Bild des Tages

Eine neue Freundschaft

Happy End: Die Londoner National Portrait Gallery und das Getty Museum in Los Angeles erwerben gemeinsam Joshua Reynolds meisterhaftes Porträt von Omai

Von Sebastian Preuss
04.04.2023

Joshua Reynolds steht mit Thomas Gainsborough, Thomas Lawrence oder Henry Raeburn für eines der bedeutendsten Kapitel der britischen Kunstgeschichte: die Porträtmalerei im späten 18. Jahrhundert. Unter all diesen herrlichen Gemälden ist das Bildnis von Omai eines der großartigsten. Der Seefahrer James Cook brachte 1774 von seiner zweiten Südseereise einen polynesischen Gast nach England mit: Omai. Dieser blieb dort zwei Jahre, wurde allseits bewundert, war ein Liebling der Gesellschaft, und Reynolds verewigte ihn eindrucksvoll in voller Lebensgröße. Natürlich hat das mit dem damals herrschenden Exotismus und Kolonialismus zu tun, aber auch mit dem Drang, die ganze Welt kennenzulernen. Der Besitzer des Porträts, John Magnier, wollte das Werk seit zwanzig Jahren exportieren. Ein Kaufangebot der Tate Britain für 12,5 Millionen Pfund lehnte er schon 2002 ab. Seither vereitelte der britische Staat immer wieder den Export, aber die gesetzlichen Möglichkeiten waren irgendwann erschöpft. Die letzten Monate versuchte die National Portrait Gallery in London verzweifelt, die stolze (und ziemlich hochgegriffene) Kaufsumme von 50 Millionen Pfund mithilfe von Unterstützern aufzubringen. Trotz vielerlei Anstrengungen gelang dies in Großbritannien nicht. Nun fand sich aber zu guter Letzt doch eine neue und innovative Lösung: Die National Portrait Gallery und das Getty Museum in Los Angeles kaufen das Bild gemeinsam. Künftig wird es abwechselnd in London und Kalifornien zu sehen sein. Alte und Neue Welt bündeln ihre Kräfte. Ein bisschen wie beim Maler und seinem Modell.

Sir Joshua Reynolds Omai Getty Museum National gallery
Stolz nicht nur der Briten: „Bildnis von Omai“ von Sir Joshua Reynolds, 1776. © Wikimedia

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