Kunstwissen

Zerlesen, zerzaust, digital gerettet

Wo man alte Kinderbücher anschauen kann

Von Peter Dittmar
05.10.2017

Wenn die Kinder artig sind…“ schickt Heinrich Hoffmann seinem Struwwelpeter voraus, bringe ihnen das Christkind nicht nur „Guts genug“, sondern auch „ein schönes Bilderbuch“. Das war anno 1844. Davor bereits und erst recht danach mangelte es nicht an Kinderbüchern. Belehrenden vor allem, aber auch Märchen-, ABC-, Geschichten- und Bilderbüchern. Und so mancher, der das eine oder andere Buch aus seiner Kinderzeit bewahrt hat, verspürt, in die Jahre gekommen, die Lust, nachzuschauen und zu sammeln, womit in der Kinderzeit die Schau- und Leseabenteuer begannen. Das ist nur selten ein billiges Vergnügen, weil Kinderbüchern, besonders den vielgenutzten, meist keine lange Lebensdauer vergönnt wird. Zerlesen enden sie irgendwann und irgendwo. Aber inzwischen mangelt es nicht an Institutionen, an Universitätsinstituten und Bibliotheken, die den gedruckten Kindheitsbegleitern Aufmerksamkeit und archivalischen Eifer widmen. Und die, der Wissenschaft wie den Erinnerungsfreudigen dienlich, ihre Schätze digitalisieren und im Internet jedermann zugänglich machen – soweit das Copyright ihnen keine Grenzen setzt. Am Anfang steht natürlich das Orbis Sensualium Pictus, dessen erste Ausgabe 1658 im Verlag von Michael Endter in Nürnberg in Latein und Deutsch erschien. Und bald danach in mehr als 200 Ausgaben und rund 20 Sprachen. Darunter waren auch viersprachige wie 1666 eine in Latein, Deutsch, Italienisch und Französisch oder 1685 in Latein, Deutsch, Tschechisch und Ungarisch (unter bit.ly/2hkEtEF kann man eine Ausgabe von 1698 durchblättern).

Service

Dieser Beitrag erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 16/2017

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