Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: von Castells goldenem Abendlicht über Dresden bei Schmidt bis zum Liebespaar von Franz Gertsch bei Kornfeld
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14.09.2020
Den Traum von einem Elbflorenz kann man nicht schöner verewigen, als in dem „Blick vom Wolfshügel auf Dresden im Abendlicht“, wie ihn der Maler Johann Anton Castell 1863 hatte. Bella Sassonia – du schönes Sachsen: Wie in warmes Gold gebadet, sehen selbst die Kiefern in der Dresdner Heide irgendwie mediterran und glücklicher aus. In seiner 65. Kunstauktion ruft das Haus Schmidt am 19. September in Dresden das Gemälde mit den nicht unbescheidenen Maßen von 73,5 mal 114 Zentimetern als ein Highlight auf. Geschätzt wird es 15.000 Euro. Hans Kinder, so wie Castell gebürtiger Dresdner, hielt 1928 die „Alaunstraße Dresden“ in Öl auf Sperrholz fest. Auf der Rückseite der Platte befindet sich das Gemälde „Die Korngabe“. 6000 Euro werden erwartet. Zu den weiteren Höhepunkten gehört ein sehr frühes Gemälde von Otto Dix, das seinen späteren beißend gesellschaftskritischen und oft grotesken Realismus noch nicht erahnen lässt. Das „Gartenlokal in Pößneck“ schuf er um 1908, das heißt mit gerade mal 17 Jahren und noch vor dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden. Es ist auf 28 000 Euro geschätzt.
Der Schweizer Künstler Franz Gertsch ist für seine monumentale, fotorealistische Malerei und seine detaillierten Holzschnitte bekannt. Neben schwergewichtigen Werken von Paul Gauguin, Marc Chagall, Alberto Giacometti und Le Corbusier, die Schätzungen im siebenstelligen Bereich haben, kommen bei Kornfeld in Bern am 18. September zwei besonders attraktive, frühe große Collagen von Franz Gertsch unter dem Hammer. Sie stammen aus dem Jahr 1967, seiner sogenannten Hard-Edge-Phase: Eine von ihnen orientiert sich mit ihrer Komposition locker an dem berühmten Plattencover „The Freewheelin’ Bob Dylan,“ die andere, mit dem Titel „Liebespaar“ zitiert Gustave Courbets „Sommeil“ – nur hat Franz Gertsch mit den Flächen der rot, gelb und grün bemalten Kartons nicht zwei nackte Frauen dargestellt, sondern ein bekleidetes Paar.
Antiken und neuen Schmuck, Uhren und Juwelen bietet regelmäßig das Auktionshaus Arnold an. Am 19. September kommen in Frankfurt wieder rund 1000 Positionen zum Aufruf. Zu den Spitzenlosen zählt ein Diamantcollier mit passenden Ohrgehängen aus Gelbgold und Silber, das bei 10.000 Euro startet. Unter den Broschen fallen zwei gefiederte Freunde auf: ein Eisvogel aus Gelbgold mit 29 Saphiren auf der Brust und einem Smaragdauge, daneben Rubine und Brillanten, wird bei 1400 Euro ausgerufen. Von derselben Goldschmiede Hagemann stammt eine Eule, Symbol der Weisheit, deren Ausrufpreis 1200 Euro Beträgt. Aus klugen Rubinaugen schaut sie in die Welt.
Eine besondere weihnachtliche Tradition pflegen die Bewohner Neapels seit über 200 Jahren: die Herstellung der berühmten neapolitanischen Krippen. Diese demonstrieren, dass das Wunder der Geburt Christi nicht weit weg und vor langer Zeit stattfand, sondern mitten unter den Menschen. Eine solche Krippe bietet Scheublein in seiner 50. Kunstaktion am 18. September in München zur Taxe von 40.000 Euro an. 51 Figuren, daneben viele Tiere und Accessoires, schmücken das Ensemble, das ein Liebhaber über viele Jahre sammelte. Die detailreichen Figuren und Objekte entstanden oft erst im 20. Jahrhundert, sind aber handgearbeitet und orientieren sich an der neapolitanischen Tradition des 18. Jahrhunderts.
Als „Tausendkünstler“ wurde Koloman Moser schon zu Lebzeiten gepriesen. Denn der Mehrfachgabe schuf Möbel, Malerei, Plakate, Buchillustrationen Glasfenster – und alles, was der Wiener anfasste, verwandelte er mit einem Touch Modernität. Genau das zeigt sich auch in seiner Mischtechnik „Weinstock“ von (1905/1906), die er als Entwurf für den Fries des Hochaltarbilds der Otto-Wagner-Kirche am Steinhof schuf. Ressler ruft sie am 21. September in Wien bei seiner Auktion mit zeitgenössischer Kunst und klassischer Moderne bei 90.000 Euro auf. Das scheint realistisch, erwirbt man doch mit dem Blatt, das seinen Charakter als Entwurfsskizze nicht verheimlicht, ein Stückchen Wiener Zeitgeist um 1900.