Kunstwissen

Reinhard Müller-Mehlis – ein Nachruf

Der langjährige Weltkunst-Korrespondent ist am 10. Januar in München verstorben. Gloria Ehret erinnert sich

Von Gloria Ehret
13.01.2020

Am 27. Dezember 1931 in Göttingen geboren, hat Müller-Mehlis in Hannover, Göttingen, Freiburg und München Kunstgeschichte, Germanistik und Zeitungswissenschaft studiert. Seit den 1960er Jahren hat er für eine Reihe Zeitungen und Zeitschriften über das Kunstgeschehen und speziell den Kunstmarkt geschrieben, darunter für das Handelsblatt oder den Münchner Merkur.

Reinhard Müller-Mehlis 1973 in München, Foto: Courtesy Daniel McLaughlin
Reinhard Müller-Mehlis 1973 in München, Foto: Courtesy Daniel McLaughlin

Von den 1970er Jahren bis 2005, lange vor dem Internet mit seiner grenzenlosen Informationsflut, berichtete Müller-Mehlis auch in der Weltkunst regelmäßig über den Kunstmarkt in München sowie das Auktions- und Messe-Geschehen weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus. Als ebenso kenntnisreicher wie kritischer Beobachter war er in schwächeren Kreisen des Kunsthandels wegen seiner spitzen Feder gefürchtet. Zu seinen bedeutenden Buch-Publikationen gehören „Kunst und Antiquitäten als Geldanlage“ von 1967, sein erstmals 1976 herausgebrachtes und in mehreren Auflagen nachgeliefertes Werk „Die Kunst im Dritten Reich“ oder „Des Kaisers neue Kleider. Der Schwindel mit der Moderne“ von 2003. Auch seine unzähligen Artikel in der Weltkunst waren gespickt mit Insider-Wissen, sein persönliches Kunstarchiv war legendär. Meist brachte er die Texte für seine Artikel – pünktlich und in bestellter Länge – persönlich in die Redaktion. Das gab ihm Gelegenheit, die jeweiligen Themen ausführlich vor uns Redakteuren auszubreiten. Seine Monologe waren schier unerschöpfliche Quellen an Hintergrundwissen aus erster Hand, das man sich in dieser Tiefe nirgends anlesen kann. Er war ein Kunstmarkt-Kenner und -Journalist vom alten Schlag, wie es sie heute kaum mehr gibt. Unter anderem hinterlässt er seinem Sohn Daniel McLaughlin über 25.000 Kunst-Bücher, die er gerne an eine geeignete Institution vermitteln würde, an der sie auch in Zukunft fachlich genutzt werden können.

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