Altmeisterauktion bei Bonhams

Die Mahnung der Schweinsfüße

Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: Machtsymbole und Memento mori – vom Vanitas-Stillleben bei Bonhams bis zur Prunkrüstung bei Lempertz

Von WELTKUNST Redaktion
14.12.2020

Nightmare before Christmas    

Einen dezenten vorweihnachtlichen Horrorschocker serviert Bonhams am 17. Dezember in London, wenn in der Altmeister-Auktion auch das eine oder andere Motiv mit Splattermovie-Anmutung zum Aufruf kommt: Die dem Sujet „David und Goliath“ innewohnende Dramatik hat ja viele Künstler inspiriert, doch so eiskalt wie der Florentiner Maler Jacopo Vignali (1592–1664) hat es kaum jemand auf die Leinwand gebracht. Mit erschreckend gleichgültigem Blick hebt der Hirtenjunge den Kopf des riesenhaften Kriegers aus dem dunklen Hintergrund hervor – so als sei ein Kampf auf Leben und Tod für ihn ein Sonntagsspaziergang. In diesem Bild verraten allein ein paar Blutspitzer auf der Stirn Goliaths und ein angedeuteter Messergriff in der Hand Davids, dass an dem gegriffenen Haupt einmal ein Leib hing. Das Gemälde, das Vignali um 1624 als einer der ersten carravaggesk im Chiaroscuro-Stil malte, offeriert Bonhams nun mit einer Taxe von 150.000 Pfund. Das die Zeit alles Irdischen begrenzt ist, mahnt auch ein Stillleben aus der „Schule von Sevilla“ (etwa 1630–1660) mit verbeultem Kupferkessel, abgeschnittenem Orangenzweig, Messer und Speck. Für Gruselgefühle sorgen hier vor allem die abgehackten Schweinsfüße, die mit blutigen Streifen verschmiert sind. Bonhams schätzt das Memento Mori aus dem „Siglo de Oro“ auf 50.000 Pfund.

Dorotheum Auktion Afrika
Auf 120.000 Euro schätzt das Dorotheum diese 33 Zentimeter hohe, weibliche Holzfigur der Teke oder der Bembe aus dem Kongo. © Dorotheum

African Queen

„Form and Figure“ betitelt das Dorotheum seine Tribal-Art-Auktion am 15. Dezember in Wien. Das Toplos, auf 120.000 Euro geschätzt, ist das Covergirl des Katalogs: eine 33 Zentimeter große weibliche Skulptur der Teke oder der Bembe aus dem Kongo. Mit ihrem würdevollen, in sich ruhenden Ausdruck, den breiten Schultern und der Frisur mit den beiden dicken Haarknoten repräsentiert sie eine Frau von hohem Rang. Ihr Körper ist mit schmückenden Narben versehen, noch mehr aber fällt die krustige Patina auf, mit der sie bedeckt ist. Dass diesem Meisterwerk die Beine unterhalb der Knie fehlen, ist kein Makel, sondern unterstreicht die Geschlossenheit der Form. Der renommierte Schweizer Sammler Udo Horstmann trennt sich von diesem Stück und weiteren 27 Losen.

Gorny Mosch Auktion Götterkopf
Im zweiten Viertel des zweiten Jahrhunderts entstand der römische Götterkopf, der bei Gorny & Mosch einem erwarteten Zuschlag um 30.000 Euro entgegenblickt. © Gorny & Mosch

Ein göttlicher Mann

Das volle Kopfhaar strömt in wilden Locken nach hinten, wie von einem Windstoß getrieben. Der mächtige Vollbart ist in dichten Strähnen nach vorne gekämmt. Diese Kombination aus männlicher Wildheit und idealisiertem Gesicht spricht dafür, dass es sich bei dem beeindruckenden antiken Marmorkopf, den Gorny & Mosch am 16. Dezember in München versteigert, um die Darstellung einer klassischen Vatergottheit handelt. Denkbar wären Zeus oder Poseidon, wobei die Tendenz im Auktionshaus eher in Richtung des Meeresgottes geht. In der Auktion „Kunst der Antike, Afrika, Asiatica, Präkolumbische Kunst“ ist der 38 Zentimeter große Kopf, der im zweiten Viertel des zweiten Jahrhunderts entstand, der Titelstar bei den römischen Skulpturen (Taxe 30.000 Euro).

Lempertz Auktion Japan
Lempertz schätzt die japanische Großrüstung (yoroi) aus dem 17. Jahrhundert mit ihrem auffälligen Helmschmuck auf 35.000 Euro. © Lempertz

Die neun Samurai     

Nur Feiglinge verstecken sich auf dem Schlachtfeld. Dem unbekannten Träger des Helmschmucks vom Typ Hirschkäfer aus vergoldetem Kupfer, ergänzt um eine golden lackierte hölzerne Sonne mit weit ausladenden Sonnenstrahlen, ging es offensichtlich darum, in der Menge der Kämpfer aufzufallen und Persönlichkeit zu zeigen. Der Helm (kabuto) wurde aus sechzehn Platten gefertigt und ist Teil einer Großrüstung (yoroi) aus dem 17. Jahrhundert, wie sie berittene Bogenschützen trugen. Unter insgesamt neun japanischen Rüstungen, die Lempertz im Rahmen seiner Asiatika-Versteigerung am 15. und 16. Dezember in Köln anbietet, ist diese mit einer Taxe von 35.000 Euro eindeutig das Toplos. Der Nackenschutz (shikoro) ist durch Haruta Mitsusada signiert.

Im Kinsky Heilige drei Könige Auktion
Die vom Auktionshaus Im Kinsky auf 8000 Euro geschätzte Anbetung der Heiligen drei Könige wurde um 1520 in Tirol aus Zirbenholz geschnitzt. © Im Kinsky

Regenten-Reigen 

Vor dem Jesuskind kniet ein greiser König, der ihm sein Geschenk darreicht. Dahinter warten noch ein Regent im reifen Mannesalter und ein jüngerer, dunkelhäutiger Monarch mit ihren Gaben. Der Tiroler Bildhauer, der um 1520 die Anbetung der Heiligen drei Könige als Relief aus Zirbenholz schnitzte, folgte also der Bildtradition, nach der die Würdenträger drei Lebensalter und drei Kontinente vertreten – wobei die asiatischen Gesichtszüge des mittleren nicht ausgeprägt sind. Gemeinsam sind ihnen die prachtvollen Gewänder, die sich mit originaler Fassung und Vergoldung in kostbarer Stofflichkeit zeigen. Das Wiener Auktionshaus Im Kinsky versteigert an seinen Auktionstagen vom 15. bis 17. Dezember dieses besinnliche Kunstwerk und erwartet dafür einen Zuschlag um 8000 Euro.

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