Von DDR-Architektur bis Puppentheater

Wir genießen Gegenwartskunst im Kloster Unser Lieben Frauen, schlendern zu Architektur-Highlights entlang der Elbe und tauchen ein in die Welt des Figurentheaters

Nach einem Frühstück im Café Neuzeit zwischen den Gründerzeitbauten am Hasselbachplatz beginnt der Tag nicht gleich wieder kirchlich, auch wenn es so klingt: Im Kloster Unser Lieben Frauen befindet sich seit Jahrzehnten ein Museum für Gegenwartskunst. In den späten Achtzigern entstand um das Kloster herum ein Skulpturenpark mit etwa 50 Werken bis hinunter zur Elbe: Jaguare und Jünglinge, Sozialistisches und Abstraktes. Das Museum selbst zeigte im Frühjahr die hypnotische Installation „Under the Cold Sun“ von Andrius Arutiunian. Die Ausstellung „Opération Béton“ beschäftigt sich mit dem Baustoff, der Magdeburg seine heutige Gestalt gab. Für Fans des Fertigbaus: Die Plattenbauten der Stadt, etwa in Neu Olvenstedt, sind heute fast alle abgerissen oder rückgebaut und pastellig angemalt.

Vom Museum aus lässt sich prächtig die Elbe entlangspazieren, gegen den Strom am rauschenden Domfelsen und den Elbtreppen vorbei. Am anderen Ufer leuchtet im Stadtpark die frisch renovierte Hyparschale in der Sonne, ein Meisterwerk der DDR-Architektur, das nach der Wende lang vor sich hin rottete. Vom Albinmüller-Turm daneben, einer Ikone des Neuen Bauens, reicht der Blick bis zum Harz. Für den Aufstieg braucht es nur etwa halb so viele Stufen wie im Dom.

Hinterm Domfelsen stromaufwärts kommt man an Gloria Friedmanns Skulptur Zeitzähler vorbei, einem Mann auf einer Erdkugel voller stehen gebliebener, mit Flussnamen versehener Uhren. Darüber grübelnd den Klosterbergegarten durchquerend, erreicht man den vielleicht lebendigsten Stadtteil Magdeburgs: das frühere Industrieviertel Buckau.

Szene aus dem Stück „Gefährliche Liebschaften“ im Puppentheater Magdeburg
Szene aus dem Stück „Gefährliche Liebschaften“ im Puppentheater Magdeburg © Viktoria Kuehne/Puppentheater Magdeburg

Lebendig ist in einer Stadt von der Größe Magdeburgs zwar relativ, aber es gibt hier spannende Straßenzüge. Vor allem: den Engpass, einen Teil der Schönebecker Straße. Im Engpass liegen die duk Galerie und die Kunstwerkstatt, ein kleines Brauhaus und die schönste Bar der Stadt: Hoeferts Nachbarschaftsbar, eine herrlich geflieste ehemalige Schlachterei. Kuchen, Kultur und andere Köstlichkeiten gibt es im Café Kurt um die Ecke.

Am Buckauer Bahnhof liegt eines der wichtigsten Figurentheater Deutschlands, das Puppentheater Magdeburg. Anfang Juni startete hier das internationale Festival „Kasper? Kasper“, und seit 27. Juni wird die Dreigroschenoper als Open-Air-Spektakel aufgeführt. Vom charmanten Theatercafé führt ein Gang in ein Rayonhaus, eines der für Magdeburg typischen Fachwerkhäuser, und in eine andere Welt: die Figurensammlung in der Villa P. Auf drei Etagen leben hier mehr als 1200 Puppen: Seiltänzer und burmesische Krieger, ein trauriger Gorbatschow, ein Hampelmann von Oskar Schlemmer, dazwischen toll illustrierte Plakate. Es fällt schwer, sich von ihnen zu verabschieden. Aber um 18 Uhr öffnet das Hoeferts für die Nacht.

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