Am letzten Tag geht es ins Haus Riensberg und mit einem Spaziergang durch das Stadtzentrum zur Weserburg
3. Tag
ShareDas Focke-Museum, das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kultur, ist bis Ende 2026 geschlossen, aber wir besuchen auf seinem Gelände das Haus Riensberg. Gut 1200 Stücke zählt der beachtliche Bestand der europäischen Glaskunst vom 16. bis 20. Jahrhundert mit ausgefallenen Exponaten, etwa der Murano-Becher mit Fadendekor von 1600, das Achatglas des Florentiners Antonio Neri, die opalisierende Vase „Ceylan“ mit Sittichpaaren von René Lalique (1924) sowie Werken von Gottfried Spiller oder Louis C. Tiffany. Von Heinrich Vogeler stammt das „Zimmer einer jungen Frau“, sein Jugendstilbeitrag für die Kunstgewerbeschau in Dresden 1906. Das Spektrum des Allroundgenies Bernhard Hoetger erweitert sich hier um kunstvolle Möbel und ausgefallene Keramiken.
Zurück im Zentrum steigen wir die steilen Stufen zum Ratskeller hinab, wo 600 Jahre Geschichte auf moderne Gastronomie trifft. An langen Eichentischen oder in einem der fünf Priölken, kleine verschließbare Separees, isst man norddeutsche Klassiker. Am Buntentorsteinweg hat sich die Städtische Galerie etabliert, eine kleine, unkonventionelle Kunstinstitution, die regionale Kunst fördert und überregionale Ausstrahlung hat. Der Schwerpunkt liegt auf konzeptionellen Arbeiten. Mehrmals im Jahr finden temporäre Ausstellungen statt.
Dahinter liegt der grüne Deich der Kleinen Weser, der sich als kleine Kunstmeile entpuppt. Ein kurzer Spaziergang bringt uns zum Künstlerhaus Bremen. Die Institution bietet Künstlerinnen und Künstlern Ateliers und betreibt eine Galerie, die Wechselausstellungen von internationalem Format kuratiert.
Schräg gegenüber nehmen wir die Fußgängerbrücke, die uns auf die Halbinsel Teerhof und zum Highlight der internationalen Gegenwartskunst bringt: die Weserburg, das Museum für moderne Kunst mit dem Zentrum für Künstlerpublikationen. Draußen können wir auf den Backsteinen des alten Tabakspeichers Philosophisches lesen: „Auf Sand gebaut. Tatsächlich (aus) auf anderem Grund“, eine Idee des New Yorker Konzeptkünstlers Lawrence Weiner. Drinnen stehen der Moderne auf 5000 Quadratmetern helle, luftige Räume zur Verfügung, die nicht chronologisch erzählt wird, sondern durch Themenareale wie etwa Landschaft, Alltag oder vertikale Form. Zum Fundus gehören herausragende Positionen wie Dieter Roth, Rebecca Horn, Norbert Schwontkowski oder Paul Pfarr, Marcel Duchamp oder Daniel Spoerri. Seit gut fünf Jahren profiliert sich die Weserburg mit Ausstellungen von Künstlerinnen etwa Karin Sander, Kay Rosen oder Elaine Sturtevant. Bis zum 24. November ist die israelische Filmkünstlerin Yael Bartana zu sehen, die zusammen mit Ersan Mondtag auch den deutschen Pavillon in Venedig bespielt.
Am Nordende der Halbinsel hat sich nach Lawrence Weiner ein weiterer US-amerikanischer Konzeptkünstler verewigt: Sol LeWitt mit seiner Plastik Three Triangles von 1994. Seine weiß gestrichenen Mauersteine lösten in Bremen damals recht unterschiedliche Reaktionen aus. Zum guten Schluss zieht es uns noch mal an die Weserkante, wo die historischen Segler vertäut sind. Im Kleinen Lokal von Stefan Ladenberger erleben wir die gemütliche Wohnzimmeratmosphäre eines Bremer Hauses und genießen seine beiden Menüs, Nouvelle Cuisine im besten Sinne.