Indigene Kunst der USA

Der Kampf um Sichtbarkeit

Im Südwesten der USA, an der Nordwestküste oder auch in Oklahoma sind Ausstellungen indigener Künstler keine Seltenheit. Nun richten auch die großen Museen in New York ihren Blick auf die unterbewertete Kunst amerikanischer Ureinwohner

Von Barbara Kutscher
25.08.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr.13/23

Geht es um den Stellenwert der indigenen Kunst in den USA, gibt es große regionale Unterschiede. Im Südwesten, an der Nordwestküste oder auch in Oklahoma sind Ausstellungen von indigener Kunst keine Seltenheit. Aber nun haben auch die Institutionen an der Ostküste einschließlich der Kunstmetropole New York aufgemerkt. Einige, darunter das Metropolitan Museum of Art, stellen erstmals Vollzeitkuratoren für indigene Kunst an. Ab August wird Dare Turner (Yurok) im Brooklyn Museum die Sammlung von Kunst der amerikanischen Ureinwohner kritisch aufarbeiten. Mit über 13.600 Objekten ist sie eine der bedeutendsten. „Das Brooklyn Museum ist entschlossen, die Ausgrenzung und Auslöschung der indigenen Bevölkerung zu adressieren”, sagt die Direktorin Anne Pasternak. Soeben richtete das Center for Curatorial Studies am Bard College eine „Fellowship in Indigenous Art History and Curatorial Studies” ein und das angeschlossene Hessel Museum of Art zeigt derzeit eine der interessantesten Ausstellungen zur zeitgenössischen indigenen Kunst (bis 26. November). Gastkuratorin Candice Hopkins (Tlingit, Carcross/Tagish) ließ sich von der schlichten Broschüre „Indian Theater: An Artistic Experiment in Process„ anregen, die 1969 vom Institute of American Indian Art (IAIA) herausgegeben wurde. Sie versucht, die lange geübte Praxis von Performance in indigenen Gesellschaften zu definieren und belegt Überschneidungen von Objekten, Performance, Film und Video.

KinoSaito
Installationsansicht der Ausstellung „Kikuo Saito and Friends: New York City Downtown and Beyond, 1970s and 1980s“ im Kunstzentrum KinoSaito in Verplanck. © Nianxin Li

Zahlreiche weitere Museen zeigen zeitgenössische indigene Künstler, darunter das Aldrich Contemporary Art Museum oder das Heckscher Museum of Art. Die New York Historical Society aktiviert ab dem 20. Oktober ihre Spitzensammlung von Gemälden der Hudson River School und konfrontiert sie mit Landschaften von Kay WalkingStick. Und zum ersten Mal wird mit dem Multimedia-Künstler Jeffrey Gibson (Mississippi Choctaw, Cherokee) ein indigener Künstler die USA nächstes Jahr auf der 60. Biennale in Venedig repräsentieren.

„Es ist die größte Welle, die wir jemals hatten, und es ist mehr als eine Welle“, berichtet Candice Hopkins, Executive Director und Chief Curator von Forge Project, gegenüber dem Kunstmagazin Cultured. Mit der 2021 gegründeten „social justice“-Initiative „Forge Project“ will die Philantropin Betty Gochman die Dekolonisation und Sichtbarmachung von indigener Kunst vorantreiben. Beraten vom ehemaligen New Yorker Galeristen Zach Feuer kauft sie in großem Umfang Werke indigener Künstler und stiftet oder leiht sie an Institutionen. „Indigene Kunst ist immens unterbewertet und unterrepräsentiert“, so Feuer gegenüber der New York Times. Zu den wenigen Galerien, die zeitgenössische indigene Kunst anbieten, gesellt sich im September zum ersten Mal die Sundaram Tagore Gallery in Chelsea und zeigt in „Native American Art Now“ (7. September bis 7. Oktober) Objekte von über 20 etablierten und jungen Künstlern aus den USA und Kanada.

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