger Straße und Ku’damm eigentlich den ganzen Tag verbringen, so dicht drängen sich hier die Galerien, Antiquitätenhändler und Auktionshäuser.

Den Anfang macht Buchholz, wo ab Ende April die Amerikaner Cheyney Thompson und R. H. Quaytman ausstellen. Nebenan präsentiert die Arndt Art Agency spannende Künstler aus Asien – wie den Indonesier Eko Nugroho. Wer seine Bibliothek erweitern will, wird beim Auktionshaus Nosbüsch & Stucke fündig. Bei den Nachbarn Grisebach denkt man das Versteigerungswesen ganzheitlich: Neben einem eigenen Magazin präsentiert das Haus auch Schauen von Künstlern, deren Arbeiten nicht unter den Hammer kommen. Im Showroom des Münchner Auktionshauses Ketterer ist ab Ende Juni das Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst zu Gast. Museumswürdig geht es mit Arbeiten von Willi Baumeister auch im Kunsthandel Wolfgang Werner ein paar Häuser weiter zu.

Alfred Kornfeld bespielt auf der Fasanenstraße gleich mehrere Räume: In seiner Galerie gibt es ab Ende April Gemälde von Natela Iankoshvili und Christopher Lehmpfuhl, den Projektraum 68projects über ­ nimmt der Maler Dawit Abebe aus Addis Abeba. Es geht weiter zum Ku’damm, wo sich die Hochhäuser der City West, wie die Gegend im Maklerjargon gerne genannt wird, aufbauen. Das Ku’damm-Karree mit seinen Bühnen wird neuen Bauplänen zum Opfer fallen. Bis es so weit ist, dient es aber als Off-Location für Ausstellungen. In der Schlüterstraße werfen wir einen Blick auf die außergewöhnlichen Schmuckkreationen von Georg Hornemann, bevor wir weiter in die Mommsenstraße zur Galerie von Philipp Haverkampf ziehen. Bis 12. Mai wird hier Malerei von Daniel Hauptmann präsentiert, der mit Styropor und Glasfaser experimentiert. Malerei gibt es auch in der parallelen Niebuhrstraße bei Michael Haas zu sehen, der den syrischen Künstler Marwan ausstellt.

 

Um die Ecke, bei CFA in der Grolmanstraße, steht das Galerienwochenende im Zeichen von Huma Bhabha und Raymond Pettibon. Von hier aus überqueren wir den Savignyplatz und schauen in der Goethestraße bei Max Hetzler vorbei, der auch Galerieräume auf der Bleibtreustraße und am Ku’damm betreibt. Ab Ende April zeigt er Loris Gréaud und Thomas Struth. Im selben Haus sitzt das Galeristenduo Neumeister Bar-Am, das zum Gallery Weekend nicht nur Moshe Ninio präsentiert, sondern auch ein neues Konzept – die Galerie wird in NBA umbenannt und Tal Sterngast tritt als Partnerin ein. Um die Ecke wartet auf der Hardenbergstraße eine der ältesten Kunsthandlungen Berlins: die Galerie Nierendorf.

Hier entdeckt man Klassiker des Impressionismus wie Lovis Corinth und Max Liebermann. Wir biegen in die Fasanenstraße ab, wo Lars Friedrich seine Galerie an der Kreuzung zur Kantstraße führt. In diesem Frühjahr ist er mit den absurd komischen Arbeiten von Peter Wächtler erstmals Teil des offiziellen Gallery Weekends. Ein paar Häuser weiter zeigt die Galerie Springer Fotografien von Michael Schäfer, der Porträts seiner Freunde mit Bildern vom Kampf um Kobanê collagiert hat.

Service

Dieser Beitrag erschien in

Weltkunst Nr. 142 / 2018

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