10 unter 10.000

Beflügelnde Positionen

Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Folge 25: neue Positionen auf der Art Cologne

Von Christiane Meixner & Clara Zimmermann
15.11.2023

„Profile N115“ von Irina Ojovan

Wie ausgestanzt wirken die bunten Formen, die Irina Ojovan, Jahrgang 1988, mit Ölfarbe auf Papier festhält. Die weißen Leerstellen evozieren eine plastische Tiefe, die an architektonische Konstrukte erinnert. Mit ihrer klaren Formensprache und der diskreten Farbigkeit schafft die in Moldavien geborene Künstlerin ein ästhetisches Spannungsfeld, das zwischen harten Kanten und seichten Schattierungen changiert. Auch in ihren minimalistischen Skulpturen verbindet sie gekonnt Geometrie und Abstraktion. Im Jahr 2018 machte Ojovan ihren Abschluss als Meisterschülerin in der Klasse von Gregor Hildebrand in München, 2020 erhielt sie den Bayrischen Kulturförderpreis. Die Düsseldorfer Galerie Cosar bietet die Arbeit „Profile N115“ (74,9 x 56,7 Zentimeter) für 4800 Euro an.

Irina Ojovan Art Cologne
Irina Ojovan, „Profile N115“, 2023. © Cosar, Düsseldorf

„Subtraction #31“ von Rey Akdogan

Was von der Werbung übrig bleibt – ist ein weiches, von leuchtend farbigen Pigmenten durchsetztes Bild. Oder auch Objekt, ganz klar lässt sich das bei den neuen Arbeiten von Rey Akdogan nicht fassen. Die Künstlerin experimentiert in der Serie „Substraction“ mit Hochglanz-Abbildungen von Interieurs, Architektur und Lifestyle. Unter ihren Händen entleeren sich diese idealisierenden Bilder, die Begehrlichkeiten wecken sollen. Zeichnend, fotografierend, mithilfe von Lacken, Harz und anderen Techniken „entzieht“ sie ihnen die Botschaften und formt das Material um. Ein Experiment, verbunden mit der spannenden Frage, wie weit sich die sozialen wie ökonomischen Systeme mit den Mitteln der Kunst unbrauchbar machen lassen. Die Galerie Anke Schmidt aus Köln bietet die Arbeit (33 x 14 x 3 Zentimeter) für 4800 Euro an.

Rey Akdogan Art Cologne
Rey Akdogan, „Subtraction #31“, 2023. © Galerie Anke Schmidt, Photo: Alistair Overbruck

„U-ICB IX“ von Marta Dyachenko

Anfang des Jahres präsentierte Marta Dyachenko ihren sogenannten „Ruinengarten“ in den Räumlichkeiten der Galerie Dittrich & Schlechtriem in Berlin. Die dort ausgestellte Serie der 1990 in Kiew geborenen Künstlerin umfasst Betonskulpturen, Wandreliefs und Arbeiten auf Papier, von denen nun einige Schwergewichter auf der Art Cologne zu entdecken sind. Dyachenko studierte Architektur und Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin. Ihre skulpturales Werk spiegelt Zerstörung und Wiederaufbau im Schatten des Ukrainekriegs sowie ihre intensive Beschäftigung mit den Lebensphasen von Architektur, die sich etwa auch in ihrem großen Projekt „Neustadt“ von 2021 widerspiegelt, das sie mit Julius von Bismack in Duisburg realisierte. Die an ein U-Boot erinnernde Wandskulptur aus Beton „U-ICB IX“ (117 x 82 x 17 Zentimeter) kostet 4100 Euro.

Marta Dyachenko Art Cologne
Marta Dyachenko, „U-ICB IX“, 2023. © Copyright Marty Dyachenko, Photo, Jens Ziehe

„Erscheinen um zu verschwinden“ von Sinta Werner

Sinta Werner schaut auf Architektur, in der andere vor allem Zweckbauten erkennen. Funktional konstruierte Hochhäuser oder Tankstellen wie auf dem Bild „Erscheinen um zu verschwinden (Ljubljana)“ von 2022 – und genau hier setzt die in Berlin lebende Künstlerin an. Denn auch diese Orte kreieren urbane Räume, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Immerhin prägen sie unser Leben. Werner verdoppelt, verfremdet, rhythmisiert ihre Strukturen. Das irritiert und wirft gleich mehrere Fragen auf: nach dem Verhältnis der Fotografie zum realen Gebäude ebenso wie nach unserem Verhältnis zu beidem. Und außerdem sehen die Interventionen auch noch ziemlich anziehend aus. Für 2800 Euro steht die Arbeit (71 x 48 Zentimeter) bei Alexander Levy zum Verkauf.

Sinta Werner Art Cologne
Sinta Werner, „Erscheinen um zu verschwinden“, 2022. © Alexander Levy

„Irgendwann Freiheit“ von Jonas Fahrenberger

Die bunten Collagen von Jonas Fahrenberger erzählen von Wünschen und Sehnsüchten, von Unbeschwertheit und Ekstase. Auf den ersten Blick erinnern sie an das provokative Werk des 2002 verstorbenen Michel Majerus, der sich mit dem Beginn des virtuellen Zeitalters sowie Jugend- und Popkultur auseinandersetzte. Fahrenberger, Jahrgang 1995, studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Er scheut nicht vor kontroversen Themen wie Drogenkonsum oder Glücksspiel. In vielen seiner Arbeiten integriert er weggeworfene Rubbellose und Lottoscheine. Warum sind wir so fasziniert vom schnellen Glück? Mit seiner Kunst möchte der aufstrebende Künstler gesellschaftliche und psychologische Dimensionen rund um das Thema Hoffnung aufzeigen. Die Mixed-Media-Arbeit „Irgendwann Freiheit“ misst 150 x 130 Zentimeter und kann für 3800 Euro erworben werden.

Jonas Fahrenberger Art Cologne
Jonas Fahrenberger,„Irgendwann Freiheit“, 2023. © Jonas Fahrenberger, Galerie Nagel Draxler Berlin/Köln/München

„. Please . Do not despair .. my Friend …“ von Philip Emde

Der Kölner Künstler Philip Emde, Jahrgang 1976, sammelt seit einer Kindheit leidenschaftlich Steiff-Tiere. Auch sein Atelier gleicht einem Plüschtierzoo, denn die Tierchen sind ein integraler Bestandteil seines künstlerischen Schaffens. Für seine humorvollen Bilder setzt er die kleinen Stofffiguren in ungewöhnlichen Konstellationen zusammen, um sie anschließend zu Papier zu bringen. Manchmal tauchen sie auch in persona in seinen Installationen auf, so wie die beiden Affen vor der roten Leinwand, die die Galerie Ruttkowski;68 auf die Messe mitgebracht hat. Die Arbeit „. Please . Do not despair .. my Friend …“ misst 44 x 33 x 10 Zentimeter und kostet 5400 Euro.

Philip Emde Art Cologne
Philip Emde, „. Please . Do not despair .. my Friend …“, 2021. © Foto: Mareike Tocha, Courtesy the artist and Ruttkowski;68

Hier geht’s zur vorherigen Folge von „10 unter 10.000“.

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