Auktion bei Schlosser in Bamberg

Gewollter Kontrast

In der kommenden Auktion bei Schlosser in Bamberg treffen gotische Malerei und barocke Plastik aufeinander

Von Angelika Storm-Rusche
26.07.2021
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 12

Zwar geistert der Begriff „Kölner Malerschule“ durch die spätmittelalterliche Kunstgeschichte; aber so recht eindeutig fassen lässt er sich nicht. Denn in Köln, im Schnittpunkt großer Handelswege gelegen, haben sich damals etliche Maler aus ganz verschiedenen Städten oder Kunstlandschaften niedergelassen und die Stilmerkmale ihrer Heimat importiert. Einflussgebiete aller Himmelsrichtungen lassen sich ausmachen, am ehesten wohl Flandern und Frankreich. Und Frankreich lieferte den gotischen Stil für den Dom, der seit 1248 im Zentrum dieser überaus lebendigen Stadt als bedeutender Impulsgeber entstand – und dies, obwohl Köln bereits reich an romanischen Kirchen war. Mit dem Dom aber wollte man an erster Stelle eine würdige Hülle für die Reliquien der Heiligen Drei Könige schaffen, die 1164 aus Mailand in die Stadt gebracht worden waren. Mit ihrer Ankunft hatte zugleich das seit Langem tradierte Thema der „Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige“ an Aktualität gewonnen.

Schlosser in Bamberg hält eine solche Anbetung als „Gotisches Tafelbild, Kölner Meister, Ende 15. Jahrhundert“ in der kommenden Auktion parat und erwartet mindestens 12.000 Euro. Der noch namenlose Maler hat sich allein auf das Kernpersonal – die Muttergottes mit dem Kind und die drei Könige – konzentriert; nicht einmal der Heilige Joseph ist präsent. Ebenso hat er Überschneidungen gemieden und auf schmückendes Beiwerk verzichtet; der Schauplatz der Anbetung kommt ohne Architektur- oder Landschaftszitate aus. Auf der linken Bildseite steht der aus Holzpfosten gezimmerte Stall, aus dem Ochs und Esel auf die Szene schauen; auf der anderen Seite bildet ein ornamental geprägter Goldgrund die Kulisse. Allein im rechten Vordergrund ist eine Wiese schematisch angedeutet.

Vor dem Stall, neben der Krippe sitzt die Muttergottes, die wie alle Figuren einen Nimbus trägt. Ihr liebliches Gesicht ist vom Gebände und einer weißen Haube umhüllt. Ein grüner Mantel bedeckt ihr rotes Gewand. Mit zarter Hand hält sie das nackte, zierliche Jesuskind. Vor ihm kniet der älteste König, charakterisiert durch graues Haupt- und Barthaar. Zu seiner Seite steht ein dunkelbärtiger König im reifen Mannesalter, neben ihm der dritte, ein junger bartloser König. Diese beiden tragen goldene Kronen; alle drei halten goldene Gaben in ihren Händen. Ihre eher dunklen Gewänder sind pelzverbrämt. Mit der Andeutung der Lebensalter folgt der Maler der ikonografischen Tradition; auf ihre Herkunft aus Europa, Asien und Afrika als Vertreter der damals bekannten Erdteile ist er (noch) nicht eingegangen.

Die prägenden Merkmale dieser Malerei geben Anlass, ihre von Schlosser vorgeschlagene Datierung an das Ende des 15. Jahrhunderts zu überdenken, weil damals in Köln bereits „moderner“ und farbenfroher gemalt wurde. Die in tonigem Kolorit gehaltene Bildtafel könnte um einige Generationen früher entstanden sein oder von der Hand eines konservativen Malers stammen. Man kann sich kaum vorstellen, dass Stephan Lochners lichter „Dreikönigsaltar“ von etwa 1440 dem anonymen Kölner Meister bekannt war. Denn seine „Anbetung“ verfolgt das ganz andere Ideal einer eindringlichen Schlichtheit.

Venus Marina Schlosser Auktion
Die anmutige Figurengruppe der „Venus Marina“ aus Terrakotta (H. 58 cm) wird dem barocken Bildhauer Pietro Baratta zugeschrieben. Schlosser rechnet mit mindestens 7000 Euro. © Schlosser, Bamberg

In derselben Auktion ruft Schlosser eine anmutige Figurengruppe aus Terrakotta auf. Zugeschrieben wird diese „Venus Marina“ dem Bildhauer Pietro Baratta, dessen Lebensdaten, 1668 bis 1729, ihre barocke Anmutung bestätigen. Dennoch evoziert sie die Vorstellung der „Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli, der das antike Thema um 1485 wiederbelebt hatte. Er zeigt, wie – nach Homer – der Westwind Zephyr die „Venus Anadyomene“, die aus dem Meer auftauchende, soeben auf die Insel Kythera bläst. In anderen Quellen ist von Zypern die Rede. Der barocke Bildhauer spielt ebenso auf die Episode der Reise an, da er seine Venus in einer Muschelschale gleichsam auf dem Mittelmeer gleiten lässt. Offenbar war sie – der Form nach eine Jakobsmuschel – bereits ein antiker Topos. Den Beweis liefert ein Fresko des 4. Stils der pompejanischen Wandmalerei. Denn schon da lagert die Göttin, begleitet von zwei Putti, in einer solchen auf dem Meer treibenden Muschel. Vorbild für den Maler im Pompeji des 1. Jahrhunderts n. Chr. wird eine hellenistische Darstellung desselben Motivs gewesen sein.

Symbolisiert hat der um 1700 wirkende Künstler das Meer durch die beiden die Muschel tragenden Delfine, als Meerestiere auch sonst Begleiter der Venus. Ihre furchterregenden Mäuler stehen in gewolltem Kontrast zum reizvollen Akt der Venus und den pummeligen Putti. Die Göttin sitzt – im Geschmack der Zeit auch ein wenig füllig – aufrecht auf der inneren Kante der Muschel. Ihr Blick ist träumerisch – göttlich entrückt in die Ferne gerichtet. Das schmucklose, prächtige Haar – sie ist ja gerade erst dem Meer entstiegen – rahmt ihr volles Gesicht. Mit ihrem linken Arm stützt sie sich ab, mit dem rechten hält sie ihr durch die Windkraft Zephyrs flatterndes Manteltuch. Während der Putto zu ihrer Linken sich mit ängstlich geschlossenen Augen nicht aus der Muschel wagt, reckt der andere sich freihändig in die Höhe und bläst furchtlos in ein Muschelhorn. Mit diesem Attribut übernimmt er die Rolle eines Meereswesens. Schlosser schätzt die Plastik, deren Charme sich gänzlich in der Frontansicht entfaltet, auf 7000 Euro. Ihre rötlich goldene, typisch italienische Terrakotta beschwört mittelmeerische Impressionen.

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Kunstauktionhaus Schlosser, Bamberg

30. und 31. Juli 2021

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