Tony Cragg

„Kunst gibt der Welt eine andere Form“

Der Bildhauer Tony Cragg sieht Kunst als einzige Möglichkeit, gegen die Gleichförmigkeit industrieller Formen zu protestieren

Von Weltkunst News
14.07.2023

„Wer durch die Straßen geht, sieht immer nur das Gleiche. Autos, Werbeschilder, Lampen, Busse, Häuser, alles ist eine furchtbare Welt der Nützlichkeit, die arm an Formen ist. Es gibt eine Verarmung der Form auf diesem Planeten“, sagte der Künstler in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ und ergänzte: „Ich versuche, die geometrischen Formen der Industrie aufzubrechen. Meine Skulpturen haben keinen unmittelbaren Nutzen. Aber sie produzieren Gedanken und Gefühle. Das ist auch ein Nutzen.“

Der Künstler kritisiert die Konsumwelt als eine „an Ausdruck arme Realität“. Die Kunst eröffne die einzige Möglichkeit, Material für einen individuellen Ausdruck zu nutzen. „Die Bildhauerei ist die einzige Möglichkeit, Material so zu benutzen, dass wirklich neue Formen entstehen. Es geht nicht darum, die Welt irgendwie hübsch zu machen, aber Kunst gibt der Welt eine andere Form. Deshalb ist die Kunst ungemein wichtig“, sagte der Bildhauer.

Tony Cragg setzt deshalb auf Kunst als Provokation eingefahrener Wahrnehmung. „Die Menschen betrachten neue Kunstwerke wie ein Alien, das gelandet ist. Erst einmal finden alle diese neue Kunst schrecklich, weil sie keine Begriffe dafür haben und nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Nach einer Weile ändert sich das. Später finden die Menschen eine Skulptur großartig und wollen sie nicht mehr missen“, sagte der Künstler.

Tony Cragg gehört zu den weltweit erfolgreichsten Bildhauern. Der in Liverpool geborene Künstler betreibt in Wuppertal den Skulpturengarten Waldfrieden. Der vielfach ausgezeichnete Cragg war zwischenzeitlich auch Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. (dpa)

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