Auktionen

Das Blaue vom Himmel

Am 11. Februar wird beim Auktionshaus Karbstein ein monochromer blauer Schwamm von Yves Klein aufgerufen. Mit einem solchen hatte Klein einst den riesigen blauen Wandflächen im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (Abb. oben) Struktur verliehen. Zwei Jahre später konnte man sie für 3 Mark erwerben. Nun sollen sie mindestens 10.000 Euro einbringen. Grund genug den Auktionsmarkt für Kleins Naturschwämme einmal genauer zu betrachten

Von Peter Dittmar
09.02.2017

Einen „Seiltänzer zwischen Genie und Scharlatan“ hat man Yves Klein (1928–1962) genannt, als er noch nicht in jenen Himmel entschwun­den war, dessen Blau ihn ein Leben lang nicht losließ. Auch „Yves le monochrome“, weil er sich bei seinen Gemälden wie Assem­blagen und Objekten auf Blau, Rosa und Blattgold festgelegt hatte. „Nur die Farbe; gegen die Linie und die Zeichnung“ war sein Motto. Spötter behaupten deshalb, bei der Witwe von Yves Klein, der Schwester von Günther Uecker, sei das Blau unter den Fingernägeln nicht zu übersehen – so wie die Witwe von Lucio Fontana stets ein kleines Messerchen zur Hand gehabt hätte. Schließlich müsse das Werk eines marktträchtigen Künstlers doch nicht mit seinem Tod enden.
Allerdings scheiterte der Versuch, die für Klein charakteristischen blauen Schwämme in einer postumen Auflage zu verwerten. Niemand hob die Hand, als Piasa 2015 Nachschöpfungen von 1991 für 5000 Euro aufrief. Mit den Originalen ist das anders. Die blaue Schwammskulptur „SE 181“ kam 1986 in London auf 79.200 Pfund. 2013 waren 2,35 Millionen Pfund und 2015 in New York 4 Millionen Dollar daraus geworden. Der beste Auktionszuschlag für ein solches Objekt, für „SE 168“, ebenfalls titellos und 112 cm hoch, liegt jedoch erheblich höher: 19,5 Millionen Dollar wurden im Mai 2013 in New York dafür gezahlt – wozu sicherlich beitrug, dass der legen­däre Galerist Sidney Janis der Vorbesitzer war.
Allerdings kann man einen solchen Natur­schwamm mit seinem IKB – seinem vom Institut National de la propriété industrielle unter der Nummer 63471 patentierten „International Klein Blau“, das kraft eines geheimnisvollen Bindemittels seine unverwüstliche Leuchtkraft bewahren soll – auch wesentlich günstiger erwerben. Auf 10.000 bis 15.000 Euro schätzt ihn das Düsseldorfer Auktionshaus Peter Karbstein in seiner Winterauktion. Diese Taxe orientiert sich an hauseigenen Erfahrungen, denn im Mai 2005 hatte man einen solchen Schwamm für 13.000 Euro verkauft.

Mit diesen Schwämmen hat es eine spezielle Bewandtnis. Sie sind sozusagen die Souvenirversion jener Schwämme, mit denen Klein 1957/59 den riesigen blauen Wandflächen im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier Struktur verlieh. Denn als Paul Wember 1961 im Krefelder Haus Lange für Yves Klein mit „Monochrome und Feuer“ die erste Museumsausstellung in Deutschland organisierte, waren dem Katalog, der sieben Mark kostete, zum einen als Künstlergabe ein monochromes Trio in Kleins Haupt- und Spezialfarben beigelegt. Und zum anderen konnte man für weitere drei Mark einen mit IKB durchtränkten Schwamm erwerben – jeder, um 5 mal 6 mal 5 cm, natürlich ein Unikat. Vierhundert Stück gab es davon. Und die zahlen sich inzwischen für den, der sie fünf Jahrzehnte ordentlich zu bewahren verstand,­ kräftig aus. 1999 hatte man dafür bereits 6600 Euro zu zahlen, ehe 2015 mit 44.000 Euro eine Höchstmarke gesetzt wurde.
Im Handel kursieren aber auch eine Menge dieser Schwämme, die auf unterschiedliche Weise mit einem Stahlstab um rund 20 cm erhöht wurden. Offensichtlich um mehr skulpturale Würde zu gewinnen. Ihre Krefelder Herkunft können sie dennoch nicht verleugnen. Das verraten die Provenienzen. Was Paul Wember einst gehörte, zählt natürlich besonders. Bei Ketterer war die Krefelder Herkunft 85.000 Euro wert. Doch es gibt noch die andere Seite. Auctionata hatte 2015 mit bis zu 70.000 Euro zu hoch gegriffen. Es ist eben nicht so, dass das Blau des Himmels, dem Klein mit seinem IKB eine besondere Ehre erweisen wollte, auch die Preise in den Himmel schießen lässt.

Service

Abbildung ganz oben:

Mit dem beim Auktionshaus Karbstein angebotenem Schwamm verlieh Yves Klein dem Foyer des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier Ende der 50er-Jahre Struktur (Foto: Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, Pedro Malinowski)

Auktion:

Kunst- und Auktionshaus Peter Karbstein
Düsseldorf
Auktion 11. Februar

Zum Katalog 

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST 125/2017 (Sonderheft Schweiz)

Zur Startseite