Weltkunst im Juli

Das neue Heft ist da – mit James Ensor

In unserer Juliausgabe erkennen wir das Leben als makabren Karneval in den Bildern von James Ensor, treffen Michael Sailstorfer in seinem Atelier und verbringen drei Tage in der Kunststadt Hamburg

Von WELTKUNST Redaktion
29.06.2021

„Der Tod und die Masken“: Ein Gemälde von James Ensor beschreibt schon im Titel die wichtigsten Pole im Motivprogramm des belgischen Symbolisten. Die flatterhaften Rollenwechsel der Menschen und die permanente Bedrohung des Lebendigen durch den Sensenmann beschäftigten den Maler aus Ostende während seiner gesamten Karriere. Das genannte Hauptwerk gehörte einst der Kunsthalle Mannheim, die es 1927 erwarb, ein Jahr später groß in einer Ensor-Ausstellung zeigte und schon 1933 wieder verlor, als die Nationalsozialisten das „kulturbolschewistische Bild“ beschlagnahmten und ins Ausland verscherbelten. In diesem Sommer ist „Der Tod und die Masken“ vom Musée des Beaux-Arts in Lüttich nach Mannheim ausgeliehen und dort nun abermals in der Kunsthalle das zentrale Gemälde in einer großen Ensor-Schau (bis 3. Oktober). Im Reigen der Larven und Totenköpfe erkennen wir, dass dieser Maler das Leben ironisch betrachtete und als Spiel begriff – vielleicht weil der Kuriositätenladen seiner Eltern seine Wiege war.

Das neue Heft Cover James Ensor
Auf dem Cover der Juliausgabe ist James Ensors Gemälde „Frische Blumen und lustige Figuren“ aus dem Jahr 1937 zu sehen. © Steven Decroos/Courtesy Galerie Seghers/Privatsammlung/Courtesy Kunsthalle Mannheim

Als Trickster könnte man auch Michael Sailstorfer bezeichnen, weil er mit spielerischem Geist die gewohnten Dinge des Alltags so verfremdet, das sie uns ungewöhnlich und aufregend erscheinen. Kürzlich wurde der Künstler vom Modehaus Dior eingeladen, ein bekanntes Handtaschenmodell – die „Lady Dior Bag“ – auf seine Weise neu zu interpretieren. Sailstorfer schuf eine täuschend echte Replik der Tasche in Originalgröße, allerdings als massiven Eisenguss. Bei ihm ist der Dior-Klassiker also nicht nur in ästhetischer Hinsicht dauerhaft, sondern dürfte auch als materielles Objekt ein paar Jahrtausende überdauern. Kleiner Nachteil: Allzu einfach lässt sich die Skulptur „Heavy Dior“ nicht mehr bewegen, weswegen wir sie uns bei einem Besuch in Sailstorfers Berliner Atelier angeschaut haben.

Das neue Heft Michael Sailstorfer
Der Bildhauer Michael Sailstorfer hat auf die Einladung von Dior einen Taschenklassiker in Kunst verwandelt. © Foto: Catherine Peter

Dem Zahn der Zeit getrotzt haben ebenso die romanischen Kirchen in Deutschland. Aus dem Hochmittelalter grüßen diese Gebäude, die das architektonische Erbe der Antike in Rundbögen und der Form der römisch-christlichen Säulenbasilika bewahrten. Mit ihren schweren Mauern, den klar gegliederten Baukörpern und dem vorherrschenden Ideal der eleganten Schlichtheit finden die Kirchen der Romanik heute bei den Fans eines modernen Minimalismus großen Anklang. In jeder Region des Landes kann man sie besuchen. Wir zeigen die schönsten Ziele für einen Tagestrip.

Die Michaeliskirche in Hildesheim ist eines der frühesten Beispiele für romanische Architektur in Deutschland. © Hildesheim Marketing GmbH
Die Michaeliskirche in Hildesheim ist eines der frühesten Beispiele für romanische Architektur in Deutschland. © Hildesheim Marketing GmbH

Architekturliebhabern sei zudem ein Besuch in Hamburg anempfohlen. Der futuristisch wirkende Aufbau der Elbphilharmonie ist ja nur der neueste Blickfang im Stadtbild, das beispielsweise auch mit Fritz Högers Chilehaus – einem Prachtbau im feinsten Backsteinexpressionismus – prunken kann. Daneben verlocken zahlreiche sehenswerte Ausstellungen in Museen und Galerien zu einer eingehenden Betrachtung. So sind drei Tage in Deutschlands maritimster Metropole fast zu wenig.

Weltkunst Henrik Spohler Bucerius Kunst Forum
Henrik Spohlers „Containerterminal“ von 2013 ist derzeit im Hamburger Bucerius Kunst Forum zu sehen © Henrik Spohler

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