Streetfotografie ist ein enormes Feld, da ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Wir nennen die relevanten Museen, Händler und Auktionshäuser
Von
02.08.2023
/
Erschienen in
WELTKUNST Nr. 214
Street Photography ist in allen Museen beheimatet, die sich der Fotografie widmen. In Berlin sind da natürlich das Museum der Fotografie und gleich um die Ecke das Fotozentrum C/O Berlin, beide immer wieder mit spannenden Ausstellungen. Eine exzellente Fotosammlung besitzt das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, während unweit davon das Haus der Photographie in den Deichtorhallen in spektakulären Ausstellungen die Geschichte und die Gegenwart des Mediums durchleuchtet. Das Sprengel Museum in Hannover ist für unser Thema besonders wegen des Umbo-Bestands zu nennen. Mit amerikanischen Fotografen reich gesegnet ist die Pinakothek der Moderne in München, seit sie 2003 die Siemens-Fotosammlung übernahm. Gut aufgestellt ist auch die Deutsche Börse Photography Foundation in Frankfurt, ebenso die Walther Collection in Neu-Ulm mit ihren Schwerpunkten auf chinesischer und afrikanischer Fotografie. Und schließlich das Museum Ludwig in Köln, das eine der größten und bedeutendsten Fotosammlungen Europas besitzt.
In Paris ist das Maison européenne de la photographie ein Pilgerort, ebenso das Jeu de Paume, das zwar keinen eigenen Bestand hat, aber mit fantastischen Ausstellungen aus Geschichte und Gegenwart der Fotografie lockt. Die Fondation Henri Cartier-Bresson zeigt den Nachlass des Meisters unter wechselndem Fokus, daneben die Street Photography mit legendären Namen wie innovativen Zeitgenossen. Österreichs beste Fotosammlung findet sich in der Albertina in Wien, und in der Schweiz ist das Fotomuseum in Winterthur eine wichtige Anlaufstelle. In London sind das Victoria and Albert Museum und die Photographers’ Gallery führend. In den USA mit ihrer großen Street-Photography-Geschichte ist das George Eastman Museum in Rochester (New York) ein legendärer Ort. In New York City besitzen das International Center of Photography, das Metropolitan Museum und das Museum of Modern Art gewichtige Fotobestände, während in Los Angeles das J. Paul Getty Museum die erste Adresse ist. Und wer nach Brasilien kommt, sollte das Instituto Moreira Salles nicht versäumen. Die Ausstellungen in den zwei Häusern in São Paulo und Rio de Janeiro schöpfen aus einem Bestand von zwei Millionen brasilianischen Fotografien. Schließlich seien noch die Photo Days in Paris und der European Month of Photography in Berlin mit ihrer reichen Fülle von Ausstellungen erwähnt. Seit 2017 widmet sich die Pariser Schau Street Sans Frontières ausschließlich der Straßenfotografie, dieses Jahr vom 10. bis 12. November.
In New York, wo so viele der bedeutendsten Straßenfotografinnen und -fotografen arbeiteten, ragt die Howard Greenberg Gallery heraus, die eine beeindruckende Parade klassischer und zeitgenössischer Fotokünstler vertritt. Eine wichtige Adresse ist auch die Robert Mann Gallery. Es lohnt sich, die reiche New Yorker Szene an Fotogalerien zu erkunden. In San Francisco sollte man die Fraenkel Gallery ansteuern, eine große Auswahl von historischen und zeitgenössischen Positionen hat auch die Holden Luntz Gallery in Palm Beach. In London sind die Atlas Gallery oder die Michael Hoppen Gallery einen Besuch wert, in Paris ist Les Douches la Galerie besonders empfehlenswert. Deutschland hat einige kapitale Händler, voran Thomas Zander in Köln und Kicken in Berlin. In der Hauptstadt hat die Galerie Springer u. a. Saul Leiter und Joel Meyerowitz im Programm, aber auch bei Johanna Breede ist einiges an bedeutender Straßenfotografie zu finden. Gut aufgestellt sind auch Stephen Hoffman in München und Bene Taschen in Köln, Letzterer im eher zeitgenössischen Bereich. Am besten überblickt man die Szene auf der international führenden Messe, der Paris Photo in Paris.
Auf dem Auktionsmarkt sind die ganz teuren Klassiker vor allem die Domäne von Christie’s, Sotheby’s und Phillips. Für den mittleren Markt, aber auch das Segment für kleinere Geldbeutel sind die Fotoauktionen von Bassenge und Grisebach in Berlin, Lempertz in Köln oder Schneider-Henn in Seefeld bei München immer sehr gut bestückt. In Österreich sind Westlicht und das Dorotheum die entscheidenden Häuser, in der Schweiz Koller in Zürich. In New York behaupten sich Doyle und Swann mit ihren reichhaltigen Fotoauktionen neben den Global Playern, aber auf beiden Seiten des Atlantiks sollte man immer auch die kleinen, entlegenen Häuser im Blick haben, etwa Dominic Winter im britischen Cirencester, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.
Einen guten Überblick bietet das Standardwerk „Bystander. A History of Street Photography“ von Colin Westerbeck und Joel Meyerowitz (1994). Jüngere Entwicklungen im historischen Kontext spiegeln die Ausstellungskataloge „Street. Life. Photography. Street Photography aus sieben Jahrzehnten“ (2018) und „Street Life. Die Straße in der Kunst von Kirchner bis Streuli“ (2022). Sehr ergiebig sind die Online-Plattformen der Community, etwa der Street Photographers Foundation, von Women Street Photographers, Black Women Photographers oder dem Kollektiv In-Public.