Weissenhofsiedlung und Linden-Museum

Der Rundgang durch die Weissenhofsiedlung ist ein Muss für jeden Architekturfan. Danach besuchen wir eines der größten Völkerkundemuseen Europas

2. Tag

Wir beginnen wieder am Hauptbahnhof, den wir heute Richtung Europaviertel ver­lassen, ein nagelneues schickes Quartier, das im Zuge von Stuttgart 21 entstanden ist. Am Mailänder Platz wurde vor fünf Jahren die neue Stadt­bibliothek eröffnet. Der Besuch des 80 Millionen Euro teuren Gebäudes des südkoreanischen Architekten Eun Young Yi ist nicht nur für Freunde der Baukunst lohnenswert: Von der Dachterrasse hat man einen wunderbaren Blick über die gesamte Stadt. Im Norden entdecken wir unser nächstes Ziel, die 1927 auf dem Killesberg errichtete Weissenhofsiedlung. Sie entstand als Bauausstellung des Deutschen Werkbundes und gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse des Neuen Bauens. Insgesamt 33 Häuser mit 63 Wohnungen wurden von 17 damals zum Teil nur in Avantgardezirkeln bekannten Architekten – darun­ter Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Le Corbusier und Hans Scharoun – entwor­fen. Elf der Häuser sind im Original erhalten, darunter auch das jüngst von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Doppelhaus Le Corbusiers, das als Weissenhofmuseum besichtigt werden kann (alle anderen Gebäude sind bewohnt). Der Besuch des Museums und ein anschließender Rundgang durch die Siedlung sind jedem Architekturfan zu empfehlen.

Im Bücherhimmel – das Foyer der neuen Stadtbibliothek, die 2011 eröffnet wurde
Im Bücherhimmel – das Foyer der neuen Stadtbibliothek, die 2011 eröffnet wurde. © Foto: Jan Stöcklin/Creative Commons

Um vom Killesberg wieder hinunterzukommen, steigen wir an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, die zu den ältesten und größten Kunsthochschulen Deutschlands gehört, in den Bus. Unser Ziel ist das Linden-Museum,eines der größten Völkerkundemuseen Europas. Die zahlreichen Dauerausstellungen zeigen Kunst und Kunsthandwerk rund um den Globus. Bis zum 8. Mai 2022 ist dort die Werkstattausstellung „Linden-Museum und Württemberg im Kolonialismus“ zu entdecken.

Miniaturmaske Edo aus Benin, 15. Jh. Sie gehört zum reichen Bestand des Linden-Museums
Miniaturmaske Edo aus Benin, 15. Jh. Sie gehört zum reichen Bestand des Linden-Museums. © Foto: A. Dreyer/Linden-Museum Stuttgart

Weiter geht es zu Fuß, über den Hoppenlaufriedhof – mit knapp 400 Jahren der älteste Friedhof der Stadt –, vorbei an dem etwas in die Jahre gekommenen Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle, zum Galerienhaus Stuttgart 3.0, das die jungen Galerien Palmer, Schacher und Hartmann bespielen. Sie sehen sich nicht als Konkurrenten und zeigen in Einzel- und Gruppenausstellungen zeitgenössische Kunst. Für die, die keine Opern- oder Ballettkarten ergattert haben, bietet sich als perfekter Ausklang des zweiten Tags an, durch das Leonhards- und das benachbarte Bohnenviertel zu schlendern. Neben zahlreichen Galerien und kleinen Geschäften ist hier die Dichte gemütlicher Kneipen und Cafés, aber auch gehobener Restaurants besonders hoch. Wer es auf schwäbische Spezialitäten abgesehen hat, kommt mitten im Rotlichtviertel in der berühmt- berüchtigten Weinstube Fröhlich auf seine Kosten.

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