Jubiläumsauktion bei Jeschke van Vliet

Leuchtfeuer im November

Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: von Alex Katz’ Seerosenblüte bei der 30. Geburtstagsfeier von Jeschke van Vliet bis zum Alpenglühen bei Dobiaschofsky

Von WELTKUNST Redaktion
02.11.2020

Jubiläumsfeier und gute Taten

Zum Jahresende lockt in Berlin ein besonderes Event: Das Auktionshaus Jeschke van Vliet feiert in seiner Versteigerung am 6. November das 30-jährige Firmenbestehen. Dies geschieht nicht nur Lockdown-bedingt online, sondern auch im Saal (mit eingeschränkter Besucherzahl). Und die passende Bezeichnung für das Jubiläum wäre in diesem Fall wohl ein „papierenes“ – denn Bücher, Grafiken und Arbeiten auf Papier sind seit den Anfängen das erklärte Spezialgebiet des Hauses. Die aktuelle Offerte reflektiert das mit einigen hochkarätigen Beispielen: Alex Katz’ Seerosenbild „Hommage to Monet“ (2019) wirkt mit seinen Maßen von 117 mal 134 Zentimetern recht platzfordernd für einen Druck, in seiner Schlichtheit aber eben auch sehr attraktiv. Geschätzt ist das Triptychon auf 15.000 Euro.

Etwas mehr noch, nämlich 18.000 Euro, soll Francis Bacons Farblithografie „Study for a portrait of John Edwards“ aus dem Jahr 1987 bringen – ein Werk voller existenzialistischer Leere, in dem dennoch alles drin ist, was man sich von einem Bacon wünscht. Zur Feier des Abends gehört zudem eine Benefizauktion zugunsten des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1876 e. V. mit Werken etwa von Hannah Höch, Lotte Laserstein oder Valérie Favre.

Stille Tage in Cassis

Im September vermeldete das Auktionshaus Nagel, dass es seine Krise überwunden und das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung erfolgreich abgeschlossen hat. Beim ersten wichtigen Herbsttermin für Nagel am 5. November in Stuttgart fällt in der Versteigerung mit Moderner und Zeitgenössischer Kunst sowie Design jetzt die Aufmerksamkeit auf einige sehr reizvolle Werke aus einer nordrhein-westfälischen Privatsammlung: Wundervoll, wie Karl Hartung um 1936/1939 die innere Leichtigkeit eines hockenden Vogels in den reduzierten, schwungvollen Linien einer Bronzeskulptur einfing (Taxe 10.000 Euro). Der warme Farbton des Lebzeitengusses harmoniert prächtig mit den Gelb- und Orangenuancen, die das 1926 im französischen Cassis gemalt Werk „Frau am offenen Fenster“ von Eugen Spiro dominieren. Das Sehnsuchtsbild voller Urlaubsfreuden ist auf 8000 Euro geschätzt.

Hunting Chairs Siebers Auktion
Schwedisches Sixties-Design hat sich in den „Hunting Chairs“ mit Ottomanen von Uno & Östen Kristiansson erhalten. Das Limit zum darauf Liegen beträgt bei Yves Siebers 2000 Euro. (© Siebers Auktionen)

Lümmeln auf Schwedisch

Auf zu einer Zeitreise bei den Auktionen von Yves Siebers vom 4. bis 6. November in Stuttgart! Von David Vinckboons’ barocker „Wasserburg mit Apfelernte“ zum Limitpreis von 10.000 Euro geht diese Reise bis zur expressiven Malerei Bernhard Heisigs: Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ inspirierte seine „Seeräuber-Jenny“ von 1991, die ein Limit von 20.000 Euro trägt. Auch das Interior-Design streift durch die Epochen. Wohl im 18. Jahrhundert entstand eine Tisch-Spindeluhr (Limit 3000 Euro), um 1900 wurde in Persien der wollene Sarouk Farahan (Limit 5000 Euro) geknüpft, und in den Sechzigerjahren schufen die Schweden Uno & Östen Kristiansson ihre „Hunting Chairs“ mit Ottomanen aus Eichenholz (Limit 2000 Euro).

Karbstein Skulptur Auktion
Der Bildhauer Ernesto de Fiori schuf die Bronzefigur eines knienden Mädchens, die bei Karbstein auf 8000 Euro geschätzt ist. (© Karbstein)

Skulpturen zum Niederknien

Ernesto de Fiori wurde nach Stationen in München und Paris im Berlin der Zwanzigerjahre zu einem prominenten Künstler, der Bildnisbüsten von Marlene Dietrich und dem Boxer Jack Dempsey anfertigte, bevor es ihn 1936 nach Brasilien zog. Seine Aktfiguren, von denen sich Exemplare im Berliner Georg Kolbe Museum und im Düsseldorfer Kunstpalast finden, sind der neuen Sachlichkeit zuzurechnen. Auf 8000 Euro geschätzt wird die 70 Zentimeter hohe, „frühe“ Bronzefigur eines knienden Mädchens, die Karbstein bei seiner Kunstauktion am 7. November in Düsseldorf anbieten kann.

Auf dem Gipfel seiner Kunst

Seine im Frühjahr verschobenen Mai-Auktionen hat Dobiaschofsky mit den Versteigerungen vom 4. November bis 7. November in Bern ganz pragmatisch zusammengelegt. Entsprechend reichhaltig ist deren Angebot, angeführt von Klassikern der Schweizer Kunst der vergangenen zwei Jahrhunderte wie Albert Ankers virtuosem Porträt „Der alte Feissli mit Stock und Mütze“ von 1901 im Schätzwert von 140.000 Franken. Vorrangig Schweizer Sammlern bekannt ist der Maler Alois Carigiet, dessen Großformat „Engadiner Bergdorf mit Blick auf den Piz de la Margna“ von 1965 einen mutigen Schätzpreis von 48.000 Franken – aber eben auch eine museumswürdige Qualität – mitbringt.

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