Kunstmessen Chart & Enter Art Fair

Kunstsommer in Kopenhagen

Die beiden dänischen Messen Chart und Enter Art Fair finden zeitgleich statt, verfolgen aber unterschiedliche Ansätze

Von Sebastian Strenger
22.08.2022
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 13/22

Mit der Chart Kunstmesse sowie der Enter Art Fair eröffnet Kopenhagen den Kunstsommer der Stadt und nutzt dabei vor allem die Brücke zur Nachbarnation Schweden. Neben vielen Veranstaltungen über die dänische Grenze hinaus lockt vor allem die Enter Art Fair ein internationales Publikum mit zahlreichen Ausstellern in die dänische Hauptstadt. Denn der nordische Kunstmarkt boomt: Zuletzt hatte das Londoner Auktionshaus Bonhams das 75 Jahre alte Familienunternehmen und Auktionshaus Bruun Rasmussen in der dänischen Hauptstadt geschluckt.

Wenngleich die Enter Art Fair mit rund 90 internationalen Galerien die ältere Chart Art Fair gut ergänzt, hatte diese aufgrund ihrer Lage in einer abgelegenen ehemaligen Fabrikhalle in der Vergangenheit stets mit deutlich weniger Besuchern zu kämpfen. In diesem Jahr könnte alles anders werden: In einer Stadt, deren Infrastruktur für Radfahrer gemacht ist, erreicht man vom Zentrum aus die Enter Art Fair mit dem Fahrrad in 15 Minuten oder mit dem Fährboot in nur zehn Minuten. Hier sind alle Kontinente und Galerien von Singapur bis New York vertreten. Nahezu ein Drittel der Galerien kommt aus Kopenhagen und präsentiert zeitgenössische Kunst wie auch skandinavisches Design. Berührungsängste gibt es angesichts dieses breit gefassten Angebotes bei den Besuchern nicht.

Galerien wie Heike Strelow aus Frankfurt, Kornfeld aus Berlin und Setareh aus Düsseldorf setzen dagegen ausschließlich auf zeitgenössische Kunst. Die Berliner Galerie Haverkampf Leistenschneider etwa präsentiert Arbeiten von Anna Grath, die noch bis ins Jahr 2024 in der Hamburger Kunsthalle mit Wandskulpturen zu sehen ist. Daneben hängen in Kopenhagen Arbeiten von Maximilian Kirmse, dessen Bilder derzeit in der Neupräsentation der Sammlung des Kunstmuseums Bonn gezeigt werden, sowie Werke von Aubrey Levinthal, die derzeit unter anderem im ICA Boston zu sehen ist und von der Galerie seit diesem Jahr europaweit vertreten wird.

Maximilian Kirmse Gemälde Haverkampf Leistenschneider
Die Berliner Galerie Haverkampf Leistenschneider präsentiert auf der Enter Art Fair in Kopenhagen Arbeiten von Maximilian Kirmse, darunter das Gemälde „Da Jia Le“ von 2022. © Jens Ziehe

Während sich die jüngere Enter Art Fair kommerzieller und internationaler gibt, stellen auf der Chart Art Fair Galerien aus Dänemark und Schweden paritätisch fast Zweidrittel der Teilnehmer. Schwergewichte wie Andersen’s, Galleri Bo Bjerggaard und Martin Asbaek aus Kopenhagen zeigen eigens für die Messe kuratierte Präsentationen wie die von Tomás Saraceno, Tal R und Clare Woods sowie Carl Kostyál aus Stockholm / London mit der schwedischen Künstlerin Camilla Engström. Norwegen, Finnland und Island sind hier im letzten Drittel vertreten. Lediglich die Galerien Persons Projects und Dorothée Nilsson reisen aus Deutschland an, sowie Croy Nielsen, vormals Berlin und jetzt in Wien, als einzige österreichische Galerie.

Bereits früh gingen die Dänen mit ihrer Chart Kunstmesse neue Wege. Im diesjährigen Jubiläumsjahr ist in ihrer zehnten Ausgabe die Messe von einstmals fünf dänischen auf 38 überwiegend skandinavische Galerien angewachsen. Von Beginn an wurde jeder von der Messe generierte Gewinn wieder reinvestiert. Bei der Chart kann man als Galerie nur auf Einladung teilnehmen, und auch in diesem Jahr beziehen die Teilnehmer die zentral gelegene Kunsthalle Charlottenborg bei der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste in historischem Ambiente und mit einem großzügig weiträumigen Standkonzept ein, bei dem die Stände fließend ineinander übergehen.

Flankiert wird die Messe von Künstlergesprächen und Talks auf der Bühne zu aktuellen Themen sowie zum ersten Mal von Skulpturen im öffentlichen Raum. Dafür kooperiert die Chart Art Fair mit dem historischen Tivoli-Vergnügungspark. Die 1843 eröffneten Tivoli-Gärten zählen zu den ältesten Vergnügungsparks der Welt und werden im Zentrum von Kopenhagen erstmals Kunstinstallationen von insgesamt zwölf Künstlern und Künstlerinnen, darunter Austin Lee, John Kørner, Nanna Abell, Dominik Lejman und Pernille With Madsen präsentieren. So wirkt die Messe nun bis weit in die Stadt.

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