Auktionen

Auktionen der Woche: Es lebe die Freiheit!

Auf unserer Watchlist für diese Woche: von der Auktion ohne Limit bei Metz in Heidelberg bis zu Franz Wests libertären Fantasien im Wiener Dorotheum

Von Weltkunst Redaktion
21.07.2020

Metz ohne Limit

Zum dritten Mal in Folge richtet Metz in Heidelberg am 25. Juli eine der ebenso beliebten wie erfolgreichen „Art & Collect“-Auktionen aus. Die Besonderheit dabei: Es gibt weder Taxen noch Limits. Die Einlieferer haben die Aussicht, dass nichts zurückgeht, was gerade bei großen Nachlässen beruhigend ist. Und die Käufer lockt ein spannendes Bietgeschehen, bei dem man sehr niedrig einsteigen kann und nicht selten damit auch durchkommt. Meist sorgt bei interessanten Stücken der Markt dafür, dass sie angemessen und nicht zu Dumpingpreisen zugeschlagen werden. Es ist also für alle Seiten ein lohnendes Modell; im März und Mai konnte Metz damit während des Corona-Lockdowns überraschend gute Zuschläge und ein stark gewachsenes Online-Interesse erreichen.

Zu den Höhepunkten gehören die ausdrucksstarke „Frau mit braunem Gesicht“ von Josef Scharl, datiert 1937. Ähnliche Bilder des von den Nazis verfemten Expressionisten erzielten bis zu 35.000 Euro. Eher im vierstelligen Bereich ist Scharls suggestives Aquarellporträt eines Mannes einzustufen. Sehr interessant ist Josef Eberz’ Gemälde „Tänzer“, 1920 in einem kubistisch inspirierten Expressionismus gemalt. In allen Bereichen sind qualitätvolle Funde zu machen, etwa ein spätgotisches Kruzifix, ein exzentrischer Sakristeischrank des 17. Jahrhunderts, ein klassizistischer Zylindersekretär aus der Mannheimer Hofwerkstatt bis hin zu einer 200 Teile umfassenden Kollektion mit Porzellanen aus Meissen, Frankenthal und anderen Manufakturen.

Das Prunkstück der Auktion ist ein perfekt erhaltener, nie restaurierter „Adenauer-Mercedes“ vom Typ 300 d, Baujahr 1959. Ein Gutachter hat 120.000 Euro angesetzt; da wird es spannend, was die filmreife Karosse aus der Zeit der jungen Bundesrepublik erzielt.

Kaiserlicher Delfin

Ein Wasserspeier in Form eines geschlängelten Delfins fällt in der Auktion bei Gorny & Mosch am 22. Juli in München besonders ins Auge. Der 36 Zentimeter lange Bronze-Hohlguss aus der römischen Kaiserzeit des ersten oder zweiten Jahrhunderts soll mindestens 38.000 Euro bringen. Zu den feinen Details wie den gezackten Flossen und den sternförmig gerahmten Augen gesellt sich nach fast 2000 Jahren noch eine herrliche Patina, die so manchen Antiken-Sammler begeistern dürfte. Insgesamt kommen rund 900 Lose zum Aufruf, deren Bandbreite weit über die Kunst der Antike hinausreicht. Ein Drittel davon stammt aus der „Sammlung Dr. Wiedner“, die sich nicht scheute, bronzezeitliche Geräte mit präkolumbischer Keramik, asiatischen und afrikanischen Skulpturen zu kombinieren.

„Sitzendes Mädchen mit zurückgeworfenem Kopf“, (1918, signiert) von Egon Schiele versteigert Hassfurther zur Taxe von 100.000 Euro (© Hassfurther)
„Sitzendes Mädchen mit zurückgeworfenem Kopf“, (1918, signiert) von Egon Schiele versteigert Hassfurther zur Taxe von 100.000 Euro (© Hassfurther)

Schieles Strumpfband

Am oberen Ende der Preisskala von Hassfurthers 72. Auktion am 22. Juli in Wien, die neben Moderne auch Alte Kunst sowie Autografen und sonstige Dokumente umfasst, stehen Werke von Alfons Walde und Egon Schiele. Waldes „Bauernsonntag“ (Taxe 200.000 Euro), 1933 entstanden, gehört ebenso wie Schieles Kohlezeichnung „Sitzendes Mädchen mit zurückgeworfenen Kopf“ (Taxe 100.000 Euro) aus dem Jahr 1918 zu jenen Werken, die typisch für diese Künstler sind. Waldes sonnengegerbte, knorrige Bauern gönnen sich vor sonnengleißender Schneelandschaft mit pittoresken Häuschen eine Pfeife. Schieles „Mädchen mit zurückgeworfenem Kopf“ sitzt mit geöffneten Beinen am Boden. Das Kleid ist hochgerutscht, Strumpfband und Unterrock werden sichtbar. Im Vergleich zu anderen, weit expliziteren Frauenporträts von Schiele erscheint dieses nicht ganz so radikal; die Andeutung einer exhibitionistischen Szene bleibt dennoch sichtbar.

Fantasien à la Franz West

Ganz und gar nicht in Andeutungen verbleiben zwei Gouachen, die Franz West in den Siebzigerjahren auf eine Zeitschriftenseite malte: Die beiden titellosen Werke versteigert das Dorotheum in seiner vergleichsweise klein angelegten Auktion für moderne und zeitgenössische Kunst am 23. Juli in Wien, die den großen Juni-Auktionen nachzieht und mit moderaten Preisen aufwartet. West verwendete für die beiden Arbeiten Seiten aus Pornoheften. Auf einer der Gouachen werden zwischen den Pinselstrichen ein sich umarmendes, nacktes Paar sowie eine nackte Frau im Schneidersitz sichtbar; Wortfetzen wie „Strand“ und „nahe kommen“ schimmern ebenso hervor. Der Künstler übermalte die Seite mit einem palmenbewachsenen Felsen, simpel im Flug dargestellten Vögeln sowie Meeresgischt. In der anderen Gouache übermalte West zur Hälfte einen sonnengebräunten, nackten Jüngling, der bloß eine Jeansjacke übergeworfen hat, und setzt ihm eine neckische Kappe auf – Humor hatte der 2012 verstorbene Wiener! Die Taxen der 21 mal 14 Zentimeter und 21 mal 15 Zentimeter großen Werke liegen bei 7000 und 9000 Euro.

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